Folge 196 - Einer sieht es immer: Du selbst

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3 Minuten
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Beschreibung

vor 4 Jahren

Ein Lehrer suchte einst einen guten Mann für seine Tochter. In
seiner Familie war es üblich, dass dieser Mann aus den Reihen
seiner Schüler kommen würde. So stellte er seinen Schülern eine
Aufgabe, um herauszufinden, welcher der Jungen sich am besten als
Ehemann eignen würde. Zudem fehlten dem Lehrer die finanziellen
Mittel, um eine kostspielige Hochzeit auszurichten und den
Haushalt des jungen Ehepaares mit dem Nötigsten auszustatten.





Er forderte seine Schüler auf, im Schutz der Dunkelheit in das
Dorf zu gehen und dort so viele Dinge zu stehlen wie nur möglich,
jedoch ohne dabei von irgendjemandem gesehen zu werden. Dann
sollten die Schüler die gestohlenen Sachen dem Lehrer bringen.
Der Schüler, der diesen Anweisungen am besten entsprechen würde,
sollte seine Tochter heiraten dürfen. Die gestohlenen Gegenstände
würden dann in den Besitz des Ehepaares übergehen.





Die Schüler waren über diese Aufgabe sehr verwundert, denn ihr
Lehrer war ein überaus moralischer Mensch. Da zu jener Zeit
großer Wert auf Gehorsam gelegt wurde, nahmen alle Jungen diese
Aufgabe an. Im Laufe der kommenden Tage schlichen sich die
Schüler nachts ins Dorf und klauten so viele Dinge, wie sie
konnten.





Jeden Morgen notierte der Lehrer, welcher Schüler welche
Gegenstände aus welchem Haus gestohlen hatte. Am Ende der Woche
rief der Lehrer alle Jungen zu sich, um den Gewinner dieser
Aufgabe und damit denjenigen bekannt zu geben, der seine Tochter
heiraten würde.



Der Lehrer sagte, es seien so viele Sachen gestohlen worden,
dass es allemal ausreichen würde, um dem jungen Ehepaare einen
guten Start in das Leben zu ermöglichen. Und dann sagte er: Nur
einer von Euch hat nichts gestohlen. Warum?

Der betreffende Junge trat hervor und antwortete: Weil ich Ihren
Anweisungen gefolgt bin. Sie haben uns gesagt, wir sollten Dinge
stehlen, ohne dabei von irgendjemandem gesehen zu werden. Ich bin
in viele Häuser eingedrungen, und die Leute haben alle geschlafen
und mich nicht bemerkt, aber sobald ich einen Gegenstand stehlen
wollte, hat mich jemand gesehen.



Wer hat dich denn gesehen, wenn alle geschlafen haben, wollte
der Lehrer wissen?
Ich. Ich habe mich beim Stehlen gesehen, antwortete der Schüler.
Der Lehrer war hoch erfreut und lobte den Schüler dafür, dass er so
gut zugehört hatte. Die anderen Schüler wies er an, die gestohlenen
Sachen in die Häuser zurück zu bringen. Er sagte, niemand würde die
Jungen bestrafen, da er vorab alle Menschen im Dorf über die
anstehende Aufgabe informiert habe.




Der Lehrer bat seine Schüler abschließend, immer an Folgendes zu
denken: Alles unmoralische, was ihr tut, wird immer von einem
Menschen gesehen. Von Euch selbst. Und weil ihr es selbst seht,
leidet ihr selbst darunter.



Daher meine Bitte: Mache nur Dinge, die mit deinen
Moralvorstellungen im Einklang stehen. Es wird sich finanziell
auszahlen.




In diesem Sinne eine erfolgreiche Woche.

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