Den Fremdling lieben

Den Fremdling lieben

4 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Der HERR schafft Recht den Waisen und Witwen und hat
Fremdlinge lieb, dass er ihnen Speise und Kleider gibt. Darum
sollt ihr auch die Fremdlinge lieben. 5. Mose 10, 18-19


Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich
aufgenommen. Matthäus 25,35


Den Fremdling lieben


Die Wurzeln des Volkes Israel lagen in einer Familie und Sippe,
die als Nomaden umherzogen und unablässig erlebten, als "Fremde"
wahrgenommen zu werden: Abraham und seine Nachkommen. Daraus
ergab sich eine Verpflichtung, die auch in der heutigen Losung
durchklingt, nämlich für die "Fremdlinge" und damit weitgehend
Rechtlosen eine offene Tür und ein offenes Herz zu haben. An
einen Gott zu glauben, der nicht nur auf der Seite der Stärkeren
steht, der Mächtigen, Wohlhabenden und Alteingesessenen, sondern
ein Herz hat gerade für die "Anderen", "Fremden" und vom Leben
Benachteiligten, war außergewöhnlich.  - Blätter können sich
bekanntlich schnell wenden: Wer heute "Alteingesessener" ist,
kann morgen schon selbst zum Fremdling werden. Mit ihm also
umzugehen, wie man selbst möchte, dass mit einem dann 
umgegangen wird, ist eine gute Maxime. - Ein Wort, das in unserer
heutigen Situation von brennender Aktualität ist!


Im Gleichnis vom Weltgericht, dem der heutige Lehrtext entnommen
ist, geht Jesus noch einen Schritt weiter: Er selbst kommt in der
Gestalt des Fremden zu uns. Das bedeutet doch: Wenn Jesus zu uns
kommt, dann nicht immer als der, den wir schon von weitem als
altvertraut und gut bekannt erkennen. So können uns auch auf
unserem geistlichen Weg Dinge wiederfahren und begegnen, die uns
zunächst fremd sind: Erfahrungen, Gedanken, Empfindungen,
Reaktionen, die uns an uns selbst alles andere als vertraut sind.
Reflexartig neigen wir dann oft dazu, sie zur Seite zu schieben.
Das Fremde mag den einen oder anderen zwar auch neugierig zu
machen; aber allzu gerne bleiben wir im engen Horizont des
Altvertrauten.  So kann es passieren, dass wir uns selbst
nicht mehr zu kennen glauben, ja, uns in uns selbst fremd fühlen.
Dann gibt es gerade und in besonderer Weise, "den Fremdling zu
lieben". Wer weiß denn, ob nicht gerade in dem Fremden,
Unbekannten, Ungewohnten uns der HERR begegnen will? Und ist es
nicht gut zu wissen, dass Jesus in und  an uns niemals etwas
fremd ist?


So sei gesegnet mit einem offenen Herzen für den Fremdling und
Bedürftigen um dich her.


Sei gesegnet mit einem ebenso offenen Herzen für das Fremde und
Unvertraute in dir.


Sei gesegnet und gewärtig, dass dir in allem Christus naht.

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