Beschreibung

vor 22 Jahren
In der vorliegenden Arbeit wurden vergleichende Untersuchungen zur
Wachstumsanalyse nach BJÖRK (1969) [16] von sechs unterschiedlich
erfahrenen Betrachtern im Fach Kieferorthopädie vorgenommen. Der
Fokus dieser Betrachtung bezieht sich auf den Vergleich dieser
Prognose mit dem wirklich eingetretenen Wachstum und den
Empfehlungen von STEINER (1953) [72] für die Prognose der
sagittalen Relation von Maxilla zu Mandibula dargestellt im
ANB-Winkel. Der erste Teil der Untersuchungen prüft die Merkmale 1
bis 3 (Form der Kondylen, Canalis mandibularis, Unterrand der
Mandibula mit Symphyse) der Wachstumsanalyse nach BJÖRK auf die
Abhängigkeit vom Erfahrungswert der Betrachter und ihren Einfluss
auf die Gesamtanalyse. Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit
dem Vergleich der Analysenergebnisse mit den wirklich eingetretenen
Veränderungen. 50 Kinder im Alter zwischen 8 und 12 Jahren mit
einer ANGLE-Klasse II-Anomalie wurden für diese Studie ausgewählt.
Von jedem Patienten liegen Fernröntgenseitenbilder zu zwei
Zeitpunkten (Behandlungsbeginn und Behandlungsende) vor. Die
kephalometrische Auswertung erfolgte nach Empfehlungen von HASUND
und WINGBERG durch eine einzige Person. Die von sechs Betrachtern
ermittelte Wachstumsprognose, erstellt nach dem Anfangsbefund,
konnte so mit dem tatsächlich erhaltenen Ergebnis nach Abschluss
der Behandlung beziehungsweise nach Wachstumsende gegenübergestellt
werden. Die computergestützte Auswertung erfolgt nach der
Empfehlung von BECKMANN, WINGBERG und HASUND (1983) [6]. Die
ermittelten Werte werden als konstant angesehen. Nach der
strukturellen Analyse nach BJÖRK (1969) [16] und OEDEGAARD (1970)
[51],[52] wurde von allen sechs Betrachtern an den
Fernröntgenseitenbildern zu Behandlungsbeginn die ersten drei
Bewertungsmerkmale der Wachstumsanalyse beurteilt. Die Kriterien 4
bis 6 der Analyse werden nach den gemessenen Werten als konstant
angesehen und als objektive Merkmale bezeichnet. Somit können die
subjektiv bewerteten Kriterien 1 bis 3 von den sechs Betrachtern
einzeln bewertet und deren Einfluss auf die Gesamtanalyse
untersucht werden. Ein Vergleich dieser Bewertungen zeigt
einerseits, dass die Tendenz zur Übereinstimmung von Merkmal 1 zu
Merkmal 3 wächst, und dass die bestehenden Diskrepanzen der
Einzelmerkmale in der Zusammenfassung bei der Gesamtanalyse
zunehmend an Einfluss verlieren. Obwohl das subjektive Merkmal 1
mit der geringsten Übereinstimmung gemeinsam mit dem objektiven
Merkmal 6 die Translation vorhersagt, ist die Tendenz auch hier
sehr konvergent. Die Rotationsaussagen, bewertet aus allen
Einzelmerkmalen, zeigen dieselbe hohe Übereinstimmung. Eine
Abhängigkeit vom Erfahrungswert der Betrachter konnte weder bei den
Einzelmerkmalen noch bei dem Ergebnis der Gesamtanalyse
festgestellt werden. Die Diskrepanzen zwischen den Studenten, den
Assistenten und dem Professor waren gleichmäßig verteilt und
unauffällig. In Merkmal 1 und 2 stimmten die signifikanten
Ergebnisse überein, hingegen konnten bei Merkmal 3 keine
auffälligen Übereinstimmungen festgestellt werden. Der erste Teil
der Studie zeigt, dass Betrachter mit unterschiedlichen
orthopädischen Kenntnissen zu vergleichbaren Ergebnissen bei der
Wachstumsanalyse nach BJÖRK und OEDGAARD kommen. Bei den
Einzelmerkmalen allerdings gelangen sie nur in einem gewissen
Prozentsatz zu gleichen Bewertungen. Da der Einfluss der einzelnen
„subjektiven" Merkmale auf das Gesamtergebnis durch die als
konstant angesehenen „objektiven" Merkmale in der Endaussage sinkt,
sind diese Diskrepanzen als wesentlich anzusehen. Die ANB-Prognose
1 nach STEINER (ANB/2+1), ohne eine Individualisierung des
Sicherheitsfaktors 1, gemäß den Ergebnissen der Wachstumsanalyse
von BJÖRK und OEDEGAARD, liegt der Realität zum Zeitpunkt T3, also
am Ende der kieferorthopädischen Behandlung, am nächsten. Die nach
der Wachstumsprognose von BJÖRK und OEDEGAARD individualisierte
Vorhersage durch Varianten des Sicherheitsfaktors 1 liegt
durchschnittlich unter der ANB-Prognose 1 nach STEINER, weisen also
kleinere Werte auf. Dadurch war der ANB-Winkel zum Zeitpunkt T3
größer als nach BJÖRK und OEDGAARD vorhergesagt. Da man davon
ausgehen kann, dass vom Zeitpunkt des Endbefundes T3 eine weitere
Verkleinerung des ANB-Winkels stattfindet, könnte diese ANBPrognose
2 den ANB-Winkel zu einem späteren Zeitpunkt, nach Abschluss des
Restwachstums, vorhersagen.

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