Endlich raus aus der Zuckersucht - Interview mit Ilga Pohlmann von ZuckerMonster.com

Endlich raus aus der Zuckersucht - Interview mit Ilga Pohlmann von ZuckerMonster.com

Folge #122: Mein heutiger Gast ist Ilga Pohlmann. Aus gesundheitlichen Gründen wollte sie vor einigen Jahren ihren Zuckerkonsum einschränken und war überrascht, wie schwer es ihr fiel, einfach mal auf Zucker zu verzichten. Sie hat es geschafft und hilft n
57 Minuten

Beschreibung

vor 7 Jahren
In Folge 122

Mein heutiger Gast ist Ilga Pohlmann. Aus gesundheitlichen
Gründen wollte sie vor einigen Jahren ihren Zuckerkonsum
einschränken und war überrascht, wie schwer es ihr fiel, einfach
mal auf Zucker zu verzichten. Sie hat es geschafft und hilft nun
anderen “Zuckersüchtigen” bei ihrem Weg aus der Zuckerfalle.


Zuckersucht zu besiegen, heißt nicht nie wieder Süßes zu essen,
sondern zurück zu finden zu selbstbestimmtem Naschen.


Bitte beachten Sie auch immer den aktuellen
"Haftungsausschluss (Disclaimer) und allgemeiner Hinweis zu
medizinischen Themen" auf
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Radio Show“


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iTunes und Android hier auf unserer Homepage
Transkript

.


Über Ilga - Geschichte, Hintergrund

Warum Zucker mit einer Droge vergleichbar ist

Warum es so schwer ist, auf Zucker zu verzichten

Wege aus der Zuckersucht

Tipps zum Umgang mit Zuckerverlangen während des Entzuges

Die größten Fallstricke

Zusammenhänge von Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen mit
der Zuckersucht

Kursangebot „Endlich Zuckerfrei“

Kontaktmöglichkeiten zu Ilga



Julia:


Liebe Ilga, Herzlich Willkommen zur Evolution Radio Show!


Ilga:


Danke, danke für die Einladung!


Julia:


Wir werden heute über die Zuckersucht sprechen und wie man da
rauskommt. Aber
bevor wir jetzt so richtig ins Thema einsteigen, hätte ich gern,
dass du ein
bisschen was über dich erzählst, so deine Geschichte, deinen
Hintergrund, deine
ersten Begegnungen mit dem Zuckermonster
Über Ilga - Geschichte, Hintergrund

Ilga:


Ja, das wird ja sozusagen mein Logo. Die Begegnung kam erst
später. Ich bin
eigentlich, also nach meiner Definition von Zuckersucht, ewig
lange schon
zuckersüchtig gewesen. Ich bin das jetzt nicht mehr. Also ich
denke, dass ich da
raus bin. Es fühlt sich auf jeden Fall so an. Aber ich war halt
seit frühester
Kindheit verrückt nach allem was süß war, also vor allen Dingen
Kuchen, Kekse,
Schokolade, Vanille-Eis – so in die Richtung und habe es echt
nicht gut
geschafft, oder habe es gar nicht geschafft da nein zu sagen,
wenn mir das
angeboten wurde und ich habe es auch nicht geschafft, längere
Zeit ohne es
auszuhalten. Also ich war halt generell auf der Suche zum
Süßigkeitenschrank
oder zur Gefriertruhe im Keller, um Eis zu holen. Mir war nicht
klar, dass da
irgendwas komisch läuft. Ich fand es eher komisch, dass andere
Leute da
Kontrolle drüber hatten, also die vergessen konnten, ihre
Weihnachtssüßigkeiten
aufzuessen und dass die Ostern dann schlecht im Schrank lagen.
Ich war
allerdings sehr oft krank. Also ich bin schon als Kind ständig
krank geworden
und das hat sich so weiter gezogen bis ich Mitte 20 war und da
dann extrem
erschöpft war. Und da hat mir, das ist dann, das war so ein
schleichender
Prozess. Also ich habe dann irgendwann so mitbekommen Zucker
essen soll nicht so
gut sein. Damals war ja Zucker ok, Fett schlecht. Also ganz
deutlich, ich bin in
so einer fettfreien Umwelt aufgewachsen. Da wurde das halt immer
gepredigt. Das
heißt, meine Oma hat die gute Butter auf den Tisch gestellt, aber
mein ganzes
anderes Umfeld hat mir halt gesagt, die Butter ist nicht so
besonders gut. Ja
eine lange Geschichte, aber ich habe irgendwann den Tipp
bekommen, wegen
Neurodermitis und so Zucker mal weniger zu essen und weniger
Milchprodukte und
das hat sofort angeschlagen. In dem Moment wurde mir klar, dass
da irgendwie ein
Zusammenhang herrscht zwischen Gesundheit und Ernährung. Und dann
habe ich mir
vorgenommen, weniger Zucker zu essen. Da fing das Problem an.
Also da habe ich
gemerkt, ok da kann irgendwas nicht stimmen, wenn ich von mir aus
entscheide:
Ich will das weniger essen und mir aber nachmittags immer wieder
da ein
Schnippchen gedreht wird und ich es doch wieder essen muss. Da
kann irgendwas
nicht in Ordnung sein. Dann bin ich halt auf diesen langen Weg
gegangen,
herauszufinden, was da nicht in Ordnung ist und wie ich das in
Ordnung bringe.
Und das war gar nicht so einfach, weil das zu einer Zeit war, da
gab’s einfach
noch nicht so richtig viel Hilfe, auch im Netz nicht. Das war
noch nicht so
üblich.


Julia:


Wie weit liegt das jetzt ca. zurück?


Ilga:


Als ich angefangen habe das zu realisieren, das sind bestimmt 14
Jahre, 15 Jahre
ungefähr. So richtig frei vom Zucker bin ich jetzt, also nicht,
dass ich keinen
Zucker mehr esse, aber dass ich das hinbekomme zu essen, wenn ich
will und wenn
ich nicht will zu lassen, das sind jetzt bestimmt so – na 6, 7
Jahre ungefähr.
Also es geht schon ne ganze Weile und mittlerweile würde ich
auch, also ich habe
seit 2 Jahren ungefähr sage ich, dass ich durch bin mit dem
Thema, aber dass ich
das essen kann und dass ich aber am nächsten Tag sofort sagen
kann, ok, ich
brauche das jetzt nicht mehr. Körperlich spüre ich das schon.
Also ich kann da
schon noch gereizt sein – da kommen wir dann zum Zuckermonster.
Das
Zuckermonster ist halt entstanden als ich versucht habe, auf den
Zucker zu
verzichten, ist so ein Bild in meinem Kopf aufgegangen, dass da
so ein Wesen in
mir drin lebt, was gefüttert wird mit dem Zucker und immer größer
und größer und
größer wird. Und wenn das größer ist als ich, dann hat es halt
quasi Macht über
mich, meine Hände und steuert meine Gedanken und schreit nach
Zucker und ich bin
schwächer als das Zuckermonster und muss das dann halt immer
füttern. Und wenn
ich es nicht füttere, dann wird es halt – also eigentlich ist es
super lieb,
ne’, so ein nettes kuscheliges Monster – aber, wenn ich es nicht
füttere, dann
wird es halt bisschen aggressiv. Ich glaube das kennt jeder, der
jemanden schon
mal erlebt hat, der nicht mehr auf Zucker ist oder auf Zucker ist
und keinen
Nachschub bekommt und dann ein bisschen aggressiv wird, gereizt
wird und wo man
den Leuten dann so Süßigkeiten hinschiebt oder überhaupt erst mal
was zu essen.
Das ist halt in meinen Augen dann das Zuckermonster gewesen, weil
das war ich
nicht mehr selbst.


