Das Klagelied der Millennials

Das Klagelied der Millennials

1 Stunde 3 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren

Scheiß auf Ironie! Setz Dich aufs Spiel! Mehr Leidenschaft,
Emotion und Risiko, bitte schön! So klingt das bei Simon Strauß.
In Sieben Nächte bringt der junge Autor seinen Unmut
über seine eigene Generation zum Ausdruck. Katrin und ich
verstehen das nur begrenzt. Am 15. Januar sprechen wir mit ihm im
Römischen Museum in Augsburg über das Leben, das Schreiben, und
darüber, wer wir sind und sein möchten.


Wir sind für eine kleine Weile in der Nähe des Literaturhauses
zusammengekommen, um erneut über das Leben zu sprechen. In kurzer
Entfernung zum Fluss, gleich bei den Gleisen und der alten
Bahnschranke, deren blau-rote Streifen vollständig ausgeblichen
sind. Abgeblätterte Farbteile liegen im Gras. Unser Treffen wird
unwirklich gewesen sein, je länger es vergangen sein wird und je
älter wir geworden sein werden. Wenn wir alt werden sollten, wird
unser Gespräch Pate stehen für eine Zeit, „in der wir das
Literaturhaus gemacht haben“ und als Teil unserer Vergangenheit,
der nicht mehr verfügbar ist, im Schein seines sich Entziehens
umso glorreicher und schöner erscheinen.  Wir haben
über den Verlust der Zeit gesprochen. Über die „grasgrüne
Vorzeit“, nach der man sich immer zurückgesehnt haben wird, die
immer schöner wurde, je weiter sie sich entfernte. Die
Verantwortung, die man im Leben einst übernommen haben wird, wird
uns niemals von der Sehnsucht nach dem Urzustand, nach dem nicht
Gewordenen, befreit haben. Egal, auf welche Weise wir unser Leben
verwirklicht haben werden, mit Familie oder ohne, mit Karriere
oder ohne, nur der Tod wird uns mit dem Teil des Lebens
vereinigen, den wir, während wir leben, im Hintergrund immer nur
als Wehmut und Sehnsucht rauschen hörten. Es ist diese grasgrüne
Vorzeit, der Verlust, der an unser Menschsein gebunden ist, der
uns letztlich allein, auf uns selbst zurückgeworfen, zurücklässt.
Wir haben über die Möglichkeit eines Lebens gesprochen, die
diesen Verlust aufhebt, ein Leben, das man heldenhaft lebt, aufs
Spiel setzt, bevor man aufgibt, um doch ein echtes Leben zu
leben. Oder sollte man doch alles riskieren und aussteigen?
Verstecken wir uns hinter der Ironie, weil wir zu feige sind für
Leidenschaft und Emotionen? Oh ja, und wir sind Katrin M. und
Stefan B.

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