Der Corona-Kolonialismus | Von Leanne Loo

Der Corona-Kolonialismus | Von Leanne Loo

16 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Tansania verzichtete wie Schweden auf einen
Virus-Lockdown — das westliche Feedback auf die Afrikaner war
jedoch von rassistischen Narrativen geprägt.


Im Verlauf der COVID-19-Pandemie verfolgten die Länder
unterschiedliche Strategien zur Bewältigung der sich
überschneidenden infektiösen und sozialen Auswirkungen der
globalen Gesundheitskrise. Während viele Regierungen und
Gemeinden mehr oder weniger ähnliche Maßnahmen wie
Abstandsregeln, Lockdowns oder Kontaktverfolgung einsetzten, sind
Tansania und Schweden insofern einzigartig, als sie sich beide
weigerten, im ersten Jahr der Pandemie Abstandsregeln
durchzusetzen oder nationale Lockdowns zu verhängen. Dennoch
berichten die vorherrschenden westlichen Narrative von zwei
deutlich unterschiedlichen Geschehnissen. Wer dieses Messen mit
zweierlei Maß besser verstehen will, muss die Ursachen dafür in
der Geschichte der Kolonialisierung Afrikas durch europäische
Länder suchen.


Ein Standpunkt von Leanne Loo.


Die internationale Reaktion auf Tansanias lockere Maßnahmen im
Bereich der öffentlichen Gesundheit war seit März 2020 prompt und
heftig. Präsident John Magufuli und seine Regierung wurden von
der Weltgesundheitsorganisation (WHO), den
afrikanischen Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention sowie
von zahlreichen Gesundheitsexperten und Forschern kritisiert (1).
Auch wenn die Kritik berechtigt sein mag, so ist doch nicht zu
entschuldigen, dass die Berichterstattung der euroamerikanischen
Medien das Anti-Schwarze-Bild widerspiegelt, das Afrikaner als
hoffnungslos inkompetent darstellt und das exotische und
rassistische Stereotyp des Wilden aus Joseph Conrads „Heart of
Darkness“ heraufbeschwört.


The Lancet, eine renommierte und geschätzte medizinische
Fachzeitschrift, schrieb, dass das tansanische
Gesundheitspersonal „Kontrollmaßnahmen“ — zum Beispiel das
Händewaschen — einhalten müsse (2); das Center for Strategic and
International Studies und die World Peace Foundation bezeichneten
die tansanische Reaktion als stümperhaft, widersinnig und
repressiv; und die New York Times und Foreign
Policy berichteten, dass Tansania verheerend und schädlich
sei (3).


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