Mike Laufenberg: Heteronormativität im Neoliberalismus.

Mike Laufenberg: Heteronormativität im Neoliberalismus.

Vortrag vom 20.05.2015 bei Jenseits der Geschlechtergrenzen

Beschreibung

vor 9 Jahren
Vortrag vom 20.05.2015 von Dr. Mike Laufenberg, wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und
Geschlechterforschung, TU Berlin, Mitglied der Gruppe "kitchen
politics. Queerfeministische Interventionen". Braucht der
Kapitalismus Heteronormativität? Nicht unbedingt, aber sie hat sich
für die Entfaltung und Aufrechterhaltung kapitalistischer
Verhältnisse als sehr nützlich erwiesen. Feminist_innen und
lesbischwule Intellektuelle neigten daher lange dazu, diese Frage
eindeutig zu bejahen. Der marxistische Feminismus der 1970er Jahre
betonte, dass kapitalistische Gesellschaften nicht nur der
Produktion von Lohnarbeiter_innen bedürfen, sondern darüber hinaus
auf bestimmte Typen von Familie, Sexualität und
Zweigeschlechtlichkeit angewiesen seien. Heterosexualität wurde
hierbei als soziales Machtverhältnis kritisiert, das ein System der
vergeschlechtlichten Arbeitsteilung aufrecht erhält, welches die
Arbeit von Frauen sozial und ökonomisch abwertet. Doch seit den
1970er Jahren hat sich in den kapitalistischen Ländern des
,Westens' viel verändert. Mit den Produktionsverhältnissen haben
sich auch die Familienverhältnisse flexibilisiert; in den
Großstädten weicht die Kleinfamilie Single-Haushalten,
Wohngemeinschaften und ‚Homo-Ehen‘. Das patriarchale männliche
Ernährermodell scheint obsolet; Gender Mainstreaming und Diversity
Management setzen weibliches Arbeitsvermögen und die Ressourcen von
Schwulen und Lesben heute gewinnbringend in Wert. Die Frage lautet
heute: Braucht der neoliberale Kapitalismus noch
Heteronormativität? Der Vortrag gibt einige Antworten und zeigt,
warum eine queere Kritik der Heterosexualität immer auch Kritik des
Kapitalismus sein muss.

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