Julia:


Das ist sehr spannend, auch die Geschichte wie du sie
beschreibst, weil
eigentlich sozusagen die Initialidee war ja eigentlich, du lässt
ein bissel
Zucker weg, eigentlich wegen der Müdigkeit und wegen der
Neurodermitis, oder?


Ilga:


Und alles Mögliche, also ich hatte sehr viele Leiden,
Lasterkrankheiten, wo kein
Arzt so richtig drauf eingehen kann, weißt du, viele Erkältungen,
ständig krank,
ständig im Bett, Pilzbefall, so Frauenprobleme, Zahnschmerzen
ständig,
Zahnwurzelentzündungen und solche Geschichten.


Julia:


Aber jetzt so mit Übergewicht hattest du keine Probleme?


Ilga:


Ja, also viele Leute, die viel Zucker essen, die sind ja gar
nicht mal so
übermäßig dick. Das ist ja dann häufig auch noch mal ein
zusätzliches Problem.
Aber so, weißt du so einen Babyspeck überall, hier und die Arme,
überall so ein
bisschen mehr. Also ich war so griffig.


Julia:


Ok.


Ilga:


Das ist jetzt hoffentlich ein bisschen übertrieben, aber ich war
schon deutlich
schwerer als jetzt.
Warum Zucker mit einer Droge vergleichbar ist

Julia:


Und dann hast du eben versucht, einfach mal den Zucker
wegzulassen und bist dann
eigentlich erst draufgekommen: „Na das ist eigentlich gar nicht
so einfach!“
Oder?


Ilga:


Genau, ja. Das war eine quälende Zeit. Ja das war nicht nur
körperlich quälend,
sondern auch psychisch, vor allem weil es halt immer so mit dem
Morgensreim
heute wird’s gesund, oder am Abend schon, weil man da wieder über
die Strenge
geschlagen hat und dann morgens ging es noch und dann so nach dem
Mittagessen
spätestens, also diese Kopplung von Nachtisch und nachmittags
Süßigkeiten zum
Kaffee, dann halt das durcheinander gebrachte Hormonsystem, was
ja noch mal ne
ganz andere Geschichte ist, was dann auch seinen Tribut fordert
und dann spinnt
das Zuckermonster in mir und überhaupt die fehlende Konzentration
und dann zum
Kiosk laufen, sich was zu holen und dann ne halbe Stunde später
die Rechnung
dafür zu bekommen. Ich habe versagt, ich habe es wieder mal nicht
geschafft und
so. Und das ist einfach echt nicht gut fürs Selbstbewusstsein.


Julia:


Da kommen dann einfach die Vorwürfe, die man sich dann macht,
dass man nicht
stark genug war.


Ilga:


Ja genau! Warum schaffen es die anderen und ich nicht. Warum muss
ich damit
rumlaufen und ja, und dann halt die körperlichen Fragen von
Zuckeressen ist ja
auch, also die Unterzuckerung die danach kommt, die ist ja auch
echt nicht so
schön. Die spürt man zwar, wenn man richtig auf Zucker ist nicht
so obendrauf,
also nicht so komplett bewusst, aber die Wirkung ist schon da.
Man nimmt sie
halt nicht als Folge des Zuckerkonsums an, sondern man vermischt
das irgendwie
mit seinem kompletten Gefühl, also ich bin halt so, also mir
geht’s halt einfach
nicht so gut. Ich bin halt nicht so leistungsfähig. So, und das
macht’s halt
insgesamt nicht besser.


Julia:


Ja, das ist eben so interessant, weil wie gesagt du sprichst ja
auch auf deinem
Blog und in deinen Programmen, auf die wir dann nachher noch
natürlich zu
sprechen kommen, ganz eindeutig von Zuckersucht. Das ist ja sehr,
wie soll ich
sagen, fast ein bisschen ein kontroverses Thema, würde man jetzt
jemanden
sozusagen einen von der alten Schule, Ernährungsexperten
vielleicht, befragen,
dann hört man ja immer wieder oder man liest es auch in
Zeitungsartikeln: Ja,
Zucker macht gar nicht süchtig und dann werden diverse
Definitionen aufgelistet,
warum eben Zucker nicht süchtig macht und dass ja alles nur eine
Sache der Menge
ist usw. und sofort. Jetzt aber all diese Sachen die du jetzt
schon so
beschrieben hast, man könnte da schon meinen, man könnte jetzt
einfach Zucker
durch Zigaretten ersetzen oder durch irgendeine andere Droge. Wie
siehst du das;
wie definierst du das und warum sagst du, es geht tatsächlich um
eine Sucht?


Ilga:


