Matthias Heskamp: Wie wird aus dem Hochbahnviadukt der U1 die "Radbahn" - und warum ist das Reallabor und nicht Utopie?

Matthias Heskamp: Wie wird aus dem Hochbahnviadukt der U1 die "Radbahn" - und warum ist das Reallabor und nicht Utopie?

50 Minuten
Podcast
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On the way to new mobility: Katja Diehl spricht alle 14 Tage mit Gästen über Mobilität statt Verkehr, Diversität, New Work, Inklusion, kindergerechte Stadt und das Mobilisieren auf dem Land.

Beschreibung

vor 1 Jahr
Schön, dass du reinhörst! Wenn dir diese oder auch eine andere
Folge gefällt, lass´ gern eine Bewertung da und/oder supporte mich
per Ko-Fi oder PayPal. Meinen wöchentlichen Newsletter gibt es bei
steady. Mein zweites Buch "Raus aus der AUTOkratie - rein in die
Mobilität von morgen!" kann ab sofort vorbestellt werden. Ich freue
mich, wenn du das machst, denn das hilft nischigen Sachbüchern wie
dem meinen, wahrgenommen zu werden. Ihr wisst schon: Kapitalismus -
Carpitalism - und dann erst das Paradies für alle :) Städte sind
Orte der ständigen Veränderung, wo immer wieder neue und vor allem
unterschiedliche Perspektiven sich vermischen. Als solche sind
Städte geeignete Laboratorien für zukunftsweisende Innovationen.
Doch in der Moderne hat das Streben nach technologischem
Fortschritt und die autogerechten Räume zu einer Entfremdung von
unserer Umwelt, unseren Mitmenschen und sogar von uns selbst
geführt. Der öffentliche Raum wird zu einem Ort der Isolation, denn
häufig befahren wir die Straßen in Autos oder rauschen mit dem
Roller oder Fahrrad an unseren Mitmenschen vorbei. So kommen nur
selten zufällige Begegnungen und Gespräche zustande. Das
menschliche Bedürfnis, mit anderen in Austausch zu stehen und
gemeinsame Erfahrungen zu machen, braucht eine bewusste Form der
Fortbewegung, die den derzeitigen Auto-Status quo und die
Selbstisolierung im öffentlichen Raum durchbricht. Der Mann, der
mit anderen zusammen hier unter dem Vereinsnamen paperplanes Dinge
vorantreibt, ist Matthias Heskamp, Architekt mit zehn Jahren
Ausbildung beim Pritzker-Preisträger Álvaro Siza in Porto. Von ihm
lernte er, "sich in Räume weit reinzubeugen" und zu schauen, wie
Menschen diese nutzen - und wie Räume den Menschen dienlich sein
können. Ich spreche mit Matthias über das Glück, das uns "droht",
wenn wir Städte den Menschen zurückgeben. Matthias hat dieses
selbst erzeugt, indem er vor seinem Büro Autoabstellplätze in
Begegnungszonen verwandelte. Innerhalb kurzer Zeit lernte er das
Zigfache an Nachbar:innen kennen, als er zuvor getroffen hatte.
Sogar Geschäftliches hat er vor dem Büro abgeschlossen. Und das
zeigt den Zauber, den zufällige Begegnungen haben: Sie erzeugen
Mehrwerte, die wir uns aktuell nehmen lassen, weil wir Autos
priorisiert haben. Das von paperplanes herausgegebene Manifest der
freien Straße hat dazu sieben Thesen: Die Straße ist unser
Treffpunkt mit dem Fremden. Verändern wir Straße – verändern wir
Gesellschaft. Die Nutzung des Stadtraums als Parkplatz ist ein
fundamentales Missverständnis. Echte Freiheit beginnt jenseits
unserer privaten Autos. Befreien wir uns von ihnen! Befreite
Straßen sind Lebensadern des Fortschritts. Sie versorgen uns
zuverlässig und schaffen neue Räume für Kreativität und Innovation.
Befreite Straßen sind charmante Einladungen.Befreite Straßen sind
charmante Einladungen. Auf ihnen sind alle Menschen sicher, gesund
und gerne unterwegs. Befreite Straßen schützen unser Leben und das
der kommenden Generationen. Mit ihnen lassen sich Extremwetterlagen
besser bewältigen. Um Straßen zu befreien, braucht es politischen
Willen. Konflikte müssen ausgehalten, Neues muss gewagt und manches
auch wieder verworfen werden. Um Straßen zu befreien, braucht es
Pioniere. Wir alle können diesen Kulturwandel mitgestalten. Ein
Projekt in und für die Stadt, in der Matthias lebt, ist die
Radbahn. Die Vision entwickelte sich 2014 ausgehend von der Idee,
dem weitgehend vergessenen Raum unter dem denkmalgeschützten
Hochbahn-Viadukt der Berliner U-Bahn-Linie U1 neues Leben
einzuhauchen. Geschützt vor Wind und Wetter soll ein Radweg teils
unter, teils entlang der U-Bahn-Linie, vom Bahnhof Zoo im Westen
der Stadt bis zur Oberbaumbrücke im Osten der Stadt führen. Hier
könnten Groß und Klein sicher durch drei Berliner Bezirke rollen.
Die Radbahn ist dabei ein vielfach erfahrbarer Stadtraum, der die
unterschiedlichen Bedarfe vieler Bürger:innen adressiert. Ein
erster Teil der Radbahn wird am 1. April 2024 in Kreuzberg
eingeweiht.

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