Gesundheitliche Beschwerden im Kopf-Hals-Bereich nach Auffahrunfällen im niedrigen Geschwindigkeitsbereich
Beschreibung
vor 22 Jahren
In einer prospektiven Studie wurden Daten zur Unfallschwere und
Verletzungen nach Auffahrunfällen im sogenannten
Niedergeschwindigkeitsbereich erhoben. Dafür wurden 22 Unfälle mit
32 Insassen ausgewertet. Dabei standen zwei Fragen im Vordergrund:
1. Wie und welche Befunde werden in praxi von den behandelnden
Ärzten erhoben? 2. In welchem Bereich der Geschwindigkeitsänderung
∆v des Fahrzeuges der Patienten liegen diese Unfälle? Das
Beschwerdebild, das u.a. als HWS-Distorsion bezeichnet wird, tritt
häufig als alleinige Verletzung nach Auffahrunfällen mit geringer
Geschwindigkeitsänderung auf. Bei 32 Personen, die einen derartigen
Unfall erlitten und ein Krankenhaus aufgesucht hatten, wurden, mit
deren schriftlichem Einverständnis, die erhobenen Befunde der
behandelnden Ärzte ausgewertet und nach der Klassifikation der
Quebec Task Force (QTF) eingeteilt. Die Fahrzeugschäden wurden
besichtigt und fotographisch dokumentiert sowie die Sitzposition
während des Unfalls rekonstruiert. Dabei wurden diverse
Sitzparameter, der horizontale und vertikale Abstand zwischen Kopf
und Kopfstütze bestimmt. Bei der Befragung der Patienten wurden
neben den Basisdaten Alter, Geschlecht, Körperlänge und Gewicht,
die Beschwerden im Bereich der HWS ermittelt. Nach ca. einem halben
Jahr wurden die Patienten zum Verlauf der Beschwerden und
Entschädigungszahlungen befragt. In einigen Fällen wurden
entsprechende Versicherungsakten eingesehen. Die
Geschwindigkeitsänderung ∆ v des gestoßenen Fahrzeuges wird heute
als verletzungsmechanisch relevanter Parameter bei derartigen
Unfällen angesehen. Dieser wurde nach zwei rechnerischen Verfahren
aufgrund der Fahrzeugbeschädigung des gestoßenen Fahrzeuges
abgeschätzt. Die Geschwindigkeitsänderung der untersuchten Unfälle
lag zwischen 6 und 17 km/h. Bereits bei niedrigen Geschwindigkeiten
zwischen 6 und 9 km/h traten initiale Beschwerden auf, die die
Betroffenen veranlaßten, einen Arzt aufzusuchen. Im Bereich
zwischen 6 und 12 km/h kam es in zwei Fällen zu reversiblen
neurologischen Defiziten. Schwerere Verletzungen, wie z.B.
Frakturen oder Instabilitäten der HWS, konnten in keinem Fall
radiologisch nachgewiesen werden. Trotz nicht objektivierbarer
Beschwerden wurde von den untersuchenden Ärzten oft die Diagnose
HWS-Distorsion gestellt. Die wesentlichen Ergebnisse dieser Arbeit
sind: - Höhere ∆v verursachen im Mittel schwerwiegendere
Verletzungen nach QTF. - Höhere ∆v verursachen im Mittel eher
Kopfschmerzen. - Dem schmerzfreien Intervall ist bei der Einstufung
der Verletzung nicht die Bedeutung zuzuweisen, die es in der
Einteilung nach Erdmann erfährt. - Bei zunehmenden Abständen
zwischen Kopf und Kopfstütze in der Horizontalen nimmt die
durchschnittliche Verletzungsschwere zu. - In der Vertikalen findet
sich kein Zusammenhang zwischen dem Abstand Kopf - Kopfstütze und
der Verletzungsschwere. - Die mittlere Dauer der Beschwerden nimmt
bei schweren Verletzungen zu, überstieg aber in der Regel auch bei
Verletzungen, die nach QTF 2 eingestuft wurden, 3 Wochen nicht. -
Für die hier untersuchten Verletzungen wurden von den
Versicherungen Schmerzensgelder in Höhe von 200.- DM bis zu 1800.-
DM gezahlt. Die Höhe hängt offensichtlich nicht mit der
Verletzungsschwere nach QTF zusammen. - Bei schwereren stoßenden
Fahrzeugen und bei einem größeren Quotienten aus Gewicht des
stoßenden durch das Gewicht des gestoßenen Fahrzeuges sind die
Verletzungen schwerer. - Im Unterschied zu anderen Studien zeigte
sich kein Zusammenhang zwischen der Schwere der Verletzung und dem
Geschlecht. - Es findet sich kein Zusammenhang zwischen dem Alter
und der Verletzungsschwere. - Die Stoßerwartung reduziert die
Verletzungsschwere, d.h. bei Personen, die auf den Unfall
vorbereitet waren, weil sie den Unfallgegner im Rückspiegel haben
kommen sehen, war die Verletzung im Mittel weniger stark
ausgeprägt. Daraus läßt sich zusammenfassen, daß eine geringe ∆v,
ein geringer Abstand zur Kopfstütze, ein schweres Auto, ein
leichter Unfallgegner und eine Vorbereitung auf den Anprall zu
einer schwächeren Ausprägung der typischen Beschwerden nach
Auffahrunfällen führt. Die Einteilung der initialen Beschwerden
sollte durch ein transparentes, nachvollziehbares System erfolgen,
wie es die Quebec Task Force entwickelt hat, da komplexere
Einteilungen wie die von Erdmann weder den behandelnden Ärzten in
ihrem vollen Umfang bekannt sind noch eine größere klinische und
forensische Relevanz haben.
