AP #1997 – Autorenporträt Sarah Kirsch – Moderation: Verena Auffermann

AP #1997 – Autorenporträt Sarah Kirsch – Moderation: Verena Auffermann

1 Stunde 10 Minuten
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Beschreibung

vor 3 Jahren

Sarah Kirsch


 


Sarah Kirsch, geboren 1935 in Limlingerode/Thüringen, gilt als
eine der bedeutendsten deutschen Lyrikerinnen. 1977 aus der DDR
ausgebürgert, lebte sie fortan in West-Berlin und zuletzt in
Norddeutschland, wo sie 2013 verstarb. Für ihr Werk wurde sie
vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis. Noch
zu Lebzeiten erschienen zuletzt „Krähengeschwätz“ (2010),
„Märzveilchen“ (2012) und „Juninovember“ (2014).


 


Auszug aus dem Programmhefttext von 1997:


 


Man kann Sarah Kirschs schmal portioniertes Werk auf zwei
Oberflächen lesen: Liebes- und Naturlyrik, zeit- und ortlos,
schwebend oder, was angemessener ist, als Texte, die ein
Pulverfass auf dem Feuer halten. Viele der Gedichte sind Verse
über das deutsche Wesen. So sind die direkt oder indirekt
gesetzten Zeichen Ausdruck einer Gewalt von innen, die sich vor
äußerer Gewalt schützt. Die Imagination sucht und findet als
Gegendruck zur Realität ihre Bilder und Räume.


In Sarah Kirschs Gedichten und besonders in den Büchern „Das
simple Leben“ und „Allerlei-Rauh“ erzählt ein „Ich“, das sich
exklusiv im Vorspann gegen jede 1:1 Verdächtigung wehrt: „Alles
ist frei erfunden und jeder Name wurde verwechselt.“ Zu finden
sind DDR-Kassiber, „die DDR wird man sein Leben lang nicht los“,
zurückgespulte Biografien, betrachtet als „reine Menschenkunde“,
behandelt mit Zynismus, Stasi-Wut und tollster Sanftheit: „will
keinen Idioten mit meinem schönsten Zorn überschütten.“


Es ist falsch und zugleich richtig, Sarah Kirsch als ein
weiblicher Don Juan der Wolken, Lämmer und Esel zu bändigen, die
sich von Hesiod heimlich die Schafsregeln borgt. Kurzsichtig ist,
sie Annette von Droste-Hülshoff aufs Auge zu drücken, nur weil
sie ihre große Verehrerin ist. Die Natur ist eine Zumutung, das
Leben ist es auch. Beides hat sie ausprobiert, fleißig und
schrecklich bis zum Exzess.


Die Liebe ist in ihrer Prosa ein zerbrechliches Glück. „Liebe und
Waterloo alles zu seiner eigenen Zeit“, die Seele nennt sie im
Gedichtband „Zaubersprüche“ „ein bourgeoises Stück“ und hütet
sich davor, „die große Liebende“ zu machen. Sie redet lieber von
der „seelischen Erziehung“. „Wie perforiert“ soll die Dichtung
sein: „Ich wünschte, dass es so wäre – es muss aber so sein.“ Das
ist eine typische Kirsch-Aussage. Sie hat einen Wunsch, eine
genaue Vorstellung und streng ein Ziel. (Verena Auffermann)

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