LIT #2004 – Herta Müller – Lesung und Gespräch mit Verena Auffermann
1 Stunde 12 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Herta Müller
Herta Müller, geboren 1953 in Nitzkydorf in Rumänien, lebt seit
1987 in Deutschland. 2009 erhielt sie den Literaturnobelpreis, im
selben Jahr erschien einer ihrer bekanntesten Romane
„Atemschaukel“. Zu ihren jüngsten Werken zählen „Mein Vaterland
war ein Apfelkern“ (2014), „Hunger und Seide“ (2015) und „Im
Heimweh ist ein blauer Saal“ (2019). Die Autorin war insgesamt
fünf Mal beim Erlanger Poetenfest zu Gast, erstmals 1987 und
zuletzt 2016.
Auszug aus dem Programmhefttext von 2004:
Herta Müllers Werk hat die Gestalt eines Kreises. Seit dem
Erscheinen von „Niederungen“ im Jahr 1984, hat der Kreis viele
Ringe bekommen. Doch alle Ringe umrunden das gleiche Zentrum: Die
Diktatur und Rumänien.
Ihre Bücher haben mir das Wesen der Diktatur im Wortsinn „nahe
gebracht“, besonders eindringlich empfand ich den Roman „Der
Fuchs war damals schon der Jäger“. Hier geht es um Zersetzung,
Zersetzung als Vorstufe der Zerstörung, Zersetzung von
Freundschaften. Dann werden Menschen sich „selbst zu einem
Fehler“. Ihre Schilderungen solcher Mechanismen sind beharrlich:
auch im Zeittakt der Wiederholung. Eindringlich auch in den
Wortbildern. Dramatisch: auch in der Abbildung realer Ereignisse.
Ihre Prosa ist kompakt. Ein Satz von ihr kann hundert Seiten
überflüssig machen. Herta Müller lebt seit 1987 in Deutschland,
in Berlin. „Angekommen, wie nicht da“, heißt es im Prosaband
„Barfüßiger Februar“. Oder: „Bleiben zum Gehen“. „Wo ist dieser
Ort?“ Sie wacht über ihre Erinnerung, sie braucht ihre
Erinnerung. Die Erinnerung ist ihre Intimsphäre, sie hütet sie
eifersüchtig. „Man muß zwischen Erinnerungen unterscheiden“, hat
Herta Müller gesagt, und das hat mich sehr beeindruckt: Wendest
du dich den Erinnerungen zu, oder kommen sie zu dir?Der Westen
mit seinen Sprachmustern und Sittenbildern hat sie nicht
abgelenkt, die Gedächtnishalde ist in ihrem Besitz geblieben.
Geschichte, denn von wenig anderem ist in ihren Büchern die Rede,
braucht ein Gedächtnis. Der fiktionale Charakter ihrer Romane
sitzt fest auf dem Grund wahrer Begebenheiten. Schreiben ist eine
Tätigkeit permanenter Preisgabe. Herta Müllers Bücher sind
Geschichtsbücher und Literatur. Sie schreibt nicht über ihr
Privatleben, nicht über Liebesglück und Unglück, und über
Wohnungen nur soviel, dass die deutschen leeren Wohnungen sie im
Anfang sehr irritiert haben. Aber wie sie lebt, das bleibt
Privatsache. Eine Adresse in Berlin und oft auf Reisen. Ihre
Bücher sind in 20 Sprachen übersetzt. (Verena Auffermann)
Foto 6: Isolde Ohlbaum
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