[Tc-99m]TRODAT-1: Szintigraphische Darstellung des Dopamintransporters im Gehirn bei gesunden Kontrollen, Patienten mit schizophrenen Störungen und Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörungen

[Tc-99m]TRODAT-1: Szintigraphische Darstellung des Dopamintransporters im Gehirn bei gesunden Kontrollen, Patienten mit schizophrenen Störungen und Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörungen

Beschreibung

vor 21 Jahren
Bei einer Vielzahl neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen
wird eine Beteiligung des dopaminergen Systems postuliert. Daraus
resultiert ein zunehmendes Interesse an einer weiteren
Charakterisierung dieses wichtigen Neurotransmitter-systems mittels
bildgebender Verfahren. Eine funktionelle Diagnostik des
dopamin-ergen Systems bei Patienten in-vivo kann nuklearmedizinisch
sowohl durch die Anwendung von SPECT- als auch durch PET-Bildgebung
erfolgen. Dabei erlaubt die Anwendung verschiedener Radiopharmaka
die Darstellung des prä- und des postsynaptischen Anteils.
Hierdurch wird die Diagnosefindung erleichtert, da sich
verschiedene Krankheitsbilder besser voneinander unterscheiden
lassen. Die Involvierung des Dopamintransporters (DAT) bei Morbus
Parkinson, Aufmerksam-keitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Störung (ADHS)
und ebenfalls bei Schizophrenie ver-deutlicht den Bedarf eines
klinisch leicht anwendbaren und kostengünstigen Tracers. Die für
die Bildgebung des DAT wünschenswerte Entwicklung eines
99mTc-markierten Radiopharmakons, statt der üblichen
123I-markierten Tracer oder PET-Liganden, gelang erstmals Kung et
al. mit der Synthese von [99mTc]TRODAT-1. Ein Ziel der vorliegenden
Arbeit war die erste präklinische Anwendung dieses
Radio-pharmazeutikums an gesunden Probanden. Ein weiterer
Schwerpunkt dieser Arbeit waren Untersuchungen der Bindung von
[99mTc]TRODAT-1 an den DAT vor und nach Therapie mit Methylphenidat
bei Patienten mit ADHS. Des weiteren wurde das prä- und
postsynaptische System (DAT und Dopamin-D2-Rezeptoren) durch
simultane Darstellung mittels [99mTc]TRODAT-1 und [123I]IBZM bei
Patienten mit Schizophrenie ohne Neuroleptika-Medikation sowie nach
Therapie mit dem atypischen Neuroleptikum Amisulprid untersucht.
Zunächst wurde der ideale Aufnahmezeitpunkt für die Bildgebung des
DAT mit Hilfe von [99mTc]TRODAT-1 ermittelt. Die Kinetik der
Bindung des Tracers an den DAT wurde hier an gesunden Probanden
untersucht. Der optimale Unter-suchungszeitpunkt ergibt sich aus
der Berechnung der spezifischen Bindung [(Str-Cer)/Cer] über die
Zeit und liegt für die Darstellung des striatalen DAT zwischen der
3. h und der 5. h p.i.. Bei den Untersuchungen an gesunden
Probanden zeigte sich eine alters-abhängige Reduzierung des DAT. Es
konnte eine stärkere Verminderung des DAT bei jüngeren Probanden
mit einem etwa in der Mitte der dritten Lebensdekade liegenden
Scheitelpunkt und einer nachfolgend weniger stark ausgeprägten,
kontinuierlichen Reduktion im höheren Lebensabschnitt nachgewiesen
werden. Dieses Ergebnis führte somit zum Schluss, dass für eine
aussagekräftige Beurteilung der Bindung von [99mTc]TRODAT-1 die
Berücksichtigung des Patientenalters notwendig ist. Bei Patienten
mit ADHS wurde eine Erhöhung der Bindung von [99mTc]TRODAT-1 an den
DAT festgestellt, welche sich, verglichen zu einem Normalkollektiv,
als statistisch hoch signifikativ erwies. Die nachfolgende Therapie
dieser Patienten mit Methylphenidat senkte die striatale
DAT-Bindung durch-schnittlich um 30%. Die Verbesserung der
Symptomatik durch dieses Medikament unterstreicht die
Mitbeteiligung des DAT bei den pathologischen Prozessen des ADHS.
Der letzte Abschnitt der Arbeit befasst sich mit der ersten
simultanen Darstellung des DAT und der Dopamin-D2-Rezeptoren durch
Verwendung von [99mTc]TRODAT-1 und [123I]IBZM. Durch die
Verfügbarkeit dieses neuen 99mTc-markierten Radiopharmakons besteht
erstmals die Möglichkeit zur gleichzeitigen funktionellen
Darstellung des prä- und postsynaptischen dopaminergen Systems.
Neben einer erheblichen Zeit- und Kostenersparnis ergibt sich durch
die nahezu perfekte Koregistrierung eine exakte örtliche
Übereinstimmung und somit die Möglichkeit zu einer standardisierten
Auswertung. Diese Doppelisotopenstudie wies bei unbehandelten
schizophrenen Patienten eine signifikante Reduktion des DAT sowie
eine tendenzielle Verminderung der Dopamin-D2-Rezeptoren nach.
Darüberhinaus wurde die Wirkung des Neuroleptikums Amisulprid
untersucht. Hierbei konnte eine eindeutige Reduzierung des DAT und
der Dopamin-D2-Rezeptoren gemessen werden. Mit der Entwicklung von
[99mTc]TRODAT-1 sowie mit dem erfolgreichen Einsatz von
[99mTc]TRODAT-1 zur nuklearmedizinischen Bildgebung steht nun ein
neues Radiopharmakon für die Darstellung des DAT zur Verfügung. Für
eine gute klinische Anwendbarkeit sprechen zusammenfassend folgende
Argumente: · die potentielle Beteiligung des DAT bei vielen
neurologischen und psychiatrischen Krankheiten, · die Möglichkeit
der simultanen Darstellung des prä- und postsynaptischen
dopaminergen Systems durch die Durchführung von
Doppelisotopen-Untersuchung mittels [99mTc]TRODAT-1 und [123I]IBZM,
· die geringe Strahlenexposition im Vergleich zu anderen
Radiopharmazeutika und · die durch die Markierung mit 99mTc hohe
Kosteneffektivität bei guter Bildqualität.

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