Die Beeinflussung der zentralen Schmerzverarbeitung beim Menschen durch konkurrierende Aufmerksamkeitsleistung mit einer Stroop-Aufgabe

Die Beeinflussung der zentralen Schmerzverarbeitung beim Menschen durch konkurrierende Aufmerksamkeitsleistung mit einer Stroop-Aufgabe

Beschreibung

vor 21 Jahren
Im Schmerzerleben spielt die gerichtete Aufmerksamkeit auf die
schmerzende Körperstelle und die Schmerzen selbst eine zentrale
Rolle. Je nach Ausrichtung der Wahrnehmung kann die subjektive
Schmerzempfindung unterschiedlich stark ausfallen. In der
vorliegenden fMRT-Studie wurde die Schmerzverarbeitung auf akut
einwirkende Hitzereize, sowie deren Veränderung durch eine kognitiv
interferierende Stroop-Aufgabe untersucht. Die Beeinträchtigung
führte zu einer signifikanten Abnahme der subjektiven Empfindung
für Schmerzunangenehmheit und Schmerzintensität. Ziel der
Untersuchung war die Identifikation von Hirnstrukturen, die für
eine dämpfende Modulation und Regulation nociceptiver Signale
bedeutsam sind. Auf neuronaler Ebene drückte sich die reduzierte
Schmerzwahrnehmung einerseits in einer verminderten Aktivierung
sensorisch und affektiv verarbeitender Hirnregionen aus,
andererseits in einer vermehrten Aktivierung des orbitofrontalen
Cortex, des posterioren Thalamus und des PAG. Die
Kovariationsanalyse zeigte eine Kommunikation zwischen
orbitofrontalem Cortex und PAG/posteriorem Thalamus, die nur
während der attentional beeinflussten schmerzhaften Reizung
auftritt. Evidenzen aus anderen Forschungsarbeiten deuten auf das
gleiche Netzwerk hin, welches sowohl bei Opiatanalgesie wie auch
bei Placebo induzierter Analgesie aktiviert wird. Da PAG oder
posteriorer Thalamus Schaltstellen höherer Top-Down Einflüsse
darstellen, scheint nach den vorliegenden Ergebnissen der
orbitofrontale Cortex die Top-Down Modulation auszuüben. Für
zusätzliche Bildgebungsstudien erscheint die weitergehende
Untersuchung des Zusammenspiels dieser Strukturen wesentlich.
Außerdem ist die Überprüfung der Aktivierung dieses Netzwerks bei
anderen Schmerzmodulationsstrategien (z.B. emotional, hypnotisch,
autosuggestiv) von hohem Interesse. Die dargestellten Befunde
erweitern das Verständnis von Schmerzmodulationsmechanismen und
bieten möglicherweise Ansatzpunkte für die Entwicklung selektiver
Pharmazeutika oder chirurgisch interventioneller Maßnahmen mit
Wirkung auf orbitofrontaler Ebene zur therapeutischen Beeinflussung
zentral vermittelter chronifizierter Schmerzen.

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