tl;dr #4: Michel Foucault: «Überwachen und Strafen» mit Andrea Kretschmann
Der Theoriepodcast der Rosa-Luxemburg-Stiftung mit Alex Demirović.
53 Minuten
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 3 Jahren
Mit seinen Analysen der Machttechnologien hat Michel Foucault zur
Sozialkritik der linken und sozialen Bewegungen seit den 1970er
Jahren maßgeblich beigetragen. Foucault wollte auf eine andere
Gesellschaft hinwirken, die anders wäre als die, die den Nazismus
hervorgebracht hatte. Sein Werk >Überwachen und Strafen<
(1975) ist eine historische Studie darüber, wie das Gefängnis und
die Freiheitsstrafe zur vorherrschenden Form der Bestrafung werden
konnten. Mit seiner Analyse der Disziplinarmacht, die die
politische Anatomie des Körpers zum Gegenstand hat, geht eine neue
Auffassung der Macht einher. Die Disziplinarmacht ist keine Sache,
die man innehat, sondern eine Maschinerie, die funktioniert. Sie
richtet die Körper zu, sie vermehrt deren Fähigkeiten, sie
fabriziert geübte, fügsame, gelehrige Körper. Die Disziplin
steigert die Kräfte des Körpers, um ihre ökonomische Nützlichkeit
zu erhöhen, und macht sie gerade dadurch auch gefügig. Die
Gefängnisstrafe wurde vom Bürgertum Ende des 18. Jahrhunderts
erfunden und ist eng mit den bürgerlichen Grundbegriffen der
Freiheit, Gleichheit und der Gerechtigkeit verbunden. Das Gefängnis
erscheint als eine Humanisierung der Strafe, denn es wird nicht
mehr gezüchtigt und gefoltert, der Freiheitsentzug scheint alle in
der gleichen Weise zutreffen und auf Besserung und Rechtsfrieden zu
zielen. Doch von Beginn an wurde auch deutlich, dass das Gefängnis
die bekundeten Ziele verfehlt. Es trägt nicht zur Verminderung der
Kriminalität bei, es verbessert die Individuen nicht, sondern
fördert Milieus von Delinquenten. Im Podcast gibt Alex Demirović
einen Überblick über Foucaults Leben und fasst die zentralen Thesen
von >Überwachen und Strafen< zusammen. Anschließend
diskutiert er mit der Foucault-Expertin Andrea Kretschmann darüber,
wie im modernen Strafsystem die Gesetzeswidrigkeiten der unteren
Klassen zum Gegenstand besonderer Machtstrategien gemacht werden.
Sozialkritik der linken und sozialen Bewegungen seit den 1970er
Jahren maßgeblich beigetragen. Foucault wollte auf eine andere
Gesellschaft hinwirken, die anders wäre als die, die den Nazismus
hervorgebracht hatte. Sein Werk >Überwachen und Strafen<
(1975) ist eine historische Studie darüber, wie das Gefängnis und
die Freiheitsstrafe zur vorherrschenden Form der Bestrafung werden
konnten. Mit seiner Analyse der Disziplinarmacht, die die
politische Anatomie des Körpers zum Gegenstand hat, geht eine neue
Auffassung der Macht einher. Die Disziplinarmacht ist keine Sache,
die man innehat, sondern eine Maschinerie, die funktioniert. Sie
richtet die Körper zu, sie vermehrt deren Fähigkeiten, sie
fabriziert geübte, fügsame, gelehrige Körper. Die Disziplin
steigert die Kräfte des Körpers, um ihre ökonomische Nützlichkeit
zu erhöhen, und macht sie gerade dadurch auch gefügig. Die
Gefängnisstrafe wurde vom Bürgertum Ende des 18. Jahrhunderts
erfunden und ist eng mit den bürgerlichen Grundbegriffen der
Freiheit, Gleichheit und der Gerechtigkeit verbunden. Das Gefängnis
erscheint als eine Humanisierung der Strafe, denn es wird nicht
mehr gezüchtigt und gefoltert, der Freiheitsentzug scheint alle in
der gleichen Weise zutreffen und auf Besserung und Rechtsfrieden zu
zielen. Doch von Beginn an wurde auch deutlich, dass das Gefängnis
die bekundeten Ziele verfehlt. Es trägt nicht zur Verminderung der
Kriminalität bei, es verbessert die Individuen nicht, sondern
fördert Milieus von Delinquenten. Im Podcast gibt Alex Demirović
einen Überblick über Foucaults Leben und fasst die zentralen Thesen
von >Überwachen und Strafen< zusammen. Anschließend
diskutiert er mit der Foucault-Expertin Andrea Kretschmann darüber,
wie im modernen Strafsystem die Gesetzeswidrigkeiten der unteren
Klassen zum Gegenstand besonderer Machtstrategien gemacht werden.
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