Also ich finde es ganz lustig. Die Presse ändert sich im Moment
und die sagt
suchtähnliches Verhalten, wobei ich mich immer frage, was zum
Teufel soll das
sein „suchtähnliches Verhalten“? So weit hat es sich ja schon
mittlerweile
geändert. Dann würde ich sagen, das andere, ok ich würde mal
vorschlagen, in
meine Kurse reinzugucken und zu sehen, wie es den Leuten geht in
den ersten
Wochen. Wenn man das noch in Frage stellt, dass das ein
Suchtmittel ist, dann –
ich weiß nicht – dann ist man irgendwie blind. Also wenn man sich
die
klassischen Bezeichnungen einer Sucht anguckt, mit
Entzugserscheinungen und dass
man so eine Intoleranz entwickelt, also dass man immer mehr
braucht. Es gibt
glaube ich 5 oder 6 Anzeichen bei einer klassischen Sucht. Ich
bezeichne es, das
trifft alles zu, bis auf die soziale Isolierung, weil die Droge
ist überall zu
bekommen. Klar ist Zucker jetzt nicht so krass wie Heroin, dass
man irgendwie,
da sagt man ja ein Schuss und man ist drauf. Obwohl ich denke, es
hat halt immer
etwas mit der Grundhaltung des Menschen zu tun. Habe ich ein
Problem, nehme ich
diese Droge aus einem inneren Problem, um etwas besser machen zu
wollen, und das
kommt halt dazu, also auch bei der Zuckersucht. Also man muss
halt quasi den
Nährboden haben, um bei Zucker drauf anzuspringen, um dann Zucker
als Lösung zu
nehmen, um ein anderes Problem zu unterdrücken. Und dann kommt
man schnell zur
Sucht. Ich denke, dass die Zuckersucht halt im Unterschied zu
vielen anderen
Sachen heilbar ist, also dass man davon wegkommen kann und auch
mal ne Weile was
essen kann und nicht – wobei ich denke, dass das bei den anderen
Drogen auch
möglich ist, wenn man die emotionalen Probleme dahinter lösen
kann. Nur das ist
ein langer Weg, und wenn man auf Entzug geht, kommen diese
Probleme nach oben
und dann kann man die halt sich angucken und dann kann eine
Alternative dafür
wählen. Aber ich denke auch, man könnte halt diese ganzen
Beschreibungen über
Zucker kann man auch durchaus mit Zigaretten oder Alkohol
ersetzen oder anderen
süchtig machenden Mitteln. Also, alles in unserer Gesellschaft
basiert ja quasi
auf diesem Phänomen, Sachen zu unterdrücken. Ob das jetzt Medien
sind, Sexsucht,
also alles, alles kann ja so genutzt werden, dass irgendwie
die
Dopaminausschüttung veranlasst.


Julia:


Hm, das stimmt, ja. Ja vor allem finde ich es eben auch ganz
spannend
eigentlich. Ich meine es ist schwer zu sagen natürlich mit diesem
ein Mal und
man ist süchtig. Aber das trifft jetzt auch nicht auf jede Droge
zu, weil ich
kann auch Gras rauchen und bin deswegen nicht sofort abhängig.


Ilga:


Genau.


Julia:


Aber so wie du das vielleicht empfunden hast, gibt es eben
Menschen, die
empfindlicher sind und anfälliger für Suchtverhalten und andere
vielleicht
wieder weniger anfällig für Suchtverhalten. Aber einfach so, ich
denke all diese
Emotionen und das Verhalten das um süße Dinge in unserer
Gesellschaft sind, dass
die schon sehr meiner Meinung nach auch sehr auf ein großes
Suchtpotential
hinweisen, weil all dieses wahnsinnig emotionale Verhalten gibt’s
jetzt nicht
gegenüber, weiß nicht, Steak oder Brokkoli oder mal so was wie
Wurst oder
Leberkäse also so Fleischkäse oder so was, ja.


Ilga:


Diese wahnsinnige Liebe zu einem Lebensmittel, ne?


Julia:


Ja, oder dieses „nein, ich kann nicht ohne“, ja.


Ilga:


Genau, ja – was ja bei Kaffee schon anfängt quasi.


Julia:


Ja genau! Einfach zu sagen, so wie du gesagt hast, ich weiß es
tut mir nicht
gut. Ich möchte es weglassen - rational, aber ich es nicht
schaffe. Und da muss
ich mich ja schon fragen, welche Mechanismen sind da am Werk?
Wieso kann ich
dieses Verhalten, das Essen, nicht ablegen?


Ilga:


Ja, genau.
Warum es so schwer ist, auf Zucker zu verzichten

Julia:


Was meinst du, was sind deiner Meinung nach die größten oder der
Grund, warum es
gerade so schwer ist, auf Zucker zu verzichten?


Ilga:


Also es sind viele Sachen. Das sind einerseits erst mal das ganz
Übliche, dass
wir – also, wenn man sich die normale westliche Ernährung
anguckt, dann essen
wir mehrfach am Tag Zucker, und dann ist der Körper halt einfach
dran gewöhnt.
Da braucht gar kein emotionales Problem dazu kommen, wenn man
jeden Tag 5x am
Tag Zucker isst und die Blutzuckerschaukel hoch und runtergeht
und man die
Folgen von der isolierten Fructose noch dazu betrachtet, dann
braucht man gar
kein emotionales Problem. Dann ist der Körper irgendwann so daran
gewöhnt, dass
er selbst von alleine danach fordert. Und dann gibt es ja diese
emotionalen
Kopplungen in unserer Gesellschaft. Also wir wachsen ja alle
nicht ohne gute
Gefühle gekoppelt an Süßigkeiten auf. Also kein Geburtstag findet
ohne
Geburtstagskuchen statt. Liebe wird nicht immer nur über Blumen
ausgedrückt,
wobei das wahrscheinlich sehr viel gesünder wäre. Das wird ja
häufig auch über
Süßigkeiten ausgedrückt und Kinder bekommen als Belohnung oder
als Tröstung
Süßigkeiten. Und wenn das alles in der frühen Kindheit schon
gekoppelt wird,
dann ist es eigentlich überhaupt nicht erstaunlich, dass wir so
ein Verhalten
entwickeln, ja.


Julia:


Ja, das stimmt. Eben wie du sagst, es ist einfach jede Art von
Zuneigung, Feste,
Trost, wenn man sich wehtut, ich meine, wenn man was mitbringt,
wenn man
irgendwo auf Urlaub ist. Es ist, ja man bringt irgendwie gern was
Süßes mit oder
so was. Es ist wirklich extrem stark verbreitet.


Ilga:


Wir haben auch gar nicht so eine Kultur, dass man mal was
mitbringen könnte, was
herzhaft ist. Da gab’s erst gestern eine Diskussion bei mir in
der Gruppe. Was
kann man denn eigentlich einem Besuch anbieten an herzhaften
Dingen? Sind die
damit auch zufrieden? Muss man nicht immer Kuchen anbieten, und
so? Also das ist
schon….


Julia:


Ja, ich meine und soweit natürlich ich denke, was du auch gesagt
hast oder was
eben auch ein Problem ist, ist dass Zucker im weitesten Sinne,
also wenn man
jetzt überhaupt über sage ich auch Stärke mit einbezieht oder
stärkehaltige
Sachen wie Brot oder Nudeln, das hat ja auch Auswirkungen auf den
Blutzucker und
ist ja im Wesentlichen auch Zucker, dauert halt vielleicht ein
bisschen länger
als ein Getränk oder so, aber es ist ja im Wesentlichen auch
Zucker, dass es
allgegenwärtig ist, weil jede andere Droge ist entweder sozial
nicht akzeptiert
oder sie ist auf gewisse Bereiche beschränkt. Also jetzt muss man
schon zum
Rauchen rausgehen oder kann überhaupt nicht mehr rauchen. Ich
meine, dass man
sich irgendwo eine Line (sprich: Kokain als Droge) setzt oder
einen Schuss
(Heroin), das kommt einfach nicht so gut an.


