Untersuchung des zellulären Immunsystems schizophrener Patienten mittels Durchflusszytometrie
Beschreibung
vor 22 Jahren
Bei schizophrenen Patienten sind immunologische Veränderungen
nachweisbar, die auf eine Aktivierung des Immunsystems hinweisen
und die seit langem diskutierte Hypothese stützen, dass das
Immunsystem in der Pathogenese der Schizophrenie involviert ist. Es
gibt Anhaltspunkte, die die Annahme eines inflammatorischen - sei
es infektiös oder autoimmunologisch getriggerten - Prozesses im
Gehirn schizophrener Patienten stützen, der zu einer erhöhten
Permeabilität der Blut-Hirnschranke führt und für die
psychopathologische Symptomatik verantwortlich gemacht wird. In
dieser Arbeit wurden mittels Dreifarben-Durchflusszytometrie
(FACS-Analyse) Lymphozyten-Subpopulationen von 31 schizophrenen
Patienten bestimmt und sowohl mit Befunden gesunder
Kontrollpersonen, als auch desselben Patienten vor und nach
Neuroleptikabehandlung verglichen. Gemessen wurde die Expression
einer Auswahl von Oberflächenantigenen, die den Aktivierungszustand
des Immunsystems anzeigen bzw. mit autoimmunologischen Prozessen in
Verbindung gebracht werden. Dadurch war es möglich allgemeine
immunologische Veränderungen des peripheren Immunsystems
schizophrener Patienten zu erfassen und diese auch im Verlauf der
Therapie mit Neuroleptika, sowie in Korrelation mit
psychopathologischem Befund und Prognose zu betrachten. Die in
dieser Arbeit gezeigten Ergebnisse stützen die Hypothese, dass bei
schizophrenen Patienten eine Aktivierung des Immunsystems vorliegt.
So fand sich bei Schizophrenen nach Behandlung im Vergleich zu
Kontrollen eine Erhöhung der CD4-positiven T-Zellen – ein Befund,
der auch bei Autoimmunerkrankungen gesehen wird und dort für die
chronische Stimulation von B-Lymphozyten verantwortlich gemacht
wird. Zusätzlich wurden Patientengruppen anhand des
psychopathologischen Verlaufes und des Therapieerfolgs gebildet.
Ein Zusammenhang bestand zwischen dem Ansprechen auf Therapie und
CD8-positiven T-Lymphozyten: Die Patientengruppe mit niedrigerem
Anteil von CD8+- Zellen, also weniger Suppressorzellen, zeigte ein
schlechteres Ansprechen. Ein weiteres Aktivierungszeichen des
zellulären Immunsystems ist die Expression des CD45RO-Moleküls
anstelle von CD45RA auf CD4-positiven Lymphozyten. Auch hier konnte
bei schizophrenen Patienten ein erhöhter Anteil von CD4+/CD45RO+-
(Gedächtnis-) Zellen, insbesondere nach Behandlung, beobachtet
werden, wobei wiederum Patienten mit schlechterem Ansprechen auf
Therapie stärkere Veränderungen zeigen. Unterstrichen wird dieser
Befund durch die parallele Zunahme der Expression des
Adhäsionsmoleküls CD58 und CD60 bei Schizophrenen unter Behandlung,
sowie zusätzlich bei schlechter Therapieantwort. Eine Expression
dieser Moleküle weist auf die Fähigkeit zur transepithelialen
Migration der Zellen, auf eine weitere Immunaktivierung und
Stimulation von B-Zellen hin. Ebenfalls ähnlich wie bei
Autoimmunerkrankungen wurde in der hier untersuchten
Patientengruppe eine erhöhte Expression von HLA-DR gefunden. Dies,
wie auch eine geringe Zahl von CD4+/45RA+-Lymphozyten, die als
Suppressor-Inducer-Zellen bekannt sind, kann als fehlende
Suppression von Autoimmunreaktionen interpretiert werden.
