Peter Grimes am Ring
3 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Im Oktober 2021 hatte Benjamin Brittens „Peter
Grimes“ im Theater an der Wien großen Erfolg.
Gestern nahm die Staatsoper die Christibe Mielitz-Inszenierung
aus dem vorigen Jahrhundert (Premiere 12.2.1996) wieder in den
Spielplan auf. Von der Oktober-Premiere an der linken Wienzeile
war Richard Schmitz begeistert. Wie war es gestern am Ring?
Die Inszenierung von Christine
Mielitz widmet sich vor allem der Charakterisierung
der vielen Figuren, vor allem der des Peter
Grimes. Die Kostüme unterstützen das sehr gut. Das
Bühnenbild stört nicht. Auch in der Wiener
Staatsoper stand daher der Sänger der Titelrolle im
Mittelpunkt. Jonas Kaufmann legte den
Peter Grimes grundlegend anders an. Da war kein dumpfer
Gewaltmensch zu sehen, sondern ein vom Pech verfolgter
sentimentaler, im Grunde gutmütiger Fischer, der für seine Heirat
Geld scheffeln wollte und in der Dorfgemeinschaft aneckt. Diese
Charakterambivalenz erfüllt Jonas Kaufmann mit all seinen
künstlerischen Ausdrucksfacetten. Da gibt es herbe Töne, aber
auch lyrische Legatobögen, klare Spitzentöne und verhaltenes
Piano. Lise Davidsen als Ellen Orford
kann da mit ihrer großen, noch ungeschliffenen Stimme nicht ganz
mithalten. Wenn sie an der Differenzierung ihres Ausdrucks
arbeitet, wird das noch eine der ganz Großen des Sopranfaches.
Eine verhuschte Dorfschullehrerin ist sie natürlich
nicht. Bryn Terfel als Balstrode zur
Verfügung zu haben, ist ein großes Glück. Die unverrückbare Treue
dieser Figur wird da deutlich. Auch die anderen Rollen haben bei
Christine Mielitz eigene Charakterisierungen, die
etwa Thomas Ebenstein als
betrunkener Sektierer und Stephanie
Houtzeel als kapriziöse, drogensüchtige Sedley voll
ausspielen. Auch die anderen, Wolfgang
Bankl, Noa
Beinart, Ileana
Tonca und Aurora
Marthens als ungleiches
Nichtenpaar, Carlos Osuna geben ihren
Rollen ein eigenes Profil. Die Feinheiten des
Feministinnenquartetts kommen vor dem Vorhang besonders intensiv
zur Geltung. Die Widersprüchlichkeit der Haltung der
Dorfbevölkerung wird durch den exzellenten
Chor klar zum Ausdruck gebracht. Zurecht wurden
auch Simone Young und
das Staatsopernorchester am Ende
bejubelt. benjamin Brittens Zwischenspiele, die richtige
Klangjuwele sind, konnte man ohne Ablenkung genießen.
Philharmonische Höhepunkte. Jonas Kaufmann hat seinen Fans
bewiesen, dass er auch aus komplexeren Opernrollen menschliche
Figuren machen kann.
PS: Ich bin froh, dass meine Frau und ich das erleben konnten.
Noch am Nachmittag war das gar nicht so sicher. Unsere PCR-Tests
sind erst nach 36 Stunden während der Vorstellung eingetroffen.
Erfreulicherweise wurde ein aktueller Antigen-Test akzeptiert.
Es war ein großer Opernabend, der der Wiener Staatsoper und
seinem jubelnden Publikum alle Ehre macht.
Wertnote: 9,3/10 Punkten!
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