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Interviews des ZMSBw zu Militärgeschichte, Militärsoziologie und Sicherheitspolitik: für Wissenschaft, Bundeswehr und Gesellschaft
Beschreibung
vor 1 Jahr
In vier Podcasts hat sich „Zugehört!“ mit Krisen des
Kalten Krieges beschäftigt. Nach der Suez-Krise von 1956, der
Kuba-Krise 1962 als Höhe- und Wendepunkt des Kalten Krieges, und
dem Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die ČSSR 1968,
einer internen Unterdrückung von blockinterner Opposition, geht
es in der letzten Folge um das NATO-Manöver ABLE ARCHER und das
Krisenjahr 1983.
In dieser 51. Folge spricht Oberst Dr. Uwe Hartmann dazu
mit Oberst Dr. Armin Wagner.
Nach einer Phase der Entspannung zwischen Ost und West in der
ersten Hälfte der 1970er Jahre erwuchs gegen Ende des Jahrzehnts
eine neue Konfrontation. Zwei Ursachen waren wesentlich dafür:
erstens die Möglichkeit des Einsatzes von neuen sowjetischen
SS-20-Mittelstreckenraketen gegen Zeile in Westuropa und der
darauffolgende NATO-Doppelbeschluss von 1979; zweitens der
sowjetische Einmarsch in Afghanistan im Dezember des gleichen
Jahres.
Der 1981 ins Amt gekommene US-Präsident Ronald Reagan eröffnete
eine psychologische Offensive gegen die Sowjetunion. Im Frühjahr
1983 bezeichnete er die östliche Führungsmacht plakativ als „evil
empire“, als Reich des Bösen. Er kündigte zudem eine
weltraumgestützte Raketenabwehr an, die sogenannte Strategic
Defense Initiative (SDI): ein für die damalige Zeit technologisch
mehr als ambitioniertes Vorhaben, das zudem das zwischen Moskau
und Washington 1972 vereinbarte Verbot anti-ballistischer Raketen
und damit eine wesentliche Komponente gegenseitiger Abschreckung
untergrub.
Eines kam zum anderen: Im Frühjahr 1983 fand im Nordpazifik die
größte Flottenübung der U.S. Navy seit dem Zweiten Weltkrieg
statt. Anfang September 1983 schoss die sowjetische Luftwaffe ein
südkoreanisches Verkehrsflugzeug über ihrem Luftraum ab, mit fast
270 Toten als Folge. Im gleichen Monat meldete das automatisierte
System der sowjetischen Luftverteidigung fälschlich einen Anflug
amerikanischer Raketen auf das Land. Im November 1983 probte die
NATO-Stabsrahmenübung ABLE ARCHER einen Krieg zwischen NATO und
Warschauer Pakt bis zur Eskalation zum Atomkrieg.
Bis heute umstritten bleibt, inwiefern ABLE ARCHER bei
Geheimdienst und Militär in Moskau zu einer realen Kriegsfurcht
führte. Doch allein die Möglichkeit, dass die Sowjets westliches
Handeln als echte Angriffsabsicht missinterpretieren könnten,
führte bei Ronald Reagan zu einem Umdenken. Fortan verknüpfte er
außenpolitische Standfestigkeit mit diplomatischer
Verhandlungsbereitschaft und fand ab 1985 mit dem Generalsekretär
der sowjetischen Staatspartei KPdSU Michail Gorbatschow einen
kongenialen Verhandlungspartner.
Im Unterschied zur Kuba 1962 war die Zuspitzung im Jahr 1983 vor
allem eine imaginierte, eine in der Vorstellungskraft beteiligter
Akteure gedachte Krise. Eines hatten beide allerdings gemeinsam:
Die jeweiligen Erfahrungen mündeten in Phasen der Annäherung
beider Supermächte. Ein „1983“ wiederholte sich selbst dann
nicht, als zwischen 1989 und 1991 Warschauer Pakt und Sowjetunion
zerfielen.
Literatur
Mark Kramer: Die Nicht-Krise um „Able Archer 1983“:
Fürchtete die sowjetische Führung tatsächlich einen atomaren
Großangriff im Herbst 1983? In: Oliver Bange, Bernd
Lemke (Hrsg.): Wege zur Wiedervereinigung. Die beiden deutschen
Staaten in ihren Bündnissen 1970 bis 1990 (= Beiträge zur
Militärgeschichte. Band 75). Oldenbourg, München 2013
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