tl;dr #31: Siegfried Kracauer: «Theorie des Films» mit Wolfgang M. Schmitt
Alex Demirović im Gespräch mit Wolfgang M. Schmitt
1 Stunde 9 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 1 Jahr
Kracauer war, bevor er von den Nazis ins Exil gezwungen wurde,
einer der großen Filmkritiker der Weimarer Republik. 1960 legte er
sein theoretisches Hauptwerk zum Film vor. Es trug den
bezeichnenden Untertitel: «Die Errettung der äußeren Wirklichkeit».
Das ist nicht im naiven Sinn realistisch gemeint. Regisseur*innen
sind schöpferisch, aber sie müssen, das unterstreicht Kracauer,
sich im besonderen Medium des Films bewegen. Wie in der Fotografie
registriert der Film die Wirklichkeit und bildet sie ab. Anders als
in der sonstigen Kunst bleibt dieser Rohstoff in den Fotos und im
Film erhalten; aber das Kamera-Auge entdeckt auch Wirklichkeit, die
das bloße Auge nicht sieht. Vor allem kann der Film den Fluss des
Lebens darstellen, also den Alltag, die Eigenart von Gebärden, die
Zufälle von Begegnungen, die Treffpunkte vieler Menschen: Bahnhöfe,
Flughäfen, Straßen. Die Massen, der schnelle Ortswechsel, das
Nachspüren zeichnen den Film aus. Für Kracauer ist der Film
materialistische Praxis: von unten, nah am Detail, verankert im
Alltag. Das meiste, was in die Kinos kommt, hält Kracauer für
Kulturwarenproduktion, sie ist Gegenstand der Ideologiekritik,
nicht Gegenstand seiner materialen Ästhetik. Seinem
programmatischen Anspruch entsprechen nur wenige Filme, solche von
Chaplin, Eisenstein, de Sica, Fellini, Hitchcock. Vom Film erwartet
Kracauer, dass er uns wie ein Spiegel den indirekten Blick auf die
Ungeheuerlichkeiten und Grausamkeiten der bürgerlichen Welt
erlaubt; er hofft aber auch darauf, dass der Film ein neues
Verhältnis zur gemeinsamen Erde der Menschen stiften und, weil er
ihnen ihren gemeinsamen Alltag erschließt, zur Einheit der
Menschheit beitragen kann. Zu Gast bei Alex Demirović ist in dieser
Folge der Filmkritiker, YouTuber und Podcaster Wolfang M. Schmitt.
einer der großen Filmkritiker der Weimarer Republik. 1960 legte er
sein theoretisches Hauptwerk zum Film vor. Es trug den
bezeichnenden Untertitel: «Die Errettung der äußeren Wirklichkeit».
Das ist nicht im naiven Sinn realistisch gemeint. Regisseur*innen
sind schöpferisch, aber sie müssen, das unterstreicht Kracauer,
sich im besonderen Medium des Films bewegen. Wie in der Fotografie
registriert der Film die Wirklichkeit und bildet sie ab. Anders als
in der sonstigen Kunst bleibt dieser Rohstoff in den Fotos und im
Film erhalten; aber das Kamera-Auge entdeckt auch Wirklichkeit, die
das bloße Auge nicht sieht. Vor allem kann der Film den Fluss des
Lebens darstellen, also den Alltag, die Eigenart von Gebärden, die
Zufälle von Begegnungen, die Treffpunkte vieler Menschen: Bahnhöfe,
Flughäfen, Straßen. Die Massen, der schnelle Ortswechsel, das
Nachspüren zeichnen den Film aus. Für Kracauer ist der Film
materialistische Praxis: von unten, nah am Detail, verankert im
Alltag. Das meiste, was in die Kinos kommt, hält Kracauer für
Kulturwarenproduktion, sie ist Gegenstand der Ideologiekritik,
nicht Gegenstand seiner materialen Ästhetik. Seinem
programmatischen Anspruch entsprechen nur wenige Filme, solche von
Chaplin, Eisenstein, de Sica, Fellini, Hitchcock. Vom Film erwartet
Kracauer, dass er uns wie ein Spiegel den indirekten Blick auf die
Ungeheuerlichkeiten und Grausamkeiten der bürgerlichen Welt
erlaubt; er hofft aber auch darauf, dass der Film ein neues
Verhältnis zur gemeinsamen Erde der Menschen stiften und, weil er
ihnen ihren gemeinsamen Alltag erschließt, zur Einheit der
Menschheit beitragen kann. Zu Gast bei Alex Demirović ist in dieser
Folge der Filmkritiker, YouTuber und Podcaster Wolfang M. Schmitt.
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