La Cage aux Folles

La Cage aux Folles

3 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Gestern hatte an der Wiener Volksoper das Musical „La
Cage aux Folles“ von Jerry Herman Premiere.
Unser Musiktheaterliebhaber Richard
Schmitz berichtet.


„La Cage aux Folles“ kann man
als Narrenkäfig übersetzen, der oft
verwendete Titel „Ein Käfig voller Narren“ führt etwas in die
Irre. Schließlich geht es um die Überwindung von Vorurteilen und
um Toleranz. Das homosexuelle
Paar George und Albin hat Jean-Michel, den Sohn von
George aus einer früheren Beziehung, aufgezogen. Als sich dieser
ausgerechnet in die Tochter eines politisch aktiven
Schwulenhassers verliebt, kommt es zu Verwicklungen
als die beiden Familien zum ersten Mal aufeinandertreffen.
Zuletzt muss der sture Vater doch nachgeben und der Hochzeit
seiner Tochter zustimmen. Melissa
King inszeniert das zurückhaltend und das ist gut
so. In einer Zeit in der LGBTIQ+ (das
ist die Aufzählung von Minderheiten, die nicht heterosexuell
ausgerichtet sind) heiß diskutiert wird, sollte das primitive
Lachen über Schwulenwitze vorbei sein. Drew
Sarich ist in Wien aus vielen Musicalproduktionen
im Ronacher bekannt. Er spielt den Albin überzeugend, für seine
Auftritte als Drag-Queen Zaza hat er
erfolgreich bei seiner Frau das Gehen und Tanzen in
Stöckelschuhen gelernt. Das Schwanken in seiner Liebe zu seinem
Partner Albin und seinem Sohn Jean-Michel
bewältigt Viktor Gernot mit Bravour.
Seine feine Ironie, die ich an ihm so liebe, kann er in dieser
Rolle leider nicht ausspielen. Oliver
Liebl und Juliette
Khalil sind das junge Paar. Die undankbare Rolle
des politisch illiberalen Vaters spielt
Hausherr Robert Meyer. Viele Pointen hat er
da nicht. Das Ensemble der Wiener Volksoper singt und tanzt sich
durch die tumultöse Handlung. Bühnenbild und Kostüme
sind trashig und entsprechen so dem
Gesamtbild. Das soll nicht heißen, dass sie auf den Müllhaufen
gehören, sondern darauf hindeuten, dass die Wiederverwertung im
Vordergrund steht. Das Orchester unter der Leitung
von Lorenz C. Aichner bemüht sich um
die schwungvolle aber wenig einfallsreiche Musik.


Es war ein vergnüglicher Abend von hoher
Professionalität, der auch zum Nachdenken anregt.
Karl-Heinz Hackl und Frank Hoffmann haben sich seinerzeit viel
„tuntiger“ verhalten und wären heute wohl peinlich. Für die
herzlichen Lacher musste sich weder man noch frau nachher
genieren. Das Premierenpublikum war begeistert.


Wertnote: 8,7/10 Punkten

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