#7 Ostfrieslands Wikipedianer

#7 Ostfrieslands Wikipedianer

zu Gast: Matthias Süßen
1 Stunde 4 Minuten
Podcast
Podcaster
Musikerin Sabine Hermann im Gespräch mit interessanten Menschen aus Ostfriesland

Beschreibung

vor 3 Jahren
Wenn man in der Wikipedia etwas über Ostfriesland liest, kann man
davon ausgehen, dass dieser Artikel von Matthias Süßen geschrieben,
oder zumindest von ihm bearbeitet wurde. ​ Der aus dem
Südbrookmerland stammende Journalist macht unter anderem 
Dokumentationen für das Fernsehen und gibt sein Wissen an
Nachwuchs-Journalist*innen weiter. Seit 15 Jahren ist er bei der
Wikipedia aktiv und hat mittlerweile bereits 681 Artikel verfasst.
An über weiteren 3000 Artikeln ist er inhaltlich beteiligt. Dafür
bekommt er keinen Cent, sondern macht das aus Spaß an der Freude.
Er nennt es "Ehrenamt" und finanziert alles, was er dafür braucht,
selbst - von der Foto-Ausrüstung bis zur Literatur, mit deren Hilfe
er für seine Artikel recherchiert. Seine Themen rund um
Ostfriesland sind Geschichte, Archäologie, Architektur,
Ortsartikel, Kirchen, Küche und Kultur. Das jüngste Projekt wurde
durch die Kölner Wiki-Community angeregt: Bis zum internationalen
Frauentag sollten möglichst viele Frauenbiografien in die Wikipedia
gestellt werden und Matthias hat dafür über Frauen recherchiert,
die in irgendeiner Form mit Ostfriesland verbunden sind. In knapp
drei Monaten verfasste er 56 Artikel. Darunter sind Frauen, denen
etwas Schreckliches passiert ist, wie zB die "Malle Geertje",
Geertje Tjarks Haan, die auf Borkum 42 Jahre lang unbekleidet in
einem Armenhaus angekettet lebte. Aber auch Geschichten von Frauen,
die Besonderes geleistet oder bewirkt haben, wurden von Matthias
für die große Öffentlichkeit in Worte gefasst. Bei der
komplizierten Recherche hat auch das Buch "Freie Friesentöchter"
von Klaas Dieter Voß geholfen. ​ Startschuss für seine Tätigkeit
bei der Wikipedia war die Suche nach dem Brokmerbrief. Dabei merkte
er schnell, dass er bei der Recherche selbst am meisten lernt und
hörte fortan nicht mehr auf zu schreiben. Am Erstellen von
Beiträgen über Ostfriesland begeistert ihn besonders, dass er
vieles neu entdecken und die Region nacherleben kann. Er beweist
damit, dass über diese sehr ländlich geprägte Region viele
spannende Dinge zu berichten sind. Und durch seine Artikel können
nun viele Menschen Ostfriesland mit anderen Augen sehen. ​ Die
meisten Wikipedia-Artikel werden im Kollektiv geschrieben. Matthias
schätzt die lebendige und aufmerksame Zusammenarbeit in diesem
Netzwerk. Durch dieses Netzwerk wurden ihm schon Reisen zu
Wikimania-Tagungen nach London, Hongkong, Italien und Armenien
ermöglicht. Lernen macht also mehr als schlau ;-) ​ Matthias
fotografiert auch für die Wikimedia. Dort findet man
bezaubernde,  von ihm fotografierte Motive aus Ostfriesland:
Landschaften, Gebäude und natürlich Kirchen. Über die
Nutzungsrechte klärt er im Podcast sehr verständlich auf. ​ In
diesem Interview habe ich erfahren, dass es sogar die Plattdeutsche
Wikipedia gibt, die immerhin über 82.000 Artikel verfügt. Dass der
Artikel über Ostfriesland wesentlich länger ist als der Artikel
über Deutschland, ist nur ein amüsantes Detail. Durch viele
historische Texte, sowie auch durch Artikel über Dinge des heutigen
Alltags wird die plattdeutsche Sprache in dieser Plattform lebendig
gehalten. ​ Matthias hat als Kind zunächst nur Plattdeutsch
gesprochen und seine Lieblingsausdrücke sind die Tiernamen, wie zum
Beispiel "Mieghamel" (Ameise). Natürlich haben wir auch darüber
gesprochen, warum sie so heißt. ​ Sehenswerte Szenespots sind für
Matthias das Kloster Ihlow und das Rheiderland. In dieser
abgeschiedenen Gegend gibt es die Häuptlingsburg "Steinhaus in
Bunderhee" und der auf Stelzen stehende Kiekkaaste, von dem aus man
wunderbar die Vogelwelt beobachten kann. ​ Typisch ostfriesisch
sind für den regen Wikipedianer die ruhige und gelassene
Grundhaltung in Ostfriesland und natürlich der Tee! Den
braucht man auch, wenn man ein so abwechslungsreiches Leben hat.

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