Treffliche Bemerkungen über den Menschen. Skeptische Moralistik und christlicher Humanismus. Vortrag von Dr. Robert Zimmer
19 Minuten
Beschreibung
vor 4 Jahren
Ob Erasmus, Montaigne oder Valéry: Die Abneigung gegen jede Form
von theoretischer Systematik, und naiv-optimistischem
Menschenbild ist ihnen ebenso gemeinsam wie der Sinn für die
verborgenen Motive menschlichen Verhaltens, die pointierte
Menschenbeobachtung und die Vorliebe für die
aphoristisch-essayistische Form.
Dabei lohnt es sich, den Begriff Moralistik genauer in den Blick
zu nehmen, um ihn deutlich von moralinsauren Morallehren
abgrenzen zu können. Denn für beide Zugänge bleibt die Frage, wie
der Mensch angesichts der Fülle und der Widersprüche des Lebens
angemessen mit den Phänomenen von Illusionierung, Enttäuschung,
Resignation und Pessimismus umgeht. Hier formuliert die
„klassische“ Moralistik, über den Gestus der Entlarvung hinaus
(so z.B. bei La Rochefoucauld, Cioran oder Gomez Davilá)
Klugheitsempfehlungen, die den Menschen gemäß dem Bibelwort „Seid
klug wie die Schlangen!“ zu einem geschickten Sozialverhalten im
Dienst individueller Selbstbehauptung anleiten (siehe Baltasar
Gracián). In der Moralistik korrespondiert Skepsis mit
Weltklugheit. Der christliche Humanismus könnte von der Tradition
skeptischer Moralistik lernen, nicht so rasch von der Bestimmung
des Menschen zu reden oder zu selbstsicher seine
Gottebenbildlichkeit zu behaupten.
Dr. Robert Zimmer lebt als philosophischer Sachbuchautor in
Stuttgart, Foto Fritz-Peter Linden.
03.04.2020
Katholische Akademie in Berlin
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