Verletzungen nach Auffahrunfällen im sogenannten
Niedergeschwindigkeitsbereich erhoben. Dafür wurden 22 Unfälle mit
32 Insassen ausgewertet. Dabei standen zwei Fragen im Vordergrund:
1. Wie und welche Befunde werden in praxi von den behandelnden
Ärzten erhoben? 2. In welchem Bereich der Geschwindigkeitsänderung
∆v des Fahrzeuges der Patienten liegen diese Unfälle? Das
Beschwerdebild, das u.a. als HWS-Distorsion bezeichnet wird, tritt
häufig als alleinige Verletzung nach Auffahrunfällen mit geringer
Geschwindigkeitsänderung auf. Bei 32 Personen, die einen derartigen
Unfall erlitten und ein Krankenhaus aufgesucht hatten, wurden, mit
deren schriftlichem Einverständnis, die erhobenen Befunde der
behandelnden Ärzte ausgewertet und nach der Klassifikation der
Quebec Task Force (QTF) eingeteilt. Die Fahrzeugschäden wurden
besichtigt und fotographisch dokumentiert sowie die Sitzposition
während des Unfalls rekonstruiert. Dabei wurden diverse
Sitzparameter, der horizontale und vertikale Abstand zwischen Kopf
und Kopfstütze bestimmt. Bei der Befragung der Patienten wurden
neben den Basisdaten Alter, Geschlecht, Körperlänge und Gewicht,
die Beschwerden im Bereich der HWS ermittelt. Nach ca. einem halben
Jahr wurden die Patienten zum Verlauf der Beschwerden und
Entschädigungszahlungen befragt. In einigen Fällen wurden
entsprechende Versicherungsakten eingesehen. Die
Geschwindigkeitsänderung ∆ v des gestoßenen Fahrzeuges wird heute
als verletzungsmechanisch relevanter Parameter bei derartigen
Unfällen angesehen. Dieser wurde nach zwei rechnerischen Verfahren
aufgrund der Fahrzeugbeschädigung des gestoßenen Fahrzeuges
abgeschätzt. Die Geschwindigkeitsänderung der untersuchten Unfälle
lag zwischen 6 und 17 km/h. Bereits bei niedrigen Geschwindigkeiten
zwischen 6 und 9 km/h traten initiale Beschwerden auf, die die
Betroffenen veranlaßten, einen Arzt aufzusuchen. Im Bereich
zwischen 6 und 12 km/h kam es in zwei Fällen zu reversiblen
neurologischen Defiziten. Schwerere Verletzungen, wie z.B.
Frakturen oder Instabilitäten der HWS, konnten in keinem Fall
radiologisch nachgewiesen werden. Trotz nicht objektivierbarer
Beschwerden wurde von den untersuchenden Ärzten oft die Diagnose
HWS-Distorsion gestellt. Die wesentlichen Ergebnisse dieser Arbeit
sind: - Höhere ∆v verursachen im Mittel schwerwiegendere
Verletzungen nach QTF. - Höhere ∆v verursachen im Mittel eher
Kopfschmerzen. - Dem schmerzfreien Intervall ist bei der Einstufung
der Verletzung nicht die Bedeutung zuzuweisen, die es in der
Einteilung nach Erdmann erfährt. - Bei zunehmenden Abständen
zwischen Kopf und Kopfstütze in der Horizontalen nimmt die
durchschnittliche Verletzungsschwere zu. - In der Vertikalen findet
sich kein Zusammenhang zwischen dem Abstand Kopf - Kopfstütze und
der Verletzungsschwere. - Die mittlere Dauer der Beschwerden nimmt
bei schweren Verletzungen zu, überstieg aber in der Regel auch bei
Verletzungen, die nach QTF 2 eingestuft wurden, 3 Wochen nicht. -
Für die hier untersuchten Verletzungen wurden von den
Versicherungen Schmerzensgelder in Höhe von 200.- DM bis zu 1800.-
DM gezahlt. Die Höhe hängt offensichtlich nicht mit der
Verletzungsschwere nach QTF zusammen. - Bei schwereren stoßenden
Fahrzeugen und bei einem größeren Quotienten aus Gewicht des
stoßenden durch das Gewicht des gestoßenen Fahrzeuges sind die
Verletzungen schwerer. - Im Unterschied zu anderen Studien zeigte
sich kein Zusammenhang zwischen der Schwere der Verletzung und dem
Geschlecht. - Es findet sich kein Zusammenhang zwischen dem Alter
und der Verletzungsschwere. - Die Stoßerwartung reduziert die
Verletzungsschwere, d.h. bei Personen, die auf den Unfall
vorbereitet waren, weil sie den Unfallgegner im Rückspiegel haben
kommen sehen, war die Verletzung im Mittel weniger stark
ausgeprägt. Daraus läßt sich zusammenfassen, daß eine geringe ∆v,
ein geringer Abstand zur Kopfstütze, ein schweres Auto, ein
leichter Unfallgegner und eine Vorbereitung auf den Anprall zu
einer schwächeren Ausprägung der typischen Beschwerden nach
Auffahrunfällen führt. Die Einteilung der initialen Beschwerden
sollte durch ein transparentes, nachvollziehbares System erfolgen,
wie es die Quebec Task Force entwickelt hat, da komplexere
Einteilungen wie die von Erdmann weder den behandelnden Ärzten in
ihrem vollen Umfang bekannt sind noch eine größere klinische und
forensische Relevanz haben.
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