Deutsche Ausbildungsmission im Irak

Deutsche Ausbildungsmission im Irak

52 Minuten
Podcast
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Interviews des ZMSBw zu Militärgeschichte, Militärsoziologie und Sicherheitspolitik: für Wissenschaft, Bundeswehr und Gesellschaft

Beschreibung

vor 1 Jahr

Vom 8. Februar 2015 bis zum 30. April 2018 bildeten bis
zu 150 deutsche Soldatinnen und Soldaten Kräfte der Peschmerga
für ihren Kampf gegen den sog. Islamischen Staat aus. Insgesamt
waren 1600 deutsche Soldatinnen und Soldaten dort im Einsatz. Wie
sah diese Ausbildungsmission in der Praxis aus und warum war er
insgesamt erfolgreich?


Am 20. März 2003 begann der Irakkrieg, der auch als Dritter
Golfkrieg bezeichnet wird. Die Koalitionsstreitkräfte unter
Führung der USA benötigten nur wenige Wochen, um die Hauptstadt
Bagdad einzunehmen. Danach dauerte es allerdings noch viele
Jahre, bis der Irak einigermaßen stabilisiert war. Nachdem die
US-Streitkräfte ihre Kampftruppen bis Ende 2011 weitestgehend
abgezogen hatten, wandelte sich der Krieg erneut. Eine
islamistische Terrorgruppe eroberte weite Teile Iraks und Syriens
und versuchte, dort den sog. Islamischen Staat zu errichten.
Dabei verübten deren Kämpfer grauenvolle Verbrechen, u.a. den
Völkermord an den Jesiden.


Erneut griff die internationale Gemeinschaft militärisch ein.
Dazu gehörte auch die Ausbildung der Peschmerga. Diese
bewaffneten Kräfte der Autonomen Republik Kurdistan im Nordosten
Iraks wurden auch von deutschen Soldatinnen und Soldaten für
ihren Kampf gegen den IS ausgebildet. Unter Führung der NATO sind
bis heute Kräfte im Irak, weil der IS zwar militärisch besiegt,
aber immer noch gefährlich ist.


In der 54. Zugehört-Folge spricht Oberst Dr. Uwe Hartmann mit
Oberst Frank Wasgindt. Dieser war Stellvertretender Kommandeur
und Führer des Deutschen Einsatzkontingentes des internationalen
“Kurdistan Training Coordination Center” (KTCC). Das Gespräch
handelt von der Ausbildung der Peschmerga für ihren Kampf gegen
den Islamischen Staat. Im Mittelpunkt stehen dabei praktische
Fragen der Ausbildungsgestaltung und der multinationalen
Kooperation sowie der aus dem Einsatz zu ziehenden Lehren. Oberst
Frank Wasgindt ist heute Leiter des Lehrgangs
Generalstabs-/Admiralstabsdienst International an der
Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg.
Die Ausbildung der Peschmerga in der Praxis

Die Ausbildung der Perschmerga orientierte sich an den Inhalten
einer militärischen Grundausbildung. Diese wurden ständig
überprüft und der sich wandelnden Gefechtsrealität im Kampf gegen
den IS angepasst. Deutsche Soldatinnen und Soldaten bildeten die
Pechmerga vor allem an den von Deutschland gelieferten Handwaffen
und Ausrüstungsgegenständen aus. Besonders wichtig war die
Ausbildung an der Panzerabwehrwaffe MILAN. Diese war
unverzichtbar, um mit Sprengstoff beladene Fahrzeuge des IS
rechtzeitig vor den eigenen Stellungen zum Stehen zu bringen.
Insgesamt war die Ausbildungsmission nicht zuletzt aufgrund der
hohen Motivation der Peschmerga erfolgreich.
Lessons Learned

Voraussetzung für die hohe Motivation der Peschmerga war deren
starke Identität als Ethnie, der vergleichsweise hohe Wohlstand
in ihrer Region sowie die politische Stabilität ihrer Regierung.
Die multinationale Zusammenarbeit funktionierte weitgehend
reibungslos; jede Nation kannte die Leistungsfähigkeit sowie die
Einsatzvorbehalte (caveats) von Verbündeten und Partnern und
stellte sich darauf ein.


Das deutsche Einsatzkontingent wurde eng durch die vorgesetzten
Dienststellen in Deutschland geführt. Mehr Handlungsfreiheit für
die verantwortlichen Kommandeure im Sinne des „Führens mit
Auftrag“ sowie schnellere politische und militärstrategische
Entscheidungsprozesse wären sowohl für die Erfüllung des
Ausbildungsauftrages als auch für die Festigung des Vertrauens in
Deutschland als Führungsnation hilfreich gewesen.

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