Ilga:


Dafür geht man aufs Klo, oder?


Julia:


Aber essen tut man eigentlich immer und es ist immer und überall
verfügbar, ja.
Ich glaube das ist einfach auch so ein wahnsinnig schwieriger
Aspekt an dieser
Suchtkomponente.


Ilga:


Ja, das macht den Ausstieg auch so wahnsinnig schwierig, weil die
Welt da
draußen extrem unsicher ist in dem Bereich. Also man muss immer
vorbereitet
sein, wenn man den Ausstieg schaffen will. Wenn man überall
bedient wird und sei
es nur das Weißbrot, was immer beim Essen dabeisteht und was
unfassbar
verlockend ist, gerade wenn man sich es mal eine Weile verbietet.


Julia:


Wenn man jetzt sich selbst vielleicht ein bisschen da erkennt in
dem was du so
vorher erzählt hast oder man sich vielleicht eh schon des
Problems bewusst ist
und sagt irgendwie, ich möchte gern raus aus meiner Zuckersucht,
weil ich möchte
nicht fremdbestimmt sein, ich möchte wieder selber die Kontrolle
haben und
vielleicht gesundheitlich auch was verbessern, muss jetzt gar
nicht Übergewicht
sein oder eben andere Sachen wie du es auch beschrieben hast mit
dieser
Müdigkeit und das Absacken, einfach diese Energielöcher am Abend.
Wie gehst du
das jetzt an? Also wie kommt man am besten raus aus dieser
Zuckersucht?
Wege aus der Zuckersucht

Ilga:


Also ich finde es gibt zwei Hauptkomponenten, die einem das Leben
vereinfachen,
auf Zucker zu verzichten. Und zwar ist das einmal, den Körper
wieder so auf Null
setzen, also dass der wieder normal reagiert und quasi, dass das
System nicht
ständig den Willen ausspricht ‚Ich brauche Zuckernachschub. ’ Das
geht über
Entzug. Und die andere Geschichte ist, sich an weniger süß zu
gewöhnen, also den
Gaumen quasi wieder auf Null auch zu setzen. Dann brauch man auch
gar nicht mehr
so viel. Dann schmeckt vieles beißend süß, also es ist so extrem
süß, dass man
es gar nicht mehr essen kann. Und wenn diese beiden Sachen
geklärt sind, dann
kann man viel schneller nein sagen und sich auch mit einer
Alternative
zufriedengeben. Das ist auf lange Bahn zu schaffen, also in dem
man sich immer
konzentriert, weniger Zucker zu essen. Es ist aber schmerzhafter,
als einmal für
ein paar Wochen auf Komplettentzug zu gehen und bei diesem
Komplettenzug zu
wissen, worauf man verzichtet und wo die Fallen sind. Also man
kann halt auf
Komplettentzug gehen und sich Fertighafermilch aus dem Supermarkt
kaufen und
sich schön immer an der Nadel halten sozusagen, weil das so viel
Zucker dran
ist, obwohl da steht „ohne Zuckerzusatz“. Aber die ist halt
fermentiert und das
ist, als ob da 10 Teelöffel Zucker drin wären. So wirkt sie auf
den Körper. Wenn
man diese ganzen Fallstricke, ich habe es halt schmerzhaft lernen
müssen. Ich
habe sie jetzt zusammengestellt und bringe sie halt im großen
Haufen rüber, so
dass die Leute halt viel einfacher diese 4 Wochen durchhalten
können. Aber das
kann man auch, das muss man nicht im Kurs machen bei mir, das
kann man auch gut
alleine machen, indem gut Etiketten liest und lernt, an welcher
Stelle man
schnell fehlgeleitet wird. Also die Aufschriften „ohne Zucker“,
alle
Lebensmittel, wo das vorne in irgendeiner Weise draufsteht, würde
ich erst mal
mit sehr großer Skepsis angucken, weil auf einer Gurke steht
nicht drauf ‚ohne
Zucker’ und die ist garantiert ohne Zucker.


Julia:


Du hast jetzt gesagt, also mal so 4 Wochen. Ist das deine
Erfahrung, also wenn
man jetzt praktisch „cold turkey“ geht sozusagen, also den kalten
Entzug macht,
was heißt das jetzt so von den Lebensmitteln her? Also 4 Wochen
wäre das jetzt
eine LowCarb-Ernährung, also auch wenig Getreide oder so was
auch?


Ilga:


Das wäre zu empfehlen. Dann würde es schneller gehen bei manchen
Leuten. Es gibt
Leute, die können das gar nicht. Zuckersüchtige gehören häufig
dazu. Die können
nicht so schnell auf ganz LowCarb gehen. Ich fahre das langsam
runter und merke
das auch an vielen vielen Leuten, erst mal auf komplexe
Kohlenhydrate
runterzugehen, dann den Entzug zu machen und sich also – es ist
unfassbar
schwer, schon allein den Zucker rauszunehmen. Und wenn man dann
gar keine
Kohlenhydrate hat, dann reagiert der Körper so stark, dass das
manchmal zu hart
ist. Das ist auch häufig das Hindernis, dass viele Leute gar
nicht von HighCarb
auf LowCarb wechseln können, weil die einfach so stark am
HighCarb durch diese
schnellen Kohlenhydrate, also wie weißes Mehl und Zucker, so
stark darauf
reagieren, dass der Verzicht auf Kohlenhydrate unfassbar
schwierig ist. Also
auch die ganzen körperlichen Erscheinungen sind dann schlimmer.
Wenn man das
aber abpuffert mit komplexen Kohlenhydraten, also so was wie
Hirse, Quinoa,
Vollkornprodukte – obwohl ich die auch ein bisschen kritisch
sehe. Also wenn man
ganz glutenhaltige weglässt, wird’s auch häufig einfacher. Also
wenn man die
erst mal einbaut, dann kann man quasi so eine Übergangszeit haben
und kann
danach vielleicht auch auf LowCarb gehen. Dann wird’s auch noch
einen Schritt
einfacher. Aber viele Leute kommen auch schon ganz klar, indem
sie einfach auf
komplexe Kohlenhydrate und die ein bisschen weniger gehen und
dafür das Gemüse
extrem erhöhen und nährstoffreich essen. Das ist schon ein ganz
guter Trick. Und
dann halt wie gesagt die Stolperfallen irgendwie so gut wie
möglich ausmerzen.


Julia:


Das heißt als Erstes, eben wirklich den tatsächlichen Zucker,
also das was wir
jetzt im Sprachgebrauch als Zucker bezeichnen, dass schon
komplett streichen,
oder?


