Barmherzig werden

Barmherzig werden

4 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Ist nicht Ephraim mein teurer Sohn und mein liebes Kind?
Denn sooft ich ihm auch drohe, muss ich doch seiner gedenken;
darum bricht mir mein Herz, dass ich mich seiner erbarmen muss,
spricht der HERR. Jeremia 31,20


Gott, der reich ist an Erbarmen, hat uns in seiner großen
Liebe, die er uns entgegenbrachte, mit Christus zusammen lebendig
gemacht, obwohl wir tot waren in unseren Verfehlungen.
Epheser 2, 4-5


Barmherzig werden


Die Worte, die Gott durch seinen Propheten Jeremia seinem Volk
Israel - hier als "Ephraim" bezeichnet - durch das heutige
Losungswort ausrichten lässt, gehören für mich zu den
Ergreifensten, die im Alten Testament zu finden sind. Was hier
geschieht, wird später der Apostel Jakobus schlicht so
beschreiben: "Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht."
(Jakobus 2,13) Es gibt in Gott so etwas wie ein inneres "Müssen":
"Ich muss seiner gedenken und ich muss mich erbarmen..." Darf man
so von Gott reden? Lässt Gott sich so von seinen Emotionen und
Regungen hinreißen? Hat er ein Herz, das sich in seinem Inneren
umdrehen kann?


Es gibt in der Theologie die Rede von der "anthropomorphen
Redeweise über Gott"; damit ist gemeint: Es ist besonders das
Alte Testament, das oft in sehr menschlicher Weise und in
menschlichen Bildern von Gott redet. Mitgemeint ist dabei: Wir
modernen und aufgeklärten Menschen müssten eine solche Sichtweise
überwinden, die doch ein wenig naiv, kindlich und unreif
daherkommt. Was dabei jedoch herauskommt, ist ein abstrakter
Gott; ein göttliches Prinzip; ein Gerechtigkeitsroboter o.ä. -
auf jeden Fall niemand mehr, der zu mir in lebendige Beziehung
tritt und mich beim Namen nennt.


Ist es dagegen nicht so, dass wir seit Weihnachten wissen, dass
Gott weit menschlicher ist, als wir denken? Dass wir es wirklich
mit einem humanen Gott zu tun haben? Dass wahre Menschlichkeit
und Humanität Dinge sind, die aus dem Herzen Gottes kommen und
Merkmal unserer Gottebenbildlichkeit sind? Göttlichkeit und
Menschlichkeit sind keine Gegensätze; Jesus verbindet und
verkörpert sie beide - "wahr' Mensch und wahrer Gott" singen wir
in dem Lied "Es ist ein Ros' entsprungen."


Im Lehrtext erinnert uns der Apostel Paulus daran, dass Gott uns
in der Auferweckung seines Sohnes mitlebendig gemacht hat; und zu
den herausragendsten Merkmalen diesen neuen Lebens gehört die
"große Liebe" und dass nun auch wir gar nicht anders können und
uns "erbarmen zu müssen". Denn wie der Vater - so die Kinder....


In Jesus bist du gesegnet und zu neuem Leben auferweckt.


In Jesus bist du gesegnet: du bist ein Gotteskind; nun werde auch
ganz ein Menschenkind!


In Jesus bist du gesegnet und befähigt, zu lieben und dich zu
erbarmen. Dem gib Raum!

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