Therapieergebnisse in der Lese-/Rechtschreibübungsbehandlung

Therapieergebnisse in der Lese-/Rechtschreibübungsbehandlung

Beschreibung

vor 22 Jahren
Zusammenfassend muß für die hier besprochenen Therapiestudien
angenommen werden, daß der Grad der Lese-/Rechtschreibstörung in
den verglichenen Studien weniger ausgeprägt war, als in der hier
vorgestellten Studie. Nachdem die verwendeten Testmaterialien und
Auswertungsmethoden nie identisch waren, konnte kein direkter
Vergleich der Ergebnisse angestellt werden. c. Einfluß einer
Sprachstörung und psychischer Störungen Zu den weiter
durchgeführten statistischen Untersuchungen, wie der Prüfung des
Einflusses einer Sprachstörung, eines Hyperkinetischen Syndroms und
einer motorischen Störung, sowie Diskussion des Alters, Geschlechts
und des Intelligenzquotienten ergaben sich folgende Ergebnisse.
Einfluß einer Sprachstörung auf den Therapieerfolg: Bei der
Untersuchung der fünften Hypothese wurde festgestellt, daß die
sprachgestörte Gruppe keine signifikant schlechteren
Therapieergebnisse erreichte. Im deutsche Sprachraum konnten keine
anderen Untersuchungen gefunden werden, die sich mit dem Einfluß
einer Sprachstörung auf den Lese-/Rechtschreiberfolg beschäftigen.
Einzig Ensslen (1984) stellte fest, daß zusätzlich sprachgestörte
Legastheniker, trotz adäquater Behandlung zumeist sehr geringe
Leistungsfortschritte zeigen. Beim ersten Testzeitpunkt wiesen die
15 klinisch behandelten, sprachgestörten Kinder einen wesentlich
schlechteren Lese-/Rechtschreibstatus auf und waren zusätzlich bei
der Diagnosestellung im Mittel ein Jahr jünger als die Kinder der
nicht sprachgestörten Vergleichsgruppe. Zur Darstellung des
Therapieeinflusses mußten Differenzen zwischen beiden
Testzeitpunkten gebildet werden. Also wurde nur ein
Leistungsunterschied in Zahlenform ausgedrückt und für die beiden
Gruppen sprachgestört/nicht sprachgestört verglichen.
Möglicherweise könnte der dabei gemessene Unterschied annähernd
gleich groß sein und so zu einem ähnlichen Ergebnis in der
sprachgestörten Gruppe geführt haben. Das gleich große Ergebnis
könnte jedoch auch auf die hier angewandte Übungstherapie
zurückzuführen sein. Gezeigt werden konnte, daß sprachgestörten
Legasthenikern mit psychiatrischer Begleitsymptomatik in diesem
klinischen Setting zu einem ähnlichen Therapiefortschritt verholfen
werden kann, wie er für einen Legastheniker ohne Sprachstörung
ambulant zu erzielen ist.. Einfluß eines Hyperkinetischen Syndroms
auf den Therapieerfolg: In dieser Untersuchung konnte kein
Zusammenhang beobachtet werden. Die Rolle eines Hyperkinetischen
Syndroms bei der Legastheniebehandlung wurde 1985 von Cantwell und
Baker für den amerikanischen Sprachraum als möglicher Faktor, der
die Therapieergebnisse beeinflussen kann, beschrieben. Weitere
Angaben konnten nicht gefunden werden.Einfluß einer motorischen
Störung auf den Therapieerfolg: Für diese Studie konnte aus
statistischen Gründen nur eine Tendenz für den Einfluß einer
Motorischen Störung beschrieben werden. Sie zeigt ebenfalls an, daß
der Behandlungserfolg nicht durch eine motorische Störung
beeinflußt wird. Warnke (1990) schreibt von dem untergeordneten
Einfluß einer motorischen Störung auf die Behandlungsergebnisse,
sonst waren keine weiteren Angaben verfügbar. Einfluß des Alters
auf den Therapieerfolg: Das Alter der Kinder zum ersten
Testzeitpunkt dieser Untersuchung hatte keinen erkennbaren Einfluß
auf den bisher beobachtbaren Therapieerfolg. Dies entspricht nicht
den Feststellungen von Scaborough (1991), der herausfand, daß ein
möglichst früher Therapiebeginn von entscheidender Bedeutung für
die Therapieeffizienz ist. Einfluß des Geschlechts auf den
Therapieerfolg: Ebenso spielte das Geschlecht (siehe auch Studie
von Lovett et al.,1989) keine erkennbare Rolle für den
Therapieerfolg. Die Aussagemöglichkeiten dieser Untersuchung
bezüglich des Geschlechtes war allerdings durch die geringe Anzahl
der weiblichen Kinder (N = 4) deutlich eingeschränkt. Zusammenhang
zwischen Intelligenzquotient, Alter und Therapieerfolg: Bei der
Betrachtung von Alter und Intelligenzquotienten konnte ein
Zusammenhang beobachtet werden. Je älter das Kind war, desto höher
war der Intelligenzquotient. Wahrscheinlich ist dieser Zusammenhang
durch das geringe Alter der sprachgestörten Kinder bedingt, die
wegen mehrerer Teilleistungsstörungen möglicherweise nicht in der
Lage waren, den Intelligenztest vollständig nach Vorschrift
durchzuführen. Der durchschnittliche Unterschied bezüglich des
Intelligenzquotienten zwischen sprachgestörten und nicht
sprachgestörten Kindern lag - je nach Hypothese - bei 6 bis 17
IQ-Rangpunkten. Dabei zeigte die sprachgestörte Gruppe immer einen
niedrigeren Durchschnitts-IQ. Ein Zusammenhang des
Intelligenzquotienten mit der Leistungsänderung aller drei
Untersuchungsmöglichkeiten der 1. Hypothese war jedoch nicht
festzustellen.

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