„Vielleicht hätte ich eine Familie. Vielleicht hat jemand um mich geweint.“

„Vielleicht hätte ich eine Familie. Vielleicht hat jemand um mich geweint.“

54 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Das „fremdvölkische“ Kinderheim in Spital am Pyhrn 1943–1945.


Maria Prieler-Woldan und Susanne
Lammer präsentierten am 28. März 2023 im Lern-
und Gedenkort Schloss Hartheim die Ergebnisse
langjähriger Forschungsarbeiten zur Rekonstruktion eines
nationalsozialistischen Verbrechens an Zwangsarbeiterinnen und
ihren Kindern.


In Spital am Pyhrn (Oberösterreich) war von 1943 bis 1945 in
einem aufgelassenen Gasthof ein sogenanntes „fremdvölkisches“
Kinderheim eingerichtet, betrieben von der
„Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt“ (NSV). Dort waren 106
Säuglinge polnischer, ukrainischer und russischer
Zwangsarbeiterinnen untergebracht, die man diesen kurz nach der
Entbindung weggenommen hatte, um die Arbeitskraft der Mutter
maximal auszubeuten.


Die Kinder wurden – entsprechend der nationalsozialistischen
Ideologie – als minderwertig betrachtet und daher mangelhaft
ernährt, gepflegt und geliebt. Viele starben durch vorsätzliche
Vernachlässigung nach ein paar Wochen oder Monaten, 47 Todesfälle
sind archivarisch belegt, als Todesursachen scheinen, neben
Unterernährung, Magen- und Darminfekte, Hautausschläge und
Geschwüre sowie sogenannte „Lebensschwäche“ auf. Die überlebenden
Kinder wurden nach 1945 in „children’s homes“ gesammelt und als
„Waisen“ in ihre vermutlichen Heimatländer repatriiert. Zumeist
adoptiert, suchten sie später, oft erfolglos, nach ihren
leiblichen Eltern und Spuren ihrer Herkunft. Die vorliegende
Forschungsarbeit zeichnet in Erinnerungen, Dokumenten und
amtlichem Schriftverkehr Entstehung und Betrieb des Heims in
Spital am Pyhrn nach. Eine Datenbank zu den verstorbenen Kindern
sowie Interviews mit Überlebenden runden die Arbeit ab.


Zur Autorin: Maria Prieler-Woldan, Dr. phil., geb. 1958,
Soziologin und historische Sozialforscherin, Linz. Zahlreiche
Publikationen, u. a. „Von Kremsmünster nach Brasilien. „Das
Konzil und die Frauen. Pionierinnen für Geschlechtergerechtigkeit
in der katholischen Kirche“ (2013), Lebensbild Bischof Richard
Weberberger“ (2015), „Das Selbstverständliche tun. Die Salzburger
Bäuerin Maria Etzer und ihr verbotener Einsatz für Fremde im
Nationalsozialismus“ (2018)


Ihr aktuelles Buch „Vielleicht hätte ich eine Familie. Vielleicht
hat jemand um mich geweint.“ Das „fremdvölkische“ Kinderheim in
Spital am Pyhrn 1943–1945 ist im Studienverlag Innsbruck
erschienen.
https://www.studienverlag.at/produkt/6254/vielleicht-haette-ich-eine-familie-vielleicht-hat-jemand-um-mich-geweint/


Website Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim


Beitragsbild: Susanne Lammer, Maria Prieler-Woldan und Florian
Schwanninger.
Foto: Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim


 


 

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