tl;dr #18: Chantal Mouffe und Ernesto Laclau: «Hegemonie und radikale Demokratie. Zur Dekonstruktion des Marxismus»

tl;dr #18: Chantal Mouffe und Ernesto Laclau: «Hegemonie und radikale Demokratie. Zur Dekonstruktion des Marxismus»

Alex Demirović im Gespräch mit dem Erziehungswissenschaftler Steffen Wittig
52 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
«Hegemonie und radikale Demokratie. Zur Dekonstruktion des
Marxismus» (1991) lautet der Titel des bekanntesten Werkes von
Chantal Mouffe und Ernesto Laclau, das 1985 auf Englisch erschienen
ist und einer der maßgeblichen Beiträge zur kritischen
Sozialtheorie und Demokratietheorie wurde. Das Buch ist ein
Vorschlag, die strategische Krise der Linken zu überwinden, der sie
sich mit der Entstehung der Neuen Sozialen Bewegungen gegenübersah.
Erklärungen durch ökonomische Determinanten, Ableitungen aus
Produktionsverhältnissen oder in Begriffen der Klasse wurden
herausgefordert durch eine neuartige Konfliktualität des Sozialen,
also durch neue Themen, Akteure, Gegenstände des Protests. Es sind
diese plötzlich auftretenden Formen der Kämpfe, mit denen niemand
rechnet. Laclau und Mouffe argumentieren deswegen gegen das Gesetz
der Notwendigkeit und für ein Verständnis der Kontingenz. Nicht
durch äußere Ursachen lässt sich die Einheit der Bewegungen
erklären, sondern nur durch symbolische Prozesse. Als Vorläufer
eines solchen Verständnisses von sozialen Bewegungen begreifen sie
Rosa Luxemburg und Antonio Gramsci. Dessen Begriff der Hegemonie
wollen sie diskurstheoretisch weiter ausarbeiten. «Gesellschaft»
ist nach ihrem Verständnis keine Totalität von Vermittlungen.
Vielmehr ergibt sie sich aus artikulatorischen Praktiken – und für
eine bestimmte Phase stellt sie hegemonial den Fluss der
Bedeutungen still, indem sie einen besonderen Konflikt und
Antagonismus totalisiert. Die Linke muss sich demnach als fähig
erweisen, das soziale Feld zu polarisieren und antagonistische
Bedeutungen zu erzeugen. Gleichzeitig aber muss sie im Blick
behalten, dass keine Bedeutung eines Kampfes sich jemals endgültig
fixieren lässt. Auch wenn sich nicht konkret erwarten lässt, welche
Konflikte ausbrechen werden, wird jede Form von Gesellschaft und
jede Hegemonie auf unerwartete Weise neue Subjekte und neue
Antagonismen hervorbringen. Darauf soll sich die Linke einstellen,
so der Rat von Chantal Mouffe; sie kann nicht erwarten, dass es
einmal zu einem letzten Antagonismus kommt und der demokratische
Prozess abgeschlossen werden kann. Zu Gast bei Alex Demirović ist
in dieser Folge der Erziehungswissenschaftler Steffen Wittig von
der Universität Kassel.

Kommentare (0)

Lade Inhalte...

Abonnenten

15
15
:
: