Sprengstoff aus Kiew | Von Rüdiger Rauls
11 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Ukrainische Drohnen greifen Moskau an. Grenznahe Ortschaften im
russischen Kernland werden von der ukrainischen Seite aus
beschossen. Mit Kiew verbündete Kräfte, darunter viele
Exilrussen, rücken sogar auf russisches Gebiet vor. Was aussieht
wie eine Bedrohung für Russland, bereitet dem Westen
wesentlich größere Sorgen.
Ein Standpunkt von Rüdiger Rauls.
USA in Erklärungsnot
Eigentlich hätten sie gar nicht dort sein dürfen, wo Bilder von
ihnen gemacht wurden. Amerikanische Armeefahrzeuge wurden bei den
Angriffen von Kiewer Getreuen auf russischem Gebiet zerschossen
zurückgelassen. Offiziell wurden alle amerikanischen Waffen unter
der Maßgabe an Kiew geliefert, dass sie nur zur Verteidigung des
eigenen Territoriums eingesetzt werden dürfen, nicht für Angriffe
auf russisches.
Die Bilder brachten die Amerikaner in Erklärungsnot. Geschah dies
mit amerikanischem Wissen, gar mit aktiver Unterstützung aus
Washington? Was bedeutet das in Bezug auf die bisherigen
Beteuerungen der USA, alles zu unterlassen, was zu einer direkten
Konfrontation zwischen der NATO und Russland führen könnte? Wie
sehr kann der Westen den Zusagen der ukrainischen Führung trauen
und vor allem die Russen beruhigen?
Zu allem Überfluss hatte zuvor Vize-Außenministerin Victoria
Nuland vollmundig und ohne Not öffentlich gemacht, dass die USA
seit Monaten mit der Ukraine zusammen die Offensive gegen
Russland vorbereiten (1). Sie bestätigte damit, was Russland
immer wieder behauptet hatte und dass die westliche Seite ihre
eigene Bevölkerung ständig in dieser Frage hinters Licht geführt
hatte. Damit nicht genug schlug sie all jenen den
Propaganda-Knüppel aus der Hand, die Russlands Behauptungen immer
als Desinformation darzustellen versuchen. Immer öfter erweisen
sich die westlichen Medien selbst als Verbreiter von
Fehleinschätzungen und sogar Falschmeldungen.
Nun stehen die USA nach den Bildern des zerstörten Militärgeräts
auf russischem Boden entweder als Lügner da, als naiv oder gar
als Aufschneider, die ihre Schützlinge in Kiew doch nicht so gut
im Griff haben, wie sie immer wieder glauben machen wollten.
Jedenfalls ist die Öffentlichkeit im Westen beunruhigt, zumal man
sich auch nicht erklären kann, was Kiew mit diesen Angriffen
erreichen will. Prophezeiungen von Podoljak, dem Berater des
ukrainischen Präsidialamts, „dass sich ihre Anzahl [der
Angriffe] steigern werde“(2) werfen die Frage auf, was Kiew sonst
noch im Schilde führen könnte.
Kiew unter Druck
Trotz aller Waffenlieferungen aus dem Westen und der
unvorstellbaren Menschenopfer, die das Land erbracht hat, werden
die Zweifel am Sieg der Ukraine nach dem Fall von Artjomowsk
immer größer. Die immer wieder angekündigte Offensive lässt
weiterhin auf sich warten und die Zweifel wachsen, ob die Ukraine
überhaupt noch zu einem solchen Kraftakt in der Lage ist.
Nach den unterschiedlichen Äußerungen ukrainischer Offizieller
scheint man sich selbst unter den Vertretern der Regierung über
die Gegenoffensive nicht einig zu sein. Wenn diese aber nicht
bald kommt und die Erwartungen im Westen wenigstens teilweise
erfüllt, dürfte es auch für die Unterstützer in den westlichen
Hauptstädten immer schwieriger werden, der eigenen Bevölkerung
den Sinn der Kriegsunterstützung für die Ukraine zu erklären.
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