Darüberhinaus scheint ein schlechtes Outcome der Patienten mit
insgesamt erhöhter immunologischer Aktivität assoziiert zu sein.
Die Ergebnisse im Bezug auf CD5+/19+- Zellen und NK-Zellen runden
das Bild einer Modulation immunologischer Mechanismen im Verlauf
einer schizophrenen Störung und durch neuroleptische Therapie ab.
In der Literatur beschriebene Störungen der Blut-Hirnschranke und
Reaktionen des hirneigenen Immunsystems weisen auf eine Interaktion
von peripherem und zentralem Immunsystem im Rahmen der Erkrankung
hin. In der akuten Phase der Schizophrenie scheint dabei die
Aktivierung des Th2-Systems im Vordergrund zu stehen. Im Verlauf
der neuroleptischen Behandlung findet dann ein Wechsel zum
Th1-System statt. Veränderungen im Zytokinsystem sind von
besonderem Interesse, da diesen Botenstoffen eine Vermittlerrolle
zwischen Immunsystem und Nervensystem zukommt und so ein Einfluss
auf neurometabolische Vorgänge erklärbar ist. Die in dieser Arbeit
beobachteten Veränderungen unter Neuroleptikatherapie sprechen für
einen immunmodulatorischen Wirkmechanismus dieser Substanzen. Für
die Substanz Clozapin sind beispielsweise derartige Effekte
bekannt. Bei der Schizophrenie handelt es sich um eine heterogene
Krankheitsentität, für die es zahlreiche Erklärungsmodelle gibt.
Die hier erhobenen Befunde stehen in Einklang mit Ergebnissen
anderer Studien und können diese zum Teil bestätigen und ergänzen.
Allerdings finden sich in der Literatur diskrepante und umstrittene
Befunde bezüglich der zellulären und humoralen Veränderungen des
Immunsystems, die die Komplexität des Krankheitsbildes deutlich
machen und vielleicht als Ausdruck ätiologischer Unterschiede
angesehen werden können.
nachweisbar, die auf eine Aktivierung des Immunsystems hinweisen
und die seit langem diskutierte Hypothese stützen, dass das
Immunsystem in der Pathogenese der Schizophrenie involviert ist. Es
gibt Anhaltspunkte, die die Annahme eines inflammatorischen - sei
es infektiös oder autoimmunologisch getriggerten - Prozesses im
Gehirn schizophrener Patienten stützen, der zu einer erhöhten
Permeabilität der Blut-Hirnschranke führt und für die
psychopathologische Symptomatik verantwortlich gemacht wird. In
dieser Arbeit wurden mittels Dreifarben-Durchflusszytometrie
(FACS-Analyse) Lymphozyten-Subpopulationen von 31 schizophrenen
Patienten bestimmt und sowohl mit Befunden gesunder
Kontrollpersonen, als auch desselben Patienten vor und nach
Neuroleptikabehandlung verglichen. Gemessen wurde die Expression
einer Auswahl von Oberflächenantigenen, die den Aktivierungszustand
des Immunsystems anzeigen bzw. mit autoimmunologischen Prozessen in
Verbindung gebracht werden. Dadurch war es möglich allgemeine
immunologische Veränderungen des peripheren Immunsystems
schizophrener Patienten zu erfassen und diese auch im Verlauf der
Therapie mit Neuroleptika, sowie in Korrelation mit
psychopathologischem Befund und Prognose zu betrachten. Die in
dieser Arbeit gezeigten Ergebnisse stützen die Hypothese, dass bei
schizophrenen Patienten eine Aktivierung des Immunsystems vorliegt.
So fand sich bei Schizophrenen nach Behandlung im Vergleich zu
Kontrollen eine Erhöhung der CD4-positiven T-Zellen – ein Befund,
der auch bei Autoimmunerkrankungen gesehen wird und dort für die
chronische Stimulation von B-Lymphozyten verantwortlich gemacht
wird. Zusätzlich wurden Patientengruppen anhand des
psychopathologischen Verlaufes und des Therapieerfolgs gebildet.
