Anna Schiester im Kurz-Interview

Anna Schiester im Kurz-Interview

Anna Schiester geht für die Bürgerliste in der Stadt Salzburg am 10. März als Spitzenkandidatin in die Bürgermeister- und Gemeinderatswahl. Wir haben die 35-Jährige zum Interview getroffen und wollten dabei weniger über Politik und mehr über das Persönlic
6 Minuten

Beschreibung

vor 8 Monaten

An einem verregneten und kalten Freitagvormittag treffen wir Anna
Schiester im Restaurant "Superstanza" auf der rechten Salzburger
Altstadtseite. Die 35-Jährige verspätet sich etwas, weil sie vor
Interviewbeginn noch schnell auf eine dickere Jacke wechselt und
dazu einen Abstecher nach Hause macht. Der Vorschlag für das
Lokal als Örtlichkeit für das Interview kam von Schiester: "Ich
bin hier sehr oft, es ist einfach ein urbaner Ort in der Stadt.
Viele junge Menschen kommen hier her. Außerdem gibt es einen
schönen, großen Gastgarten", erklärt sie die Entscheidung.


Weniger "aber", mehr "weil"


Die Grünen-Politikerin macht immer wieder mit Vorschlägen zu
Verkehrsberuhigung und Begrünung der Stadt Salzburg von sich
reden. Doch woher kommt dieses Engagement? "Zum einen lebe ich
wahnsinnig gerne in der Stadt Salzburg – sonst wäre ich ohnehin
schon woanders hingegangen. Es ist aber auch so, dass man in
Gesprächen mit Menschen, die schon länger hier wohnen, hört
‚Salzburg ist eine schöne Stadt, aber…‘. Entweder es ist zu
teuer, es gibt zu wenig Platz für Junge oder man steht viel im
Stau. Ich will aus dem ‚aber‘ ein ‚weil‘ machen, denn ich finde,
es gibt hier extrem viel Potential."


Gerechtigkeitssinn treibt Anna Schiester an


Sich selbst beschreibt Schiester als regelrechte
"Gerechtigkeitsfanatikerin". Das sei schon immer so gewesen, auch
zu Schulzeiten, als sich die damalige Schul- und
Klassensprecherin für Mitschüler:innen einsetzte, wenn die Note
auf eine Schularbeit nicht angemessen erschien. "Nun bin ich
Sozialpolitikerin und Ungerechtigkeiten – egal, ob es darum geht,
dass eine Frau den Job nicht bekommt oder jemand aufgrund seiner
Hautfarbe diskriminiert wird – waren mir immer schon ein Dorn im
Auge. Der Gerechtigkeitssinn treibt mich an und bestimmt sicher
mein politisches Leben."


Den Ausgangspunkt für dieses Streben nach Gerechtigkeit findet
man vielleicht in ihrer Kindheit. Aufgewachsen ist Schiester als
älteste von drei Schwestern in Kuchl (Tennengau). "Man lernt
aufeinander zu schauen, dass man nicht alleine ist auf der Welt
und dass es Bedürfnisse anderer gibt, auf die man achten muss.
Außerdem lernt man zu streiten und sich wieder zu versöhnen", so
Schiester.


Erfahrungen als Politikerin in männerdominierten Welt


Alles Eigenschaften, die als Politikerin durchaus gefragt sind –
gerade in einer männerdominierten Welt, in der sie ihre ganz
eigenen Erfahrungen gesammelt hat. "Ich würde nun wahnsinnig
gerne sagen, es ist nicht schwierig und kein Thema mehr. Aber
leider habe ich oft in meinem Leben erfahren müssen, dass man auf
das Geschlecht reduziert wird – gerade im Bauressort. Man muss
schon immer das bessere Argument haben, sich besser vorbereiten
und lauter sein als andere, um gehört zu werden. Ich kämpfe
dafür, dass das für künftige Generationen nicht mehr so ein Thema
ist", gibt sich Schiester entschlossen.


Ausgleich am Almkanal und in Bars


Ruhe und Kraft nach dem oft hektischen politischen Alltag tankt
die 35-Jährige im Sommer am Almkanal und im Winter bei einem
Spaziergang über den Mönchsberg. Und in welchen Bars ist Anna
Schiester anzutreffen? "Man sagt mir ja fälschlicherweise nach,
dass ich ein reges Nachleben führe“, sagt sie mit einem Lächeln.
„Ich bin gerne hier (Superstanza, Anm.), in der Academy Bar und
der Times Bar. Die sind alle im Andräviertel, wo ich auch wohne.
Es ist ein schönes Grätzl. Und manchmal bin ich bei Mentors in
der Gstättengasse, das darf ich nicht vergessen."


Glück findet Schiester in ihrer Freizeit nach einer ausgedehnten
Tour am Gravel-Bike, die mit einem Sprung in einen der Salzburger
Seen und einem anschließenden Kaffee endet. Und was macht sie
traurig? "Wenn ich Armut sehe. Es macht mich traurig, weil das
eine Form von Ungerechtigkeit ist, die in einer reichen
Gesellschaft wie unserer nicht sein müsste. Vor allem, wenn sie
Kinder betrifft."


Ziele für den 10. März


Mit Blick auf den 10. März wirbt Anna Schiester als "Salzburgs
erste Bürgermeisterin“ um die Stimmen der Wählerinnen und Wähler.
Weniger, weil eine Frau Dinge besser machen würde, sondern
anders: „Ich glaube, dass Frauen oft einen anderen Blick auf die
Dinge haben. Weil sie oft andere Erfahrungen machen und sich mehr
behaupten müssen. Und ich glaube, diesen Blick zu haben, da kann
man schon einiges anders machen als Männer."


Stichwahl zwischen Auinger und Dankl?


Ihr erklärtes Wahlziel ist es, dass die Bürgerliste Teil der
Stadtregierung bleibt. "Natürlich freue ich mich über jede
Stimme, die mich zur Bürgermeisterin wählt. Aber das wirklich
Entscheidende ist, dass die Bürgerliste stark in Stadtregierung
vertreten bleibt. Denn ich glaube, es braucht uns in dieser Stadt
in gestaltender Form.“ Und wer wird das neue Stadtoberhaupt in
Salzburg? „Ich denke, es kommt zu einer Stichwahl zwischen
Bernhard Auinger und Kay-Michael Dankl", wagt Anna Schiester
einen Blick in die Glaskugel.

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