EGL045 Dan Simmons' »Ilium«: epische Schlachten auf dem Mars und die Suche nach Menschlichkeit zwischen Göttern, Androiden und modifizierten Menschen
"Oh, and sing of me, O Muse, poor born-again-against-his-will
Hockenberry" Ilium, Chapter 1 The plains of Ilium
1 Stunde 13 Minuten
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Beschreibung
vor 9 Monaten
Was sind schon 3000 Jahre mehr oder weniger, wenn man über die
großen Geschichten der Menschheit spricht? Das mag Dan Simmons
gedacht haben, bevor er Homers Trojanischen Krieg (Iliad) von vor
etwa 3000 Jahren nahm und diesen 1:1 in circa 3000 Jahren auf dem
Mars von selbsternannten Göttern neu inszenieren ließ. Das ist
einer der drei Handlungsstränge in Simmons‘ Buch „Ilium“, über den
wir in dieser Episode sprechen werden. Gleichzeitig feiern
genmanipulierte Menschen auf der Erde dank
„Farcaster“-Teleportation und dienender Servix-Roboter ein
lustvolles Leben. Im dritten Strang brechen Moravecs von den
äußeren Planeten des Sonnensystems auf, um den bedrohlichen
Quantenfluktuationen auf dem Mars auf den Grund zu gehen. Diese
KI-Androiden wurden einst von den Menschen der Erde als Forscher
ausgesandt und haben sich seit vielen Jahrhunderten vollständig
autonom auf den Monden des Jupiters weiterentwickelt und vermehrt.
In Simmons‘ Space Opera gibt es eigentlich keine Menschen mehr wie
uns. Und gerade deshalb ist es ein Buch über die Menschlichkeit.
Inspiriert von einem Essay im „New Yorker“ der frühen 1990er Jahre,
in dem ein Scholar reflektiert, ob wir uns heute wirklich mit den
Akteuren in Homers „Iliad“ identifizieren und verbinden können,
verlegt Simmons diese Geschichte in eine Zukunft, in der selbst die
Götter diese Geschichte nicht zu verstehen scheinen. Deshalb
beleben sie den PhD-Gelehrten Hockenberry aus dem frühen 21.
Jahrhundert wieder, um zu berichten, ob das, was auf dem Mars
geschieht, wirklich dem Original entspricht. Die Menschen auf der
Erde können nicht lesen und leben im Delirium der täglichen Lust,
bis Harman sich das Lesen selbst beibringt. Es sind zwei Moravecs,
die miteinander über Shakespeares Sonette und Proust reden, die
noch am ehesten die Kulturgeschichte der Menschheit leben. Alle
drei Stränge nähern sich einander an und treffen in einem furiosen,
gewaltvollen Finale aufeinander. Unbedingt lesenswert. 10 von 10.
Auch weil Simmons so unglaublich liebevoll und virtuos mit Sprache
umgehen kann.
großen Geschichten der Menschheit spricht? Das mag Dan Simmons
gedacht haben, bevor er Homers Trojanischen Krieg (Iliad) von vor
etwa 3000 Jahren nahm und diesen 1:1 in circa 3000 Jahren auf dem
Mars von selbsternannten Göttern neu inszenieren ließ. Das ist
einer der drei Handlungsstränge in Simmons‘ Buch „Ilium“, über den
wir in dieser Episode sprechen werden. Gleichzeitig feiern
genmanipulierte Menschen auf der Erde dank
„Farcaster“-Teleportation und dienender Servix-Roboter ein
lustvolles Leben. Im dritten Strang brechen Moravecs von den
äußeren Planeten des Sonnensystems auf, um den bedrohlichen
Quantenfluktuationen auf dem Mars auf den Grund zu gehen. Diese
KI-Androiden wurden einst von den Menschen der Erde als Forscher
ausgesandt und haben sich seit vielen Jahrhunderten vollständig
autonom auf den Monden des Jupiters weiterentwickelt und vermehrt.
In Simmons‘ Space Opera gibt es eigentlich keine Menschen mehr wie
uns. Und gerade deshalb ist es ein Buch über die Menschlichkeit.
Inspiriert von einem Essay im „New Yorker“ der frühen 1990er Jahre,
in dem ein Scholar reflektiert, ob wir uns heute wirklich mit den
Akteuren in Homers „Iliad“ identifizieren und verbinden können,
verlegt Simmons diese Geschichte in eine Zukunft, in der selbst die
Götter diese Geschichte nicht zu verstehen scheinen. Deshalb
beleben sie den PhD-Gelehrten Hockenberry aus dem frühen 21.
Jahrhundert wieder, um zu berichten, ob das, was auf dem Mars
geschieht, wirklich dem Original entspricht. Die Menschen auf der
Erde können nicht lesen und leben im Delirium der täglichen Lust,
bis Harman sich das Lesen selbst beibringt. Es sind zwei Moravecs,
die miteinander über Shakespeares Sonette und Proust reden, die
noch am ehesten die Kulturgeschichte der Menschheit leben. Alle
drei Stränge nähern sich einander an und treffen in einem furiosen,
gewaltvollen Finale aufeinander. Unbedingt lesenswert. 10 von 10.
Auch weil Simmons so unglaublich liebevoll und virtuos mit Sprache
umgehen kann.
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