Ilga:


Also im Kurs machen wir halt eine Woche Übergangszeit, wo man
schon erst mal
versucht, ein bissel runterzugehen, aber auch unter dem Vorwand,
überhaupt mal
zu begreifen, was da überhaupt läuft, also dass es einem bisschen
bewusster
wird. Meiner Erfahrung nach ist eine gute Vorbereitung, die Leute
lesen das
‚Zuckersucht’ - oh ja, das betrifft mich, ich mach jetzt mit. Und
dann fangen
die an und dann brechen die aber nach 3 Tagen zusammen, weil es
zu heftig war.
Das ganze System, nicht nur das körperliche System, sondern das
Emotionale muss
halt auch mitkommen. Und deswegen ist eine kurze Vorbereitung
ganz gut. In der
Zeit, wo man sich vornimmt, warum ich das mache, also dass es
einem klar wird,
‚Was sind meine Ziele? ’ und dann so anfängt, schon ein bisschen
runterzufahren
und auf keinen Fall mehr Softdrinks. Das ist so das Erste, was
ich empfehle
rauszunehmen, weil Zucker in flüssiger Form ist halt ein extremer
Schutz. Die
schon mal rausnehmen, also diese ganz hohen Zuckerspitzen erst
mal rausnimmt,
und dann nach einer Woche vielleicht anfängt – ok, jetzt gehe ich
mal auf Neu
und versuche das auszugleichen. Das wäre halt gut mit guten
Fetten zum Beispiel,
eine nährstoffreiche Ernährung.


Julia:


Sagst du, oder siehst du – ich meine, ich stelle mir das sehr
sehr schwierig
vor, wenn man so in diesem Rad drin ist, sollte man da irgendwie
vielleicht
übers Wochenende starten oder ist das so umsetzbar? Oder wie
kommunizierst du,
dass es das Beste ist, das eben an einem Freitag vielleicht zu
starten, dass so
die ersten drei Tage oder ersten zwei Tage mal am Wochenende
sind, bevor es
wieder in die Arbeit geht? Oder was empfiehlst du da?


Ilga:


Ich finde, man kann es während der Arbeit machen, wenn man gut
vorbereitet ist.
Also man muss sich halt natürlich irgendwie immer ein Paket mit
Essen mitnehmen
wenn man unterwegs ist. Sonst andererseits, ich könnte jetzt
nicht so einen Tag
empfehlen, weil jeder anders reagiert. Es gibt Leute, die
reagieren die ersten
zwei drei Tag extrem euphorisch. Denen geht es total gut. Die
können dann gut
zur Arbeit gehen natürlich. Die fühlen sich wohl. Andere Leute
haben vom ersten
Tag an Entzugserscheinungen und denen geht es schlecht, die
werden müde. Die
nächsten kriegen erst in der zweiten Woche ein Problem oder in
der dritten
Woche. Also das ist so unterschiedlich. Meiner Erfahrung nach,
nach den vielen
Kursen jetzt, es gibt da quasi ein so ein Gerüst, an dem man sich
entlang
hangeln kann. Aber wann wer einbricht, deswegen bin ich halt auf
dem, also
deswegen leiste ich ständig so viel Support über die
facebook-Gruppe, weil man
weiß nie, wann wer einbricht. Es ist cool, ein paar Leute um sich
herum zu
haben, die einen dann auffangen können. Positiverweise fallen die
alle zu
anderen Stellen um und dann können die anderen jemanden halt
auffangen. Also es
ist gut, wenn man das macht, dass man vielleicht sich irgendwie
einen Gefährten
dazu holt. Also in der Familie das machen ist natürlich super,
weil da stehen
Leute alleine da, also die müssen dann quasi auch noch gegen ihre
Familie das
durchziehen, weil die Familie das irrsinnig findet. Aber
wenigstens eine
Freundin oder so dabei zu haben, das ist schon ganz ratsam.


Julia:


Ja, das ist natürlich schon wichtig oder sicherlich sehr gut,
wenn die
Unterstützung der Familie da ist.


Ilga:


Oder professionelle Unterstützung. Also bei den Leuten, die halt
wirklich so
diese Binge-Eating-Geschichten haben und so, da wäre es halt
schon super, auch
professionelle Unterstützung dabei zu haben, weil es kommen so
viele Sachen dann
hoch. Wenn das dann genau aufgefangen wird, dann ist das der
Schlüssel. Das kann
super viel in Bewegung bringen dann.


Julia:


Genau. Ja auch alleine, ich denke in dem Moment, wo man beginnt
auch wieder sich
ein bisschen mit sich selbst zu beschäftigen, da brodeln sicher
so einige Sachen
hoch und das ist sicherlich gut, sich da vielleicht auch noch
therapeutische
Betreuung da auch noch zu nehmen.


Ilga:


Also es ist nicht nötig, aber es ist bei den Leuten, die schon -
meistens wissen
die Leute das, wenn es ein echt richtig großes Problem ist, sich
dann Hilfe zu
holen.
Tipps zum Umgang mit Zuckerverlangen während des Entzuges

Julia:


Was empfiehlst du jetzt den Leuten, wenn man im Entzug ist und
wirklich
nachmittags so unglaubliches Verlangen hat? Wie soll man damit
umgehen?


Ilga:


Also erst einmal kurz innehalten und gucken was los ist, warum
das gerade so
ist. Am Anfang des Entzuges natürlich, da ist der Körper, da
braucht man jetzt,
das ist halt wirklich so. Da helfen gute Alternativen, also
nährstoffreiches
Essen, gute Fette, also wer mag. Also ich hatte damals Sachen
neben Schildern
stehen. Das waren dann irgendwie Oliven oder Schafskäse. Ich habe
dann auch echt
nicht untertrieben. Ich habe dann wirklich so gegessen, bis ich
richtig satt
war. Nussmuse sind super, Gemüse mit richtig viel Mandelmus z. B.
oder, also
fettreiche Sachen helfen da schon gut. Da sind die Leute, die
Milchprodukte
essen und vertragen natürlich klar im Vorteil. Vegan ist es ein
bisschen
schwierig, also ein bisschen. Es ist nicht schwierig, aber es ist
vielleicht ein
bisschen eintöniger, wenn man sich dann halt mehr auf Nüsse
konzentriert.


Julia:


Siehst du auch, dass das vielleicht ein Problem sein könnte oder
dass man sich
auch da vielleicht besonders drauf fokussieren sollte, dass wenn
man jetzt den
Schritt geht, ich sag ich möchte mich gerne vom Zucker entwöhnen,
dass dann
manche ein bisschen übereifrig sind und sagen, ‚Boah, jetzt mache
ich aber auch
noch gleich weniger essen. ’?


