tl;dr #16: Nancy Fraser: «Widerspenstige Praktiken» mit Susanne Lettow
Alex Demirović im Gespräch mit Susanne Lettow
60 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Nancy Fraser ist US-amerikanische Feministin und Sozialistin. In
ihren Überlegungen lässt sie sich auch von Überlegungen aus der
älteren Kritischen Theorie, von Jürgen Habermas oder Michel
Foucault anregen. Ein zentrales Thema ihrer theoretischen Arbeit
ist das der Öffentlichkeit. Mit diesem Begriff will sie zu einem
erweiterten und erneuerten Verständnis des Sozialismus beitragen.
In der Neuen Linken und der zweiten Frauenbewegung galt es, das
scheinbar Private zu politisieren und öffentlich zu machen. Ein
wichtiger Beitrag Frasers zu diesen Kämpfen ist, dass es sich bei
‚privat‘ und ‚öffentlich‘ nicht um stabile gesellschaftliche
Sphären handelt, denn die Grenze zwischen ihnen ist ständig
Gegenstand hegemonialer Kämpfe. Öffentlichkeit ist bürgerlich,
männlich und elitär, also durchaus eine Praktik bürgerlicher
Herrschaft, denn sie bewirkt, dass Arbeiter*innen, Frauen und
rassifizierte Menschen kaum zu Wort kommen und öffentlich gehört,
sondern in einen Bereich des Privaten abgedrängt werden. Fraser
will Öffentlichkeit aber auch nicht einfach aufgeben. Sie macht
vielmehr den Gedanken stark, dass es Gegenöffentlichkeiten von
unten gibt, in denen es gelingen kann, in demokratisch
organisierten Verständigungsprozessen eigene
Bedürfnisinterpretationen auszuarbeiten und eben jene Grenzen zu
verschieben. Dabei kann es durchaus geboten sein, die Privatsphäre
von Frauen gegen die Macht männlich bestimmter Öffentlichkeit zu
verteidigen. In diesem Sinn ist es erforderlich, auf bewegliche
Weise transformative Kämpfe um den Grenzverlauf zwischen privat und
öffentlich zu führen. Alex Demirović diskutiert in dieser Folge mit
Susanne Lettow. Sie lehrt Philosophie am
Margherita-von-Brentano-Zentrum für Geschlechterforschung an der FU
Berlin.
ihren Überlegungen lässt sie sich auch von Überlegungen aus der
älteren Kritischen Theorie, von Jürgen Habermas oder Michel
Foucault anregen. Ein zentrales Thema ihrer theoretischen Arbeit
ist das der Öffentlichkeit. Mit diesem Begriff will sie zu einem
erweiterten und erneuerten Verständnis des Sozialismus beitragen.
In der Neuen Linken und der zweiten Frauenbewegung galt es, das
scheinbar Private zu politisieren und öffentlich zu machen. Ein
wichtiger Beitrag Frasers zu diesen Kämpfen ist, dass es sich bei
‚privat‘ und ‚öffentlich‘ nicht um stabile gesellschaftliche
Sphären handelt, denn die Grenze zwischen ihnen ist ständig
Gegenstand hegemonialer Kämpfe. Öffentlichkeit ist bürgerlich,
männlich und elitär, also durchaus eine Praktik bürgerlicher
Herrschaft, denn sie bewirkt, dass Arbeiter*innen, Frauen und
rassifizierte Menschen kaum zu Wort kommen und öffentlich gehört,
sondern in einen Bereich des Privaten abgedrängt werden. Fraser
will Öffentlichkeit aber auch nicht einfach aufgeben. Sie macht
vielmehr den Gedanken stark, dass es Gegenöffentlichkeiten von
unten gibt, in denen es gelingen kann, in demokratisch
organisierten Verständigungsprozessen eigene
Bedürfnisinterpretationen auszuarbeiten und eben jene Grenzen zu
verschieben. Dabei kann es durchaus geboten sein, die Privatsphäre
von Frauen gegen die Macht männlich bestimmter Öffentlichkeit zu
verteidigen. In diesem Sinn ist es erforderlich, auf bewegliche
Weise transformative Kämpfe um den Grenzverlauf zwischen privat und
öffentlich zu führen. Alex Demirović diskutiert in dieser Folge mit
Susanne Lettow. Sie lehrt Philosophie am
Margherita-von-Brentano-Zentrum für Geschlechterforschung an der FU
Berlin.
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