75 Jahre NAKBA – 75 Jahre Vertreibung und Apartheid | Von Annette Groth
20 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Ein Standpunkt von Annette Groth.
Nicht nur in der Ukraine dreht sich die Gewaltspirale immer
schneller, sondern auch in Palästina. Die Nachrichten über die
geplante israelische Justizreform und die großen Demonstrationen
dagegen waren auch in den deutschen Mainstream-Medien präsent.
Die Tötungen, Zerstörungen und Vertreibungen der
Palästinenserinnen und Palästinenser aus ihren Häusern und von
ihrem Land bleiben meist unbeachtet.
Seit Anfang 2023 kamen mindestens 100 Palästinenserinnen und
Palästinenser, darunter viele Kinder, ums Leben, die Zahl erhöht
sich ständig, etliche davon wurden gezielt getötet. Mehr als
1.000 Palästinenserinnen und Palästinenser sind unter
Administrativhaft im Gefängnis, das heißt ohne Gerichtsurteil.
Die Administrativhaft kann immer wieder verlängert werden und
verstößt gegen internationale Bestimmungen. Auch Kinder ab 12
Jahren können bis zu sechs Monate inhaftiert werden, ein
12-jähriges palästinensisches Mädchen war die weltweit jüngste
Gefangene.
Mit der 2022 neu gewählten rechtsextremen Regierung unter
Benjamin Netanjahu und Ministern, die in der Vergangenheit wegen
Aufstachelung zur Gewalt und Rechtsextremismus verurteilt wurden,
hat sich die Lage wesentlich verschlechtert.
Brutale Attacken und „Nationalgarde“
In den letzten Wochen und Monaten haben gewalttätige Siedler
etliche palästinensische Dörfer verwüstet, Häuser zerstört, Autos
in Brand gesteckt und Menschen grausam verprügelt. Zahlreiche
Palästinenser sind zu Tode gekommen, es gab Hunderte Verletzte
und viele Schwerverletzte.
In dem palästinensischen Dorf Huwara bei Nablus im Westjordanland
kam es im Februar 2023 zu einem Progrom von Siedlern.
Finanzminister Bezalel Smotrich sprach sich sogar für die
„Auslöschung" des Dorfes Huwara aus, was ein Sprecher des
US-Außenministeriums als „unverantwortlich und abstoßend“
kritisierte und als „Aufwiegelung zur Gewalt“ interpretierte.
Diese Gewaltorgie vonseiten der Siedler und die Kommentare des
Ministers Smotrich, der sich selbst öffentlich als Faschist
bezeichnet, ist sicher ein Grund, warum Netanjahu bislang noch
keine Einladung nach Washington erhalten hat, aber dafür in
Berlin herzlich begrüßt wurde.
Skandalös und sicherlich für immer im Gedächtnis bleibend waren
auch die brutalen Angriffe Anfang April 2023 auf betende Muslime
in der Al-Aqsa-Moschee, eines der drei Heiligtümer des Islam.
Prügelnde schwer bewaffnete Polizisten und Soldaten warfen
Tränengasgranaten in die Moschee und vertrieben die Gläubigen.
Grund für diese beispiellose gewaltsame Räumung war die Schaffung
eines freien Zugangs für jüdische Extremisten, die am Vorabend
des jüdischen Passahfestes auf der Al-Aqsa-Moschee-Esplanade
beten wollten.
Der Leiter des französischen Forschungszentrums in Jerusalem,
Vincent Lemire, erklärt in einem Interview mit Le Monde die
Hintergründe für diese skandalösen Vorgänge: „Unter dem Vorwand,
dort die Religionsfreiheit zu garantieren, fördert Israel den
Zugang radikaler Juden auf der Esplanade der Al-Aqsa-Moschee in
Jerusalem. Mehrere von ihnen wurden mit einem Lamm im Arm
festgenommen, das sie als Osteropfer (Korban) opfern wollten, wie
zur Zeit des Zweiten Tempels, der im Jahr 70 von den Truppen des
Titus zerstört wurde. Diese Radikalen wollen anstelle der
muslimischen heiligen Stätten einen „dritten Tempel
errichten“. (1)
Während vor fünfzehn Jahren nur knapp zweitausend Juden zum Beten
auf die Esplanade kamen, waren es in diesem Jahr über
fünfzigtausend. Unter Ben Gvir, Minister für nationale
Sicherheit, fühlen sich diese radikalen Gruppierungen bei ihren
früher untersagten Opfergängen sicher, und wissen sich von Gvir
unterstützt, hat er sie doch verteidigt, als er noch Anwalt
war...
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