Ilga:


Woher weißt du das? Unfassbar! Also ich habe fast nur Frauen bei
mir in den
Kursen und das sind sehr viele Frauen, die unfassbar viele
Ansprüche an sich
stellen. Das ist schon auch ein Zeichen von Zuckersucht. Oder die
Zuckersucht
ist eine Folge von diesem Perfektionismus und diesen hohen
Ansprüchen. Und dann
wollen die Leute halt ‚Wenn ich das jetzt schon mache, dann mache
ich natürlich
gleichzeitig noch einen Fastenkurs, oder ich gehe jetzt sowieso
auf LowCarb oder
ich mache dazu noch einen Sportkurs und ich mache jetzt Tabula
rasa. Ich mache
jetzt alles besser! ’ Ja, das ist eine große Gefahr. Das ist also
eine meiner
Aufgaben, das halt auch ausbremsen und zu sagen, ‚Hey, wir machen
jetzt nur
Zucker und Kaffee wird jetzt weiter getrunken! ’ Also nicht
Koffein und Zucker
gestrichen, auf keinen Fall! Das ist echt eine ganz große Gefahr.
Wenn man sich
da überfordert, dann ist man auch schnell wieder draußen.


Julia:


Genau. Ja, ich denke mir es nämlich, eben weil du jetzt auch
vorhin eben bewusst
gesagt hast, nährstoffreiche Lebensmittel und eben Oliven und so.
Ich sehe das
ja auch oft halt, dass irgendwo bei der Zuckersucht natürlich,
aber oft, dass
wenn Leute sagen ‚Ah, ich möchte gern umstellen. ’ und jetzt auch
Kohlenhydrate
bissel einschränken, dass einfach dann alles eben Tabula rasa,
und jetzt mache
ich 5 Mal die Woche Sport und auch noch intermittierendes Fasten,
und alles
Mögliche wird dann gemacht. Und nach eineinhalb Wochen ist dann
die Luft raus
und man ist noch mehr müde und noch mehr erschöpft und noch mehr
hungrig und
noch mehr grantig. Genau, eben dass man wirklich stattdessen halt
was anderes
ist, was halt keinen Zucker enthält, aber einen sättigt, eben
fettreiche Sachen
oder solche Dinge.


Ilga:


Genau. Das ist halt auch häufig der Fehler, dass die Leute
einfach nur Zucker
weglassen, und das funktioniert in meinen Augen absolut nicht.
Also da ist der
Rückfall absolut vorprogrammiert, wenn man nur den Zucker
weglässt und sonst
nichts ändert. Man muss den Zucker gleichwertig – wenn man das so
sagen kann –
ersetzen, zumindest schon mal kalorienmäßig. Es geht nicht so,
dass man dann auf
Diät geht. Also man muss dann wenigstens die Menge an Zucker
ausgleichen mit
vernünftigem Essen und dann muss man dem Körper halt auch
wirklich echt
hochwertiges Essen zur Verfügung stellen, damit der was hat, an
das er sich
klammern kann. Anders funktioniert es nicht. Die Rückfälle sind
sowieso dabei.
Also ich habe niemanden gefunden bisher oder kennengelernt, der
von heute auf
morgen zuckerfrei war und nie wieder einen Rückfall hatte. Das
ist auch eine
Illusion. Also die gehören dazu. Die müssen jetzt nicht unbedingt
im Entzug dazu
kommen, aber danach, wenn man dann wieder anfängt. Dann gibt es
halt die
Momente. Aber das ist nicht schlimm. Das ist halt kein Problem,
wenn man weiß,
wie man zurück on Track kommt und die Rückfälle so nehmen kann
wie sie sind.
Also, dass man erkennen kann, wie es einem schlechter danach geht
und danach
wirklich die nächste Entscheidung zu naschen mit dem im
Hintergrund auch fällen
kann, ok, wenn ich das jetzt mache, dann habe ich das aber auch
danach
auszubaden. Dann schlafe ich nicht mehr so gut. Dann kommen die
Pickel zurück.
Dann fühle ich mich schlapper – und so. Das ist dann halt so ein
hin und her.
Aber es ist halt utopisch, zu glauben, dass man innerhalb von
heute auf morgen
sich umstellen kann.
Die größten Fallstricke

Julia:


Ja. Was sind jetzt so, ich meine du hast ja schon viele Kurse
gemacht und ganz
viel Interaktionen mit Klienten gehabt, was sind so, ich meine
auch aus deiner
eigenen Erfahrung natürlich, so die größten Hürden, wo du sagst,
das sind
einfach die drei größten Fallstricke sozusagen, oder Fallgruben
in die man
reinfallen kann, „Zuckernäpfchen“?


Ilga:


Die drei Größten: Also einerseits natürlich das Zuckermonster,
das einem sehr
viel einreden kann, warum es gerade nicht der richtige Zeitpunkt,
jetzt mal auf
Entzug zu gehen, ist. Das ist unfassbar, also was ich für Mails
im Vorlauf
dieses Kurses bekomme von Leuten, die eine Absolution von mir
haben wollen, dass
es jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt ist. Das ist echt
unfassbar! Also
was da für Gründe kommen. Ja wie gesagt der Geburtstag vom Opa in
der 5. Woche
des Kurses so ungefähr. Also das ist, es gibt immer irgend…, also
es passt nie!
Der Entzug passt nie rein, weil unsere Gesellschaft auf Zucker
basiert
sozusagen. Es wird immer etwas sein, was dazwischenkommt. Es gibt
den perfekten
Zeitpunkt nicht. Und überhaupt, den Entschluss erst mal zu
fassen, jetzt
trotzdem die Sache anzugehen, das ist die allergrößte Hürde finde
ich! Die 2.
Hürde ist, unwissend etwas zu essen oder etwas zu tun, was den
nächsten
Zuckerhunger auslöst und davon gibt’s einfach extrem viel. Ich
sage immer
wieder, also wenn man weiße Nudeln ist, dann ist der
Schokoladenhunger quasi
vorprogrammiert. Also weißes Mehl ist eine der größten Hürden.
Also wenn man
darauf nicht verzichtet, da wird’s unfassbar schwierig, auf
Zucker zu
verzichten. Und dann eine dritte Sache, also da gibt’s ja so ganz
viele kleine
Sachen. Also z. B. diese, überhaupt dazu zu stehen, dass man das
jetzt im Moment
durchzieht und das durchzusetzen, wenn man sich mit Freunden
trifft, zu sagen
‚Heute mache ich nicht mit. Heute esse ich meine Paprika, die ich
mitgebracht
habe. ’ oder so. Überhaupt dazu zu stehen, dass man sich jetzt um
sich selbst
kümmern will und sich nicht beeinflussen zu lassen von den ganzen
Leuten, die
sagen ‚Das ist absolut verrückt, auf Zucker zu verzichten. Wir
brauchen Zucker,
um zu leben! ’ Ja, das ist auch echt ein ganz großes
Missverständnis.


