AP #2014 – Porträt Michael Ballhaus – Moderation: Dirk Kruse

Michael Ballhaus


 


Michael Ballhaus, geboren 1935 in Berlin, verstarb 2017 ebenda.
Er ist international einer der bedeutendsten Kameramänner, sein
Werk umfasst rund 130 Filme für Kino und Fernsehen. Er arbeitete
mit zahlreichen renommierten Regisseuren zusammen, besonders
intensiv mit Rainer Werner Fassbinder und Martin Scorsese. 2014
erschien seine Autobiografie „Bilder im Kopf. Die Geschichte
meines Lebens“.


 


Auszug aus dem Programmhefttext von 2014:


 


Das deutsche Wort Kameramann beschreibt nur sehr unzureichend die
Tätigkeit, in der Michael Ballhaus einer der größten Filmkünstler
weltweit ist. Director of Photography – wie Hollywood diese
Tätigkeit nennt – ist da schon angemessener. Doch eigentlich ist
Michael Ballhaus als Meister des „Fliegenden Auges“ der
Bildregisseur eines Films, der über Farben, Beleuchtung,
Brennweiten und oft auch über die filmische Auflösung einer Szene
entscheidet. Viele bedeutende Regisseure suchten die
Zusammenarbeit mit dem 1935 in Berlin geborenen und in Franken
aufgewachsenen Kamerakönner: allen voran Legenden wie Rainer
Werner Fassbinder und Martin Scorsese, mit denen er immer wieder
drehte. Auch Volker Schlöndorff, Wolfgang Petersen, Francis Ford
Coppola, Paul Newman oder Robert Redford profitierten von seinen
Diensten. Ballhaus‘ Markenzeichen wurde die 1973 zusammen mit
Fassbinder entwickelte 360-Grad-Kamerafahrt, der
„Ballhaus-Kreisel“, der später mit der sich in einem roten Kleid
auf einem Flügel rekelnden und singenden Michelle Pfeiffer in
„Die fabelhaften Baker Boys“ zu einer der legendärsten
Verführungsszenen zwischen Schauspielerin und Kamera der
Filmgeschichte führte. Dreimal war der mit zahlreichen wichtigen
Filmpreisen geehrte Michael Ballhaus für den Oscar nominiert –
doch blieb ihm diese bedeutendste aller Auszeichnungen
vorenthalten. In seinen jüngst erschienenen Memoiren erzählt er
ganz uneitel und bescheiden von faszinierenden Dreharbeiten mit
Filmstars wie Robert de Niro und Tom Cruise, Leonardo DiCaprio
und Brad Pitt, Emma Thompson und Cameron Diaz, aber auch von der
heiklen Zusammenarbeit mit einer zickigen Meryl Streep, einem
zerstrittenen Bill Murray, einem vergesslichen John Travolta und
einem egomanischen Jack Nicholson. Und er erzählt von den
Versuchungen durch Sex und Kokain am Set, dem Rückhalt durch
seine Familie, seinem fortschreitenden Augenleiden und wie ihm
sein Freund Dustin Hoffman einmal das Leben rettete. Michael
Ballhaus ist ein Jahrhundertkünstler hinter der Kamera. (Dirk
Kruse)


 


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