AP #2002 – Autorenporträt Wolf Wondratschek – Moderation: Hajo Steinert

AP #2002 – Autorenporträt Wolf Wondratschek – Moderation: Hajo Steinert

1 Stunde 36 Minuten
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Beschreibung

vor 3 Jahren

Wolf Wondratschek


 


Wolf Wondratschek wurde 1943 in Rudolstadt geboren und lebt heute
in Wien. Neben Prosa und Gedichten schreibt er auch Lieder,
Drehbücher und Hörspiele. Zuletzt erschienen „Mittwoch“ (2013),
„Selbstbild mit russischem Klavier“ (2018) und die Anthologie
„Erde und Papier“ (2019).


 


Auszug aus dem Programmhefttext von 2002:


 


Eine Handvoll Künstlerfiguren stehen im Zentrum von vier
Geschichten, die Wolf Wondratschek unter dem Titel „Die große
Beleidigung“ im Jahre 2001 veröffentlichte. Es war das große
Comeback eines Schriftstellers, der in den sechziger und
siebziger Jahren vor allem mit Lyrik sensationelle Erfolge beim
Publikum erzielte.


Wondratschek ist einer der wenigen deutschen Schriftsteller der
Gegenwart, die Star-Appeal genossen. 1969 legte er den
„pistolesken“ Prosaband „Früher begann der Tag mit einer
Schußwunde“ vor, die über den Versand „Zweitausendeins“
vertriebenen Gedichtbände „Chuck’s Zimmer“ (1974) und „Das leise
Lachen am Ohr eines anderen“ (1976) genießen noch heute den
Status von Kultbüchern. Ein großes episches Poem mit vielen
autobiografischen Bezügen sorgte unter dem Titel „Carmen oder Bin
ich das Arschloch der achtziger Jahre“ 1986 für Aufsehen.


Und nun, über zehn Jahre danach, ist Wondratschek der Liebling
der Kritiker, die Lichtfigur von Intellektuellen und
Nichtintellektuellen. Wondratscheks Geschichten in „Die große
Beleidigung“ handeln vom Versiegen der kreativen Kräfte, der
Anfälligkeit des Künstlers für die unbarmherzigen Zeichen des
Altwerdens, der „Lähmung aller Lebensgeister“, dem Ziehen des
Huts vor dem sich ankündigenden Tod.


Wien – das ist nach langen verspielten Jahren in München seit
1996 nicht nur der Wohnort des melancholisch gewordenen Bohemiens
Wondratschek –, Wien, das ist auch der Ort, an dem alle vier
Erzählungen spielen. Es sind allesamt Texte vom Abschiednehmen,
Abschied von der Kulturschickeria, Abschied von Eitelkeit und
Größenwahn, von einer zur Raserei neigenden Szene. Es sind leise,
langsame Texte, wie wir sie von einem Wolf Wondratschek noch
nicht gelesen haben.


Wondratschek ist heute tatsächlich ein „altmodischer
Schriftsteller“. Nicht nur sein Wien ist, wie es einmal heißt,
eine „Versuchsanstalt für Vergangenheit“ –, er selbst ist es
auch. Das Schöne ist: man merkt seinen Texten den Ruck ins
Altmodische an. Das gilt auch für sein jüngstes Buch „Mozarts
Friseur“. (Hajo Steinert)      


 


Foto Sepp
Dreissinger                 

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