Julia:


Ich denke mir, da wird auch viel, das wird auch wichtig sein,
auch in der
facebook-Gruppe, weil ich weiß es ja auch aus eigener Erfahrung,
dass man sich
auch ständig rechtfertigen muss in seinem Umfeld. Es wird ja auch
nicht einfach
hingenommen sozusagen, sondern man muss sich ja ständig
rechtfertigen, warum man
das jetzt nicht isst.


Ilga:


Das löst ja bei ganz vielen Leuten ganz viel aus. Die meisten
Leute sind sich
nicht bewusst darüber, was es gerade auslöst. Die merken nur
irgendwas regt sich
in denen, wenn ich sage ich esse keinen Zucker und reagieren mit
Widerstand.
Dann hat man halt ruckizucki eine Diskussion, aus der man sich am
besten so
schnell wie möglich wieder zurückzieht, gar nicht erst anfängt.
Die Leute die
spüren, dass sie das auch brauchen können und bereit sind dazu,
die werden
Fragen stellen. Aber die anderen werden halt auf Gegenwehr gehen,
weil sie
selber keinen Bock darauf haben, darauf zu verzichten, was
natürlich für mich
auch schon wieder ein Faktor von Sucht ist. Ich weiß nicht, wie
man das so
ignorieren kann heutzutage. Wahrscheinlich sind die Leute die,
die diese
Behauptungen aufstellen, auch extrem zuckersüchtig.


Julia:


Ja, es ist also ein bissel was so auch was Verteidigendes dabei.


Ilga:


Ja, meinen eigenen Lebensstil verteidigen. Ich will das behalten
was ich lebe,
obwohl ich merke, dass es mir nicht guttut.
[Zusammenhänge von Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen mit
der

Zuckersucht](#t=36:57)


Julia:


Genau. Ein Thema, das aber glaube ich eben noch ganz wichtig ist,
was wir noch
ansprechen sollten: Sind auch Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe
im Kontext der
Zuckersucht?


Ilga:


Ja, also ich sehe mal es gibt zwei verschiedene Phasen. Es gibt
da einmal die
Phase, in der man auf Zucker verzichtet, damit man quasi das
System wieder auf
Null setzt und es gibt die Phase danach, in der man natürlich
auch ab und zu mal
was naschen möchte, weil das ist menschlich und das soll man sich
auch überhaupt
nicht verbieten. Das gehört dazu, auch ab und zu mal über die
Strenge schlagen.
Ich meine, das bedeutet ja auch Mensch sein, dass man auch mal ab
und zu ein
bisschen wilder ist. So, und in der Phase, wenn man auf Zucker
verzichtet, sind
diese, also Süßstoffe, künstliche Süßstoffe würde ich erst mal
komplett
ausklammern, weil da sind die Daten einfach so widersprüchlich.
Es gibt Leute
die sagen, es ist gesund. Man weiß aber nicht, ob das von der
Zuckerindustrie
boykottiert wurde. Also man weiß halt nicht genau aus welcher
Quelle diese
Hinweise kommen und ich würde künstliche Süßstoffe erst mal
komplett
ausklammern, weil die mir zu unsicher sind. Es gibt aber genug
natürliche
Alternativen. Diese Alternativen würde ich in der Entzugszeit
überhaupt nicht
nutzen, weder Trockenfrüchte noch Stevia, noch Zuckeralkohole,
überhaupt bei
Obst denke ich auch schon, das kann dort auch zu stark triggern,
weil man jedes
bisschen was süß schmeckt kann halt den Trigger wieder auslösen,
dass man wieder
Lust hat darauf. Und es macht es einfach extrem anstrengend. Also
selbst Stevia,
was ja im Körper eigentlich gar nicht viel auslöst, alleine der
süße Geschmack
kann einen triggern dazu, dass man danach doch Schokolade haben
möchte. Und die
Zeit danach, wenn man sich quasi wieder langsam an etwas Süßes
gewöhnt, da ist
es meiner Meinung nach fast egal welches Süßungsmittel man nimmt.
Da kann man
meinetwegen auch Saccharose nehmen, weil Saccharose, also der
Haushaltszucker in
geringen Mengen, das schafft unser Körper. Die geringe Menge
bedeutet aber,
maximal 25 g am Tag, und das ist so wenig, dass da die Leute
nicht dabeibleiben
können. Wenn man aber dann irgendwann soweit ist, dass man
selbstbestimmt
naschen kann, dann ist es vollkommen ok, auch ein Stück Kuchen
mit normalem
Zucker zu essen oder mit ner Dattel gesüßt oder mit nem
Zuckeralkohol. Das ist
alles ok, die Menge macht halt das Gift. Aber die meisten Leute
kriegen es halt
nicht hin, alle zwei Wochen nur ein Stück Kuchen zu essen. Wenn
das dann aber so
weit gekommen ist, ist es wie gesagt egal. Dann finde ich es
manchmal ganz gut,
einfach zu variieren, also mal Zucker zu essen, mal Xylit, mal
Erythrit, mal
Stevia. Es geht auch mal Datteln zu nehmen oder Trockenfrüchte,
damit man immer
verschiedene Dinge im Körper fordert. Das finde ich eine ganz
gute Alternative.
Ich persönlich mische auch ganz gerne mal Süßstoffe. Also ich
nehme die Süße vom
Stevia und den Geschmack vom Xylit rein, weil es dann so eine, es
schmeckt dann
nicht so sehr nach Ersatz, weil die Zunge ist ja noch sehr an dem
Geschmack von
Saccharose. Das ist auch interessant, dass man nach dem Entzug
merkt, dass
Haushaltszucker auch einen Beigeschmack hat. Das wird ja immer so
geschimpft, ja
die haben alle Beigeschmäcker die Zuckerersatzstoffe. Ja, aber
Haushaltszucker
hat halt auch einen Beigeschmack. Wir sind da nur so daran
gewöhnt.


Julia:


Ja, wir nehmen halt den Haushaltszucker als praktisch das Maß,
ja, das ist das
Maß an dem alles andere gemessen wird sozusagen.


Ilga:


Genau.


Julia:


Das ist normal, so muss es schmecken.


Ilga:


Genau. Und irgendwann schmeckt dann dieses Maß auch seltsam. Also
das bekommt
dann auch einen komischen – also mich nervt es halt, wenn ich
etwas Herzhaftes
esse und da ist dann dieser Beigeschmack von Zucker drin. Für
mich passt das
nicht. Gerade haben wir in der Gruppe drüber gesprochen hier,
gebackene Bohnen
zum Frühstück, so Bohnen in Tomatensauce, tierisch viel Zucker
dran.


Julia:


Ja Wahnsinn.


Ilga:


Das schmeckt dann halt, das schmeckt man dann raus. Das schmeckt
dann wirklich
irritierend.


