Jean-Pierre Wils: Sich den Tod geben. Suizid als letzte Emanzipation?
57 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Über (das Recht auf) Suizid und assistierte Sterbehilfe wird auch
in Deutschland leidenschaftlich diskutiert – nicht erst, seit das
Bundesverfassungsgericht im Februar 2020 das Verbot organisierter
Sterbehilfe für verfassungswidrig erklärte und das Recht auf
selbstbestimmtes Sterben betonte.
Jean-Pierre Wils verneint diese Autonomie nicht, sieht die
herrschende Dominanz einer Ethik der Freiheit aber kritisch:
Könnte das Recht auf selbstbestimmtes Sterben nicht auch den
Druck erhöhen, die vermeintlich vernünftige Entscheidung für den
Suizid zu treffen, wenn unsere Erwartungen an uns selbst und das
Leben, wenn Selbstoptimierung und Verwertbarkeit an ihre Grenzen
kommen?
Wils plädiert eindringlich dafür, die Debatte in einem größeren
Kontext zu führen, und bietet dafür auf der Basis seines
profunden historischen Wissens Orientierung an. Seine These: Erst
wenn wir wieder unsere Endlichkeit akzeptieren und sie der
kulturellen Verdrängung und Amnesie entreißen, können wir zu
einer angemessenen Diskussion über die Sterbehilfe kommen und
eine zeitgemäße Politik des Sterbens entwickeln.
In seinem Geleitwort stellt Herbert Prantl das Buch von
Jean-Pierre Wils "Sich den Tod geben. Suizid als letzte
Emanzipation?" (Hirzel-Verlag, 2021) in den Kontext der
Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2020 und
schreibt:
„Aber: das höchste Gericht war bei seinem Sterbehilfe-Urteil zu
giftbecherfixiert. Es hat dem Sterberecht zu viel und dem
Lebensrecht zu wenig Raum gegeben. Das Gericht ist von einem
klinisch-reinen, einem quasi-heiligen Sterbewillen ausgegangen.
Es sind Vereinfachungen, die Jean-Pierre Wils in diesem Buch
anschaulich beschreibt.“
Jean-Pierre Wils ist Theologe, Philosoph und Professor für
Philosophische Ethik und Kulturphilosophie. Er lehrt an der
Radboud-Universität Nijmegen.
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