Der Preis des Engagements. Strategien zum Umgang mit Twitter-Attacken, rechter Bedrohung und Unmut aus den eigenen Reihen.

Der Preis des Engagements. Strategien zum Umgang mit Twitter-Attacken, rechter Bedrohung und Unmut aus den eigenen Reihen.

Den gesamten Februar über habe ich Morddrohungen, Diffamierungen, Hass und Abwertung erfahren. In dieser Folge reflektiere ich diese Zeit mit Sven Hillenkamp, der mich zu den Ursachen und Auswüchsen befragt, das Geschehene einordnet, Lösungswege aufzeigt.
2 Stunden 33 Minuten
Podcast
Podcaster
On the way to new mobility: Katja Diehl spricht alle 14 Tage mit Gästen über Mobilität statt Verkehr, Diversität, New Work, Inklusion, kindergerechte Stadt und das Mobilisieren auf dem Land.

Beschreibung

vor 1 Jahr
Es ist noch nicht einmal der März vorbei und ich fühle mich, als
hätte ich bereits ein ganzes 2023 hinter mir. So anstrengend und
ereignisreichen war das erste Quartal. Beginnend bei den Tagen in
Lützerath inklusive mehrstündiger Polizeikontrolle in Hamburg über
den Auftritt bei Anne Will bis hin zur Löschung meines
Twitteraccounts wegen eines linken Shitstorms. Erst dieser Schritt
rüttelte einige wach, die zuvor nicht darauf reagiert hatten, wie
krass die Bedrohungslage in den Wochen zuvor für mich war.
Mittlerweile ist mein Twitteraccount wieder aktiv, wenn auch nicht
in dem Maße wie zuvor, weil ich von vielen liebevoll und
nachdrücklich gebeten wurde, meine Stimme auf dieser Plattform
nicht verstummen zu lassen. Insgeheim denke ich eh, dass Elon Musk
das Großartige, was Twitter für mich mal war (proaktive
Infomaschine und Diskurs mit anderen Meinungen) bereits zerstört
hat. Richtig aktiv bin ich daher bei Mastodon. Warum dieser
Podcast? Ich habe in den schlaflosen Nächten nicht nur die Idee zu
meinem zweiten Buch entwickelt, dass im Frühjahr 2024 bei Fischer
erscheinen und die Mechanismen, die mich in meiner Arbeit seit
Beginn begleiten analysieren wird, sondern auch unfreiwillig viel
Zeit zum Nachdenken gehabt, denn ich konnte nicht arbeiten und
wurde sogar krank. Sven war einer der Menschen, der sofort auf mich
zukam und verstehen wollte, warum ich Twitter den Rücken kehre. Und
der mich im besten Sinne warnte, damit zuviel Wert auf die falschen
Menschen zu legen. In unseren Gesprächen entstand dann die Idee,
dass ich in meinem Podcast mal bei ihm zu Gast bin und er als
Beobachter von außen die Ereignisse einsortiert. Wie hat Sven unser
Gespräch strukturiert? 1) Die Ereignisse: Wie kam es dazu, dass du
dein Twitter-Konto gelöscht/ deaktiviert hast? 2) Die Auswirkungen
auf dich: Dein Umgang mit den Reaktionen von rechts und dein Umgang
mit den Reaktionen von links 3) Der „Abschied von der Gruppe“: Kann
man sich politisch engagieren und gleichzeitig eine gesunde Distanz
zu den Gruppen, Parteien, Bewegungen halten, in denen man sich
engagiert? 4) Krisenpsychologie: Wie bewältigt man eine emotionale
Krise, die durch Twitter-Attacken, Drohungen und/ oder Unmut aus
den eigenen Reihen ausgelöst wurde? Ich habe in diesem Gespräch
noch einmal mehr neue Erkenntnisse für mich mitnehmen können. Zum
Beispiel dieser "Kampf" um Zugehörigkeit zu "links", den ich mir
habe aufschwatzen lassen. Nie habe ich irgendwo statuiert, dass ich
mich als Radikale im linken Spektrum sehe, aber stets darauf
reagiert, wenn mir vorgeworfen wurde, "zu wenig links" zu sein.
Absurd im Rückblick - aber ich habe mich da immer erklärt. Ich
denke, wir alle sind auf der Suche nach einem "wir", gerade ich als
Aktivistin, Autorin, mit 1001 Hut und Zuschreibungen habe mich der
Illusion sehr bereitwillig hingegeben, dass meine Nähe und
Solidarität zu bestimmten Menschen auf Gegenseitigkeit beruht. Tat
sie nicht. Das ist auch nicht weiter schlimm, weil ich es jetzt
erkenne und wie nach einem Gewitter klarer sehe und fokussierter
bin. Sven hat mich ermutigt, mir den Raum zu nehmen, meine
Geschichte zu erzählen. Dabei wird es auch an einigen Stellen
emotional, denn natürlich ist das Erlebte noch sehr nah, hat Wunden
geschlagen, die es zu heilen gilt. Ich freue mich, wenn ihr aus
unserem Gespräch was mitnehmen könnt. Sei es, dass ihr die
Ereignisse um meine Person besser versteht oder auch für euch
selbst Erkenntnisse gewinnt, wie ihr agieren könnt, wenn ihr solche
Attacken auf Dritte beobachtet. Wenn ihr der Meinung seid, dass
meine Arbeit euch etwas wert ist, dann schaut gern auf steady
vorbei. Ab fünf Euro im Monat könnt ihr dort meinen monatlichen
Newsletter abonnieren. Aktuell habe ich auch Pakete für
Unternehmer:innen geschnürt mit 10 oder 20 Gastzugängen und der
Möglichkeit, sich einmal im Jahr mit mir virtuell zu treffen. Ob
für ein Teammeeting oder eine Lesung, das bleibt euch überlassen.
Stay strong!

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