tl;dr #26: Max Horkheimer: «Traditionelle und kritische Theorie» mit Gunzelin Schmid Noerr
Alex Demirović im Gespräch mit Gunzelin Schmid Noerr
1 Stunde 2 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Der 1937 im US-Exil verfasste Aufsatz «Traditionelle und kritische
Theorie» ist ein Grundlagentext der kritischen Theorie. Wie denken
wir, wie nehmen wir die Welt wahr, wenn wir emanzipiert leben?
Diese Frage beschäftigt Horkheimer, und er will dieses kritische
Denken vom Herrschaftsdenken des Bürgertums unterscheiden. Viele
Marxist*innen hielten die Antwort für einfach: man müsse sich
einfach auf den Standpunkt des Proletariats stellen. Für Horkheimer
war dies in der Periode des Faschismus eine unbefriedigende
Antwort. Ihm zufolge hat sich die Wahrheit zu kleinen Gruppen
geflüchtet. Das bürgerliche Denken, so die zentrale These von
Horkheimer, leugnet die Arbeit, den Anteil der Menschen an der
Gestaltung der Welt, in der sie leben. Dies lässt den Eindruck
entstehen, als gäbe es eine Welt ‹dort draußen›, auf die die
Gesellschaft gar keinen Einfluss hat und der sie sich nur anpassen
kann. Die Welt erscheint als eine Sammlung von Tatsachen, die unter
bestimmten Oberbegriffen versammelt werden. Das Bürgertum hat kein
Interesse an Theorie, zur Wahrheit hat es ein zynisches Verhältnis,
sie dient der Manipulation der Beherrschten. Horkheimer betont
demgegenüber – im Anschluss an Marx und Lukács -, dass Menschen
ihre Verhältnisse herstellen. Durch menschliche Arbeit geschaffen,
steckt in der gegenständlichen Welt Vernunft. Deswegen können wir
sie begreifen. Aber diese Vernunft ist gespalten durch die
Klassengegensätze. Das Bürgertum vertritt das Prinzip der
Konkurrenz; es erweist sich als unfähig, eine gemeinsame Welt der
Menschen als Menschheit herzustellen, sondern denkt nur an den
Reichtum, das Glück weniger. Unter diesen Bedingungen bleibt
Vernunft sich selbst gegenüber undurchsichtig. Demgegenüber
kennzeichnet die kritische Theorie ein Verhalten, dem es um die
Veränderung der Gesellschaft als ganzer geht. Die Begriffe der
kritischen Theorie wie Arbeit, Produktivität, Geld, Krise sind
Momente des gesellschaftlichen Prozesses selbst. Sie verändern sich
mit ihm und ermöglichen es, die historischen Veränderungen zu
begreifen und die Verhältnisse nach vernünftigen Gesichtspunkten zu
verändern. Alex Demirović im Gespräch mit Gunzelin Schmid Noerr,
Philosoph und Herausgeber von Horkheimers ‹Gesammelten Schriften›
Theorie» ist ein Grundlagentext der kritischen Theorie. Wie denken
wir, wie nehmen wir die Welt wahr, wenn wir emanzipiert leben?
Diese Frage beschäftigt Horkheimer, und er will dieses kritische
Denken vom Herrschaftsdenken des Bürgertums unterscheiden. Viele
Marxist*innen hielten die Antwort für einfach: man müsse sich
einfach auf den Standpunkt des Proletariats stellen. Für Horkheimer
war dies in der Periode des Faschismus eine unbefriedigende
Antwort. Ihm zufolge hat sich die Wahrheit zu kleinen Gruppen
geflüchtet. Das bürgerliche Denken, so die zentrale These von
Horkheimer, leugnet die Arbeit, den Anteil der Menschen an der
Gestaltung der Welt, in der sie leben. Dies lässt den Eindruck
entstehen, als gäbe es eine Welt ‹dort draußen›, auf die die
Gesellschaft gar keinen Einfluss hat und der sie sich nur anpassen
kann. Die Welt erscheint als eine Sammlung von Tatsachen, die unter
bestimmten Oberbegriffen versammelt werden. Das Bürgertum hat kein
Interesse an Theorie, zur Wahrheit hat es ein zynisches Verhältnis,
sie dient der Manipulation der Beherrschten. Horkheimer betont
demgegenüber – im Anschluss an Marx und Lukács -, dass Menschen
ihre Verhältnisse herstellen. Durch menschliche Arbeit geschaffen,
steckt in der gegenständlichen Welt Vernunft. Deswegen können wir
sie begreifen. Aber diese Vernunft ist gespalten durch die
Klassengegensätze. Das Bürgertum vertritt das Prinzip der
Konkurrenz; es erweist sich als unfähig, eine gemeinsame Welt der
Menschen als Menschheit herzustellen, sondern denkt nur an den
Reichtum, das Glück weniger. Unter diesen Bedingungen bleibt
Vernunft sich selbst gegenüber undurchsichtig. Demgegenüber
kennzeichnet die kritische Theorie ein Verhalten, dem es um die
Veränderung der Gesellschaft als ganzer geht. Die Begriffe der
kritischen Theorie wie Arbeit, Produktivität, Geld, Krise sind
Momente des gesellschaftlichen Prozesses selbst. Sie verändern sich
mit ihm und ermöglichen es, die historischen Veränderungen zu
begreifen und die Verhältnisse nach vernünftigen Gesichtspunkten zu
verändern. Alex Demirović im Gespräch mit Gunzelin Schmid Noerr,
Philosoph und Herausgeber von Horkheimers ‹Gesammelten Schriften›
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