Harvard-Historiker Serhii Plokhii: Ein Parforceritt durch 2.000 Jahre Ukraine als Knotenpunkt und Begegnungsraum

Harvard-Historiker Serhii Plokhii: Ein Parforceritt durch 2.000 Jahre Ukraine als Knotenpunkt und Begegnungsraum

54 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Als Amateurhistoriker fällt der Moskauer Autokrat Putin schon
länger auf: 2021 sorgte ein exzentrisches Essay des russischen
Präsidenten international für Aufsehen, in dem Putin die
Geschichte seines Landes zwischen Zarenreich und Sowjetunion
ausdeutete und die Ukraine als künstliches Gebilde beschrieb, das
nie eine eigenständige, souveräne Nation gewesen sein solle – und
daher wieder unter die Fuchtel des Kreml gehöre. Was 2022 darauf
und daraus folgte, das bekommen wir seit dem 24. Februar jeden
Tag anhand von brutalen, blutigen Bildern aus Osteuropa
vermittelt. Russlands Angriffskrieg beruht auf einer
willentlichen Fehldeutung der langen, stürmischen und allzu oft
auch tragischen Beziehung zwischen russischen und ukrainischen
Staatsgebilden, die heute noch die Gegenwart zu verwüsten und
Städte in Schutt und Asche zu legen vermag. Doch in Wahrheit
besitzt das kämpferische und freiheitsbewusste „Grenzland“ – das
bedeutet der Name „Ukraine“ im Kern – vor allem eine sehr
faszinierende, an Kehrtwenden und Saltos reiche eigene
Geschichte. Diese Region am äußersten Zipfel der eurasischen
Steppe avancierte zu einem Knotenpunkt und Begegnungsraum in den
letzten 2.000 Jahren: Sie war ein Ort, an dem antike Griechen und
skythische Reitervölker, Wikingerprinzen und byzantinische
Aristokraten, mongolische Kriegsherren und Habsburgerkaiser
aufeinandertrafen – manchmal friedlich, nicht selten jedoch
weniger friedlich. Die Menschen dort erlebten durch die
Jahrhunderte immer wieder, wie ihre Selbstbestimmung
eingeschränkt oder gleich ganz aufgehoben wurde. Serhii Plokhii,
Direktor des Harvard Ukrainian Research Institute und Autor der
besten englischsprachigen Historie der Ukraine, The Gates of
Europe, unternimmt mit uns einen atemberaubenden Parforceritt
durch die Millenia. Er gilt in den USA als die führende Autorität
für die Geschichte Osteuropas und gewann u.a. den Baillie Gifford
Prize, auf Deutsch erschien gerade erst Die Frontlinie im Rowohlt
Verlag. Danach sprechen wir mit Maryna Honcharuk, einer
promovierten Grundschullehrerin, die zehn Jahre in der Deutschen
Schule Kyiv als Schulleiterin arbeitete und ab 2018 Gründerin des
Kinder Klubs Skills war. Im Frühling flüchtete Maryna mit ihren
Kindern nach Freiburg und lebt hier – ihr Ehemann kämpft als
Offizier an der Front.


Shownotes:


"Die Frontlinie" - Serhii Plokhii


"The Gates of Europe" - Serhii Plokhii


Moderation & Redaktion: René Freudenthal


Produktion & Mitarbeit: Hanna Langreder


Original-Logo zum Podcast: Simon Krause


Original-Musik zum Podcast: Edward Fernbach

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