Ein Zusammenhang bestand zwischen dem Ansprechen auf Therapie und
CD8-positiven T-Lymphozyten: Die Patientengruppe mit niedrigerem
Anteil von CD8+- Zellen, also weniger Suppressorzellen, zeigte ein
schlechteres Ansprechen. Ein weiteres Aktivierungszeichen des
zellulären Immunsystems ist die Expression des CD45RO-Moleküls
anstelle von CD45RA auf CD4-positiven Lymphozyten. Auch hier konnte
bei schizophrenen Patienten ein erhöhter Anteil von CD4+/CD45RO+-
(Gedächtnis-) Zellen, insbesondere nach Behandlung, beobachtet
werden, wobei wiederum Patienten mit schlechterem Ansprechen auf
Therapie stärkere Veränderungen zeigen. Unterstrichen wird dieser
Befund durch die parallele Zunahme der Expression des
Adhäsionsmoleküls CD58 und CD60 bei Schizophrenen unter Behandlung,
sowie zusätzlich bei schlechter Therapieantwort. Eine Expression
dieser Moleküle weist auf die Fähigkeit zur transepithelialen
Migration der Zellen, auf eine weitere Immunaktivierung und
Stimulation von B-Zellen hin. Ebenfalls ähnlich wie bei
Autoimmunerkrankungen wurde in der hier untersuchten
Patientengruppe eine erhöhte Expression von HLA-DR gefunden. Dies,
wie auch eine geringe Zahl von CD4+/45RA+-Lymphozyten, die als
Suppressor-Inducer-Zellen bekannt sind, kann als fehlende
Suppression von Autoimmunreaktionen interpretiert werden.
Darüberhinaus scheint ein schlechtes Outcome der Patienten mit
insgesamt erhöhter immunologischer Aktivität assoziiert zu sein.
Die Ergebnisse im Bezug auf CD5+/19+- Zellen und NK-Zellen runden
das Bild einer Modulation immunologischer Mechanismen im Verlauf
einer schizophrenen Störung und durch neuroleptische Therapie ab.
In der Literatur beschriebene Störungen der Blut-Hirnschranke und
Reaktionen des hirneigenen Immunsystems weisen auf eine Interaktion
von peripherem und zentralem Immunsystem im Rahmen der Erkrankung
hin. In der akuten Phase der Schizophrenie scheint dabei die
Aktivierung des Th2-Systems im Vordergrund zu stehen. Im Verlauf
der neuroleptischen Behandlung findet dann ein Wechsel zum
Th1-System statt. Veränderungen im Zytokinsystem sind von
besonderem Interesse, da diesen Botenstoffen eine Vermittlerrolle
zwischen Immunsystem und Nervensystem zukommt und so ein Einfluss
auf neurometabolische Vorgänge erklärbar ist. Die in dieser Arbeit
beobachteten Veränderungen unter Neuroleptikatherapie sprechen für
einen immunmodulatorischen Wirkmechanismus dieser Substanzen. Für
die Substanz Clozapin sind beispielsweise derartige Effekte
bekannt. Bei der Schizophrenie handelt es sich um eine heterogene
Krankheitsentität, für die es zahlreiche Erklärungsmodelle gibt.
Die hier erhobenen Befunde stehen in Einklang mit Ergebnissen
anderer Studien und können diese zum Teil bestätigen und ergänzen.
Allerdings finden sich in der Literatur diskrepante und umstrittene
Befunde bezüglich der zellulären und humoralen Veränderungen des
Immunsystems, die die Komplexität des Krankheitsbildes deutlich
machen und vielleicht als Ausdruck ätiologischer Unterschiede
angesehen werden können.
Weitere Episoden
In Podcasts werben
Kommentare (0)