Die tote Stadt
3 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Gestern wurde an der Wiener Staatsoper Erich Wolfgang
Korngolds Oper „Die tote Stadt“ wieder
in den Spielplan aufgenommen. Der radio klassik Stephansdom
Opernexperte Richard Schmitz war für
unsere Hörerinnen und Hörer dabei.
Die Inszenierung von Willy
Decker schildert die Handlung konsequent, ohne
hausbacken zu werden. Der verzweifelte Witwer, der sich manisch,
fast hysterisch an die Liebe zu seiner toten Frau klammert,
wird durch einen Traum geheilt. Die Ebenen von Traum und realem
Leben werden sauber getrennt und wo nötig auch verbunden.
Tiefenpsychologische Momente, die Traumdeutung und die scheinbare
Heilung einer Neurose wurden von Willy Decker fachkundig
herausgearbeitet: Freud hätte seine Freud‘.
Gespannt war ich auf Klaus Florian Vogt,
der die Partie des Paul in anderen Häusern und auf einigen
Tonträgern gesungen hat. Er hat meine Erwartung voll erfüllt. Da
stimmt die psychologische Durchdringung dieser irrlichternden,
neurotischen Figur, die er auch stringent darstellt. Seine helle
Stimme erlaubt ihm wortdeutlich und musikalisch zu phrasieren.
Seine Marietta Vida Miknevičiŭté hat
es daneben nicht leicht. Ihre gut geführte, große Stimme
beeindruckt. Ohne Textsystem hätte man aber kein Wort verstanden.
Diese Marietta gäbe Gelegenheit mit allen Facetten einer
Singschauspielerin zu brillieren, von der jungen übermütigen Frau
bis zur energischen Vertreterin ihrer Interessen wäre da alles
drinnen. Manche schöne Phrase wurde allerdings auch vom
Dirigenten Thomas Guggeis zugedeckt.
Der gescheite Text des Librettos sollte besser zur Geltung
kommen. Der Dirigent sollte nicht nur die Klangpracht des
Orchesters nutzen, sondern auch die gesungenen Worte
berücksichtigen. Gut gelungen war der Schlager von Paul und
Marietta „Glück das mir verblieb“, der sich
leitmotivisch bis ins Finale durchzieht. Da gab es Szenenapplaus.
Neben den beiden Protagonisten waren auch Monika
Bohinec als Brigitta und Adrian
Eröd als guter Freund Frank und als Pierrot
hervorragend. Adrian Eröd stattete auch den zweiten
Schlager „Mein Sehnen, mein
Wähnen“ mit Wohlklang aus.
Diese Wiederaufnahme wurde mit Begeisterung vom fast gefüllten
Haus bejubelt. Alle Unkenrufe, die dieses Werk in Operettennähe
stellen wollen, sind ja schon länger verstummt. Ein großes Werk
aus einer großen Zeit der Wiener Musikkultur gehört an dieses
Haus.
Wertnote: 8,9/10 Punkten
Empfehlung: Stefan Mickisch im Korngold
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