Beschreibung

vor 22 Jahren
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen systematischen Überblick
über Ursachen und Behandlung erworbener Vaginalstenosen zu geben
und die Evidenzstärke therapeutisch/prophylaktischer Massnahmen zu
bewerten. Wie schon Richter zitiert (Richter und Terruhn 1982)
sehen Frauen weniger im Uterus als in der Scheide ihre Weiblichkeit
verkörpert. Es wird deutlich, dass nicht-kongenitale Verengungen
der Vagina bei betroffenen Frauen zu erheblichen Störungen der
physischen und psychischen Integrität führen können, obschon nicht
zwangsläufig mit subjektiven Beschwerden einhergehen müssen. Die
Sichtung des Studienmaterials zum Thema ergibt nur sehr wenige
prospektiv randomisiert placebokontrollierte Studien zur Behandlung
der Vaginalstenose (Evidenzgrad Ib oder höher). In vielen Fällen
handelt es sich um kleine Fallzahlen oder retrospektive
Betrachtungen mit geringer Evidenzstärke. Angaben zur Inzidenz
variieren erheblich, abhängig davon, ob vaginale Veränderungen im
Rahmen der Gesamtmorbidität einer Erkrankung oder isoliert
betrachtet wurden. Auch die klinische Absicherung einer
Vaginalstenose wurde nicht einheitlich vorgenommen. Dies erschwert
eine Vergleichbarkeit der Studien. Untersuchungen zur sexuellen
Funktionsstörung nach Erkrankungen, die zu einer Beeinträchtigung
der vulvovaginalen Anatomie führen können, wurden im Rahmen dieser
Arbeit wiederholt betrachtet, da hier häufig auch eine
differenzierte Untersuchung des Vaginaltraktes erfolgte. Vaginale
Folgen des Lichen sclerosus, des Lichen planus, des Lyell-Syndromes
und des Stevens-Johnson-Syndromes sind selten. Im Rahmen
gyäkologischer Operationen, Bestrahlungen wegen eines
gynäkologischen Karzinoms des Genitaltraktes oder einer cGVHD muß
häufig mit stenosierenden Beschwerden gerechnet werden. Trotz
zahlreicher Behandlungsansätze liegen gesicherte Erkenntnisse zu
der Prävention vulvovaginaler Spätfolgen wie Synechien und
Stenosierungen für die genannten Ursachen nicht vor. Lediglich die
Wirksamkeit von topischen Östrogenen auf vulvovaginale Spätfolgen
einer Strahlentherapie ist in prospektiv randomisierten Studien
belegt (Ib, A). Behandlungsregime wie frühzeitige lokale
Applikation von Kortikosteroiden, Einlage eines
kortisonbeschichteten Obturators bereits im akuten
Krankheitsstadium, frühzeitige Wiederaufnahme von
Geschlechtsverkehr sind rein empirisch und bedürfen der Absicherung
durch prospektive Untersuchungen. Dies dürfte bei der Seltenheit
genannter Erkrankungen mühsam und langwierig sein. Die erhöhte
Inzidenz von Vaginalstenosen in Studien, die gezielt vulvovaginale
Veränderungen betrachteten und die geringe Gesamtzahl
kontrollierter Studien machen deutlich, dass vulvovaginale Folgen
bislang zu wenig untersucht sind. Eine operative Therapie der
vulvovaginalen Schädigung ist nur selten notwendig, dann aber
häufig technisch sehr anspruchsvoll. Es stehen eine Reihe von
Operationsverfahren zu Verfügung, die für die Behandlung sowohl
narbiger Strikturen als auch Gewebedefekte geeignet sind. Die Fülle
der Methoden spiegelt die Schwierigkeiten wider, ein wirklich
befriedigendes Behandlungsergebnis zu erreichen. Vorliegendes
Datenmaterial inkludiert nur relativ geringe Fallzahlen. Es gibt
keine prospektiven Untersuchungen, die Operationsmethoden
gegeneinander vergleichen. Dies dürfte bei der geringen Zahl an
operationsbedürftigen Befunden und der konsekutiven Entwicklung
einer präferierten Operationstechnik einzelner Zentren auch
schwierig durchzuführen sein.

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