Wege aus Backlash, Fakenews und politischer Handlungsverweigerung: Wie lautet die Analyse von Maren Urner, Claudia Kemfert und Bernd Ulrich?

Wege aus Backlash, Fakenews und politischer Handlungsverweigerung: Wie lautet die Analyse von Maren Urner, Claudia Kemfert und Bernd Ulrich?

Ich habe diese drei unterschiedlichen Expert:innen anlässlich des zunehmenden "Kulturkampfes" in Sachen Klimanotfall angefragt, weil ich die Ursachen, aber auch die Instrumente gegen ihn erörtern wollte. Fakt ist: Uns eint eine gewisse Fassungslosigkeit.
1 Stunde 7 Minuten
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On the way to new mobility: Katja Diehl spricht alle 14 Tage mit Gästen über Mobilität statt Verkehr, Diversität, New Work, Inklusion, kindergerechte Stadt und das Mobilisieren auf dem Land.

Beschreibung

vor 1 Jahr
Gegen Claudia Kemfert wurde eine mediale Kampagne gefahren, ihre
Arbeit als "Aktivismus" geframt. Maren Urner und ich erlebten
ähnliches, bei mir war der Höhepunkt ein Februar mit unzähligen
Morddrohungen. Bernd Ulrich analysiert als stellvertretender
Chefredakteur der ZEIT und Autor schon lange das politische
Nichthandeln. Ich habe die drei gebeten, auf ihre jeweils eigene
Art auf den Backlash zu schauen, vor allem aber auch auf die Wege,
die aus ihm heraus führen. Claudia habe ich gefragt, wie
Wissenschaftler:innen diese Anfeindungen und Diffamierungen
aushalten? Ihre Antwort: Indem wir weiter forschen. Und die
Methoden des „Zweifelsäens“ analysieren und transparent machen. Und
darüber kommunizieren. Und sich nicht beirren lassen. Wie wir alle
es nicht tun sollten. Denn der Klimaschutz muss jetzt gelingen.
Trotz aller Widerstände. Ihre Analyse: Die Demokratie als Ganzes
rückt zunehmend ins Visier der fossilen Kampf-Maschinerie. Wer
immer sich für vielfältige, selbstbestimmte Lebensformen einsetzt,
wer immer auf Transparenz, faire Marktbedingungen und die Freiheit
von Presse, Medien und Religion pocht, wird in die virtuelle Mangel
genommen. Und ihre Hoffnung: In der Wissenschaft finden sich
glücklicherweise immer mehr Menschen, die sich für verständliche
Wissenschaftskommunikation stark machen. Maren Urner hat als
Neurowissenschaftlerin einen ganz speziellen Blick auf die Irrungen
und Wirrungen, die aktuell entgegen der Faktenlage entstehen. Sie
sagt, dass es falsch ist zu denken, dass alles zu haben und alles
zu tun Freiheit bedeutet. "Wir häufen Besitztümer, Titel und
Errungenschaften jeglicher Art an, um uns der überall plakatierten
Freiheit anzunähern und werden dabei vor allem eins: immer
unfreier. Warum? 1. Weil uns Studienergebnisse aus der Psychologie
und den Neurowissenschaften zum sogenannten Paradox der Auswahl
lehren, dass wir glücklicher und zufriedener sind, wenn wir
zwischen weniger Optionen wählen können. 2. Weil unsere naive
Vorstellung, „frei“ – im Sinne von „unabhängig von anderen
Einflüssen“ – entscheiden zu können, ganz schnell in eine Sackgasse
führt. So zeigen uns Studienergebnisse aus den unterschiedlichsten
Disziplinen am laufenden Band, dass und vor allem wie sehr
beispielsweise Hormone, Umgebungsgeräusche unsere Entscheidungen
beeinflussen. 3. Weil jede zusätzliche Verantwortung zum Beispiel
in Form von Besitztümern unseren „freien“ Entscheidungsraum
eingrenzt. Ganz einfach, weil alles, was wir besitzen, einen Teil
unser mentalen Ressourcen beansprucht." Ihr Vorschlag: Maximale
Freiheit besteht darin, sich der Einflüsse der eigenen
Entscheidungen möglichst neugierig bewusst zu werden. Um dann fast
frei zu entscheiden, ob wir sie annehmen – oder uns von ihnen
befreien wollen. Bernd Ulrich und ich saßen kurz nach dem Start der
Ampelkoalition zusammen und er wollte mit mir optimistisch gestimmt
eruieren, wie es denn zu einem guten Austausch zwischen dem neuen
Verkehrsminister und Menschen wie mir kommen könne. Bernd sieht die
Unfähigkeit, im Klimanotfall adäquat zu handeln, als Spiegel einer
Kränkung. "Sie stellt alles infrage, was dem Menschen zu Stolz und
Ehre gereicht, sie versieht fast alle Erzählungen mit einem
Fragezeichen, die der moderne Mensch gern über sich selbst
verbreitet. Einzelne Handlungen stehen im Verdacht, zu einem
gewaltigen Zerstörungswerk beizutragen. Auf diese Weise wird die
Klimakrise mehr und mehr zu einer Art negativen Teleologie, the
worst is yet to come. "Das Schlimmste kommt noch." Aber er bleibt
optimistisch: Ja, es handelt sich bei der ökologischen Wende um
eine der größten Transformationen in der Geschichte der Menschheit.
Auf der anderen Seite war diese Menschheit aber auch noch nie so
wissend, so vernetzt wie heute. Die Voraussetzungen sind da, das
Problem ist weder wissenschaftlicher noch technischer Natur,
sondern rein mental. Man muss die Kränkung also nicht einfach
ertragen. Man kann etwas dagegen tun, was doch recht tröstlich ist.
Und sehr würdig."

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