13: Corona-Hochzeits-ABC: N wie …
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Als freier Redner feiere ich das Leben in all seinen Facetten. Von Hochzeit bis Trauerfeier. Und den ganz normalen Wahnsinn einer Familie. Mein Elixier: Humor
Beschreibung
vor 3 Jahren
"Glück ist, wenn das Pech die anderen trifft." Das stammt nicht
von mir, sondern das sagt der römische Dichter Horaz. Zynismus in
Reinform. Nicht meine Denke, aber unter dem Strich die Aussage
von #allesdichtmachen. Das Hochzeits-ABC, dieses Mal
ausnahmsweise etwas politisierend. Denn ich schildere euch meine
Sicht als Trauredner, Trauerredner, Familienvater und Ehemann auf
ein No Go: Zynismus zu Lasten derer, die sich nicht wehren
können.
Ist das Meinungsfreiheit, Kunst gar – oder kann es weg? Ein
bisschen Humor wird doch wohl erlaubt sein, mag mancher entgegen.
Humor ja, auf jeden Fall. Ich schöpfe selbst mit vollen Kellen
aus diesem Genre: Wortwitz, trockener Humor, schwarzer Humor, bei
dem ich mich selbst gerne karikiere, das Lachen von Brautpaaren
und Hochzeitsgästen genieße. Doch nie sind meine Pointen gegen
andere gerichtet. Ironie ja, Sarkasmus mitunter, Zynismus und
Blasphemie nein, danke!
Als Trauredner habe ich mit Brautpaaren zu tun, die ihre Hochzeit
nun zum wiederholten Male verschieben müssen. Sie sind traurig,
enttäuscht, manche haben gar keine Lust mehr und alles
abgeblasen. Keine Trauung mit Familien und Freunden, keine Feier,
was bleibt ist der Verwaltungsakt auf dem Standesamt.
Als Trauerredner sitze ich bei Familien zuhause, die ihren
Liebsten verloren haben – und sich nun nicht mal mehr mit ihrer
gesamten Familie würdevoll verabschieden dürfen. Weil teilweise
nur zehn Personen erlaubt sind, müssen Enkel und Urenkel zuhause
bleiben genauso wie langjährige Weggefährten und
Geschwister. Todesanzeigen in der Zeitung ohne Datum, weil sie
Angst haben, dass enge Freunde kommen – und damit die Trauerfeier
zur Straftat wird. Von fröhlichen Familienfeiern wie
Kinderwillkommensfesten oder Jugendweihen ganz zu
schweigen.
Als Vater dreier Kinder bin ich sauer, nein wütend. Dass die
Familienfreundlichkeit wie eine Monstranz in vielen
staatstragenden Runden gepriesen wird, aber seit einem Jahr auf
der Strecke bleibt. Vereinbarkeit von Familie und Beruf – nie
waren wir so weit davon entfernt wie heute. Das Land der Dichter
und Denker – Bildung wird gewährleistet durch das Ausdünnen von
Lehrplänen und Aufrechterhalten durch unermüdliches Homeschooling
der Eltern. „Die nächsten Wochen werden noch einmal hart“, das
ist der Dauer-Jingle seit einem Jahr.
Vielleicht ist dieser Shitstorm, der über die Schauspieler wütet,
eine Katharsis. Eine Läuterung, die dazu führt, dass sich die
Mimen eines bewusst werden. Jeder von uns kann sein Stück dazu
beitragen, schnell aus dieser Pandemie zu kommen und eines zu
erlangen, was lange Zeit nie einer wollte: Alltag. Und auch die
Öffnung der Theater, das Aufschließen von Gaststätten, das Feiern
von Hochzeiten. Kluge Konzepte statt nonchalantes Negieren. Wir
können uns die Zeit nicht aussuchen in der wir leben, aber wir
können sie gestalten. Oder, um mit Sokrates zu
sprechen: "Heirate oder heirate nicht, du wirst beides
bereuen."
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