Ergebnisse der konservativen Behandlung bei Frozen shoulder

Ergebnisse der konservativen Behandlung bei Frozen shoulder

Beschreibung

vor 22 Jahren
Die Frozen shoulder ist eine Erkrankung, die nach dem heutigen
Kenntnisstand zu dem Formenkreis der Fibromatosen gehört. Das
histopathologische Korrelat ist eine vermehrte Fibrosierung, eine
Hyalinisierung und eine fibrinoide Degeneration der Gelenkkapsel
und der umgebenden Ligamente. Es resultiert eine schmerzhafte
Bewegungseinschränkung der Schulter, die vor allem die
Bewegungsrichtung der Elevation und Außenrotation betrifft. Die
vorliegende Arbeit ist eine retrospektive Studie zur konservativen
Therapie der Frozen shoulder. Es wurden die Patientendaten aller
Patienten mit Frozen shoulder der Schulterambulanz der
Chirurgischen Klinik und Poliklinik Innenstadt der LMU München aus
den Jahren 1987 bis 1997 ausgewertet. Von den 155 an idiopathischer
Schultersteife erkrankten Patienten waren 64 bereit an einer
Befragung teilzunehmen, 36 kamen zu einer Nachuntersuchung in die
Klinik. Fünf Patienten waren zwischenzeitlich verstorben, die
restlichen 50 Patienten konnten trotz intensiver Nachforschung
nicht mehr erreicht werden. Somit wurden 100 Patienten in die
vorliegende Studie eingeschlossen. Die Patienten waren zum
Zeitpunkt ihrer Erkrankung durchschnittlich zweiundfünfzig Jahre
alt. Unter den Erkrankten befanden sich 66 Frauen und 34 Männer. In
acht Fällen trat später eine Frozen shoulder auch an der primär
nicht betroffenen Seite auf. Insgesamt handelt es sich somit um 108
befallene Schultern bei 100 Patienten. Bei allen Patienten wurden
die Angaben zur Anamnese, zur Therapie und zum aktuellen Befund
vervollständigt. Die prätherapeutischen Werte der Patienten wurden
den Akten der Schulterambulanz der Chirurgischen Klinik und
Poliklinik entnommen. Bei den Patienten, die sich persönlich wieder
vorstellten, erfolgte eine klinische Untersuchung, die mit dem
Constant-Score bewertet wurde. Dieser international übliche
Schulter-Score umfaßt neben subjektiven Angaben zu Schmerz und
Aktivität auch die objektive Komponente der Kraftmessung. Der Test
erreicht eine maximale Punktezahl von 100 Punkten in den
Teilbereichen Schmerz (15 Punkte), Aktivität (20 Punkte),
Beweglichkeit (40 Punkte) und Kraft (25 Punkte).Zur Beurteilung der
Ergebnisse wurden die Patienten in zwei Gruppen eingeteilt: ·
Gruppe 1 - nur Physiotherapie (64%), n=69 Schultern · Gruppe 2 -
Distensionsarthrographie und Physiotherapie (36%), n=39 Schultern
Um einen eventuell unterschiedlichen Krankheitsverlauf erkennen zu
können, wurden die Patienten mit Diabetes mellitus noch einmal
getrennt dargestellt und mit den stoffwechselgesunden Patienten
verglichen: · Gesamtes Patientenkollektiv ohne Diabetes mellitus
(88%), n=95 Schultern · Gesamtes Patientenkollektiv mit Diabetes
mellitus (12%), n=13 Schultern Die neunundsechzig Schultern der
Gruppe 1, die nur mit Physiotherapie behandelt wurden, konnten sich
im Constant-Score in der Kategorie Beweglichkeit von 13 Punkten auf
34 Punkte verbessern. Im Teilbereich Schmerz erreichten die
Schultern, die vor Behandlung einen Constant-Wert von 2 Punkten
hatten, einen Wert von 13 Punkten. Die mittlere Krankheitsdauer
betrug 15 Monate, im Schnitt betrieben diese Patienten 10 Monate
lang krankengymnastische Übungen unter Anleitung. Bei den 39
Schultern der Gruppe 2, initiale Distensionsarthrographie und
anschließende Physiotherapie, konnte der Constant-Wert
Beweglichkeit, der vor Behandlung bei 13 Punkten lag, nach
Behandlung auf 35 Punkte verbessert werden. Der Constant- Wert
Schmerz wurde von 2 Punkten auf 13 Punkte verbessert. Die mittlere
Erkrankungsdauer dieser Gruppe lag bei 17 Monaten, die
durchschnittliche Behandlungsdauer bei 9 Monaten. Die Gruppe der
Patienten ohne Diabetes mellitus erreichte in der Beweglichkeit 35
Punkte nach Beendigung der Behandlung mit Physiotherapie mit oder
ohne Distensionsarthrographie, der Ausgangswert lag bei 13 Punkten.
Die Schmerzen wurden vor Behandlung mit 2 Punkten bewertet und
konnten auf einen Wert von 13 Punkten verbessert werden. Im Mittel
litten diese Patienten 16 Monate unter der Schultersteife und waren
durchschnittlich 9 Monate in krankengymnastischer Behandlung. In
der Gruppe der Diabetiker verbesserte sich durch die Behandlung mit
Physiotherapie mit oder ohne Distensionsarthrographie der
Bewegungsumfang der Schultern von 12 Punkten auf 27 Punkte. Im
Bereich Schmerz fand eine Verbesserung von 3 auf 12 Punkte statt.
Die Erkrankungsdauer betrug bei der Gruppe mit Diabetes mel-litus
im Mittel 14 Monate. Die Patienten waren durchschnittlich 9 Monate
in krankengymnastischer Behandlung. Die schlechtesten Ergebnisse
erreichten Patienten mit einer geringen Anzahl von
krankengymnastischen Behandlungen. In zwölf Fällen konnte jedoch
eine Ursache für das schlechte Ergebnis bezüglich Beweglichkeit und
Schmerzhaftigkeit der Schulter nicht gefunden werden, so daß der
therapierefraktäre Verlauf der Frozen shoulder bei diesen Patienten
nicht erklärt werden kann. Die Gruppe der Diabetiker erreichte ein
signifikant schlechteres Ergebnis bezüglich Schmerz und
Beweglichkeit (Mann-Whitney-Test, Signifikanzniveau 0,05), jedoch
konnte auch hier mit entsprechender physiotherapeutischer
Behandlung ein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht werden.
Physiotherapie scheint eine geeignete Therapieform der Frozen
shoulder zu sein, mit der sich eine Verkürzung des angenommenen
Spontanverlaufes der Erkrankung von zwei Jahren auf eineinviertel
Jahre erreichen läßt. Die Distensionsarthrographie verbessert in
der vorliegenden Studie das Ergebnis nicht. Deshalb könnte diese
invasive Maßnahme auch weggelassen werden, sofern sie nicht zur
Diagnosestellung benötigt wird. Wichtig ist es, den Patienten auf
den langwierigen Verlauf seiner Erkrankung hinzuweisen und ihn
gegebenenfalls mit einem Heimübungsprogramm aktiv in die Therapie
miteinzubeziehen.

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