Nackttanz vor Gericht

Nackttanz vor Gericht

10. Januar 1922
8 Minuten
Podcast
Podcaster
Der Podcast mit täglich einer Zeitungsnachricht aus der Welt vor hundert Jahren

Beschreibung

vor 2 Jahren
Nacktheit auf der Bühne ist im 21. Jahrhundert zumindest
hierzulande längst ein Gemeinplatz geworden und kaum mehr dazu
angetan, Skandale zu verursachen. Vor einhundert Jahren sah die
künstlerische und kleinkünstlerische Welt diesbezüglich
selbstredend ganz anders aus, und ein paar Quadratzentimeter
nackter Haut bei Schummerlicht hinter einem semitransparenten
Schleier vermochten mitunter heftige Wellen der Entrüstung
auszulösen. So rasant die aufstrebende Metropole Berlin seinerzeit
ihre Freizügigkeit entdeckte, so vehement wurde diese Entwicklung
von selbsternannten Sittenpolizisten bekämpft, die sich die Nächte
in aufopferungsvollem Dienst für Jugend und Tugend um die Ohren
schlugen und alle von ihnen ausgemachten Unsittlichkeiten vor den
Kadi einer noch weithin kaiserzeitlich geprägten Rechtsprechung
zerrten. Einer von gleich mehreren Prozessen im Winter 1922 galt
dem Ensemble der sogenannten Nackttänzerin Celly de Rheidt. Die
Berliner Presse begleitete die Verhandlung mit durchaus lustvollem
Interesse, auch wenn sie in den spannendsten Momenten leider
ausgesperrt blieb. Das 8-Uhr-Abendblatt berichtete am 10. Januar
trotzdem. Für uns tut dies Frank Riede.

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