Julia:


Interessant einfach wie sich der Geschmackssinn verändert, ja,
und wie man dann
auch ja Dinge auch als süß wahrnimmt, die man vorher überhaupt
nicht so süß
empfunden hätte. Ich meine, dir wird es sicherlich nicht anders
gehen. Auch wenn
ich Sachen für die Familie backe, dann muss ich es immer süßer
machen, als ich
mir denke ich würde es machen. Und das ist dann oft so, ‚Ja, gar
nicht so süß’
und dabei wollte ich es gut machen.


Ilga:


Ja, oder dieses Überraschte, dass plötzlich Gemüse süß schmeckt,
also z. B.
Gemüsesorten plötzlich richtig schön süß schmecken. Also für mich
ist das jetzt,
also wenn ich eine Süßkartoffel esse, das ist für mich ja fast
naschen, weil das
so süß ist.


Julia:


Ja, genau. Du hast jetzt ein paar mal eben schon den Kurs
angesprochen. Kannst
du ein bisschen erzählen, was, also wie läuft der ab, wenn jetzt
jemand sagt, du
bist so kompetent und du weißt wovon du sprichst und du hast so
viel Erfahrung.
Ich möchte meine Zuckersucht, ich möchte das nicht alleine
machen. Ich hätte da
gerne Unterstützung. Das klingt toll. Was erwartet jetzt jemanden
bei dem Kurs
und wie hilfst du da praktisch, wie unterstützt du da in diesem
Kurs?
Kursangebot „Endlich Zuckerfrei“

Ilga:


Also das Programm heißt „Endlich Zuckerfrei“, und das ist auch
das Ziel, dass
der Körper vom Zucker befreit wird. Das wird halt, wir starten
immer gemeinsam
in einer Gruppe. Das wird halt im Moment 5 Mal im Jahr ungefähr
angeboten. Man
kann sich da vorher anmelden und dann auf den Starttermin warten.
Dann gibt es
halt quasi eine Vorbereitungszeit, wie ich vorhin schon erzählt
habe, wo man
sich quasi erst mal ein bisschen bewusst darüber wird, wo überall
Zucker
drinsteckt. Ich meine, kaum jemandem ist bewusst, dass man im
Schnitt 100 g
Zucker am Tag isst, einfach so, obwohl man noch gar nicht nascht,
weil das
überall versteckt ist. Und das Ganze erst mal bewusst zu machen
ist ganz
sinnvoll und überhaupt dann solche Sachen wie die Küche aufräumen
und
zuckerhaltige Sachen erst mal wegzustellen, weil es ist
unfassbar, wenn man erst
mal auf Entzug ist, wie interessant diese super alten Rosinen im
Schrank werden
oder die man total doof findet sonst, aber wenn man dann richtig,
also wenn es
richtig aufs Ganze geht, dann ist das interessant und das ist
gut, das
wegzuräumen.


Das ist ganz gut die erste Woche dann so damit zu verbringen
und
dann nach 10 Tagen starten wir dann halt mit dem Entzug. In der
Zeit bin ich als
Support ständig da, also über Email und über die facebook-Gruppe.
Die meisten
Teilnehmer gehen halt in die facebook-Gruppe und verständigen
sich so
untereinander und tauschen so ihre Erfahrungen aus. Ich bringe
halt sehr viel
Hintergrundwissen, was überhaupt im Körper passiert. Also die
emotionale Seite
lassen wir erst einmal ein bisschen weg. Wir gehen halt erst mal
so direkt über
das Hormonsystem ein bisschen in Ordnung bringen, überhaupt zu
begreifen, was
der Zucker für Folgen hat, also diese ganzen theoretischen Gründe
bringe ich den
Leuten bei und überhaupt was man essen sollte und was man in der
Zeit erst mal
weglassen sollte, was so hilfreich ist. Mit der Zeit, wenn dann
quasi so der
Zucker weggeht, brechen dann ein paar Dinge auf und es kommen so
Bedürfnisse zum
Vorschein, die man quasi immer unter dem Zucker beerdigt hat.
Also sozusagen wie
bei mir zum Beispiel. Ich bin halt lange arbeiten gegangen, saß
in einem Büro
und irgendwie war das für mich nur auszuhalten mit Zucker.
Hinterher hat sich
herausgestellt, ich bin halt einfach gar nicht so ein typischer
Angestellter.
Das ist halt gar nicht so richtig der Ort, der optimale Job für
mich. Also ich
muss irgendwas, ich muss halt kreativer arbeiten und jetzt
freiberuflich kommt
das halt viel mehr zur Geltung und da ist die Zuckersucht
natürlich überhaupt
gar kein Problem mehr, weil ich einfach so genährt werde vom
Leben. Und das
zeigt sich dann häufig bei manchen Leuten, nicht bei allen, weil
ich würde gar
nicht sagen, dass alle unbedingt immer so ein persönliches Paket
bezüglich der
Zuckersucht mit sich rumschleppen, weil manchmal ist es wirklich
nur eine
körperliche Geschichte durch dieses dran gewöhnen. Aber bei den
Leuten wo das
aufbricht, ist es halt gut, dass jemand da ist und das ein
bisschen auffangen
kann. Es gibt dann noch so drei Live-Sprechspunden, also live ab
und zu mal, wo
wir uns dann alle untereinander austauschen können. Das machen
wir dann alle
zwei Wochen, 1x abends, und das wird auch sehr gerne angenommen.
Da können halt
dann mal direkt auch Fragen besprochen werden, die sonst über
Text manchmal
vielleicht nicht so gut funktionieren. Obwohl, ich finde es
erstaunlich, wie gut
das in der facebook-Gruppe funktioniert, wie schnell die Gruppe
zusammenwächst,
wie liebevoll die Leute miteinander umgehen und wie schnell die
sich aneinander
gewöhnen. Also wenn jemand sich dann mal ein paar Tage nicht
meldet, dann wird
auch mal nachgefragt, wo ist denn diejenige? Also ich habe jetzt
aus dem
März-Kurs, die haben sich im August, haben sich ein paar Frauen
getroffen. Da
war ich auch bei dem Treffen und es ist wirklich eine ganz tolle
Gruppe
geworden, die sich jetzt halt jetzt auch im Nachhinein noch
unterstützen. Ich
lasse diese facebook-Gruppen dann auch bestehen. Also die Leute
können auch nach
dem Kurs sich selbst dann noch miteinander ja gegenseitig helfen.
Genau, wir
machen den Entzug dann 4 Wochen, und danach gucken wir halt 2
Wochen lang, wie
wir dann den Zucker wieder ins, so zurückbringen können.


Julia:


Ok. Also insgesamt sind es dann 8 Wochen, oder? Du hast 2
Wochen
Vorbereitungsphase, 4 Wochen geht dann der Entzug und noch mal 2
Wochen so ein
Rest.


Ilga:


Genau.


Julia:


Ist es tatsächlich, also würdest du sagen, dass für die, also
jetzt die meisten
Leute es wirklich schaffen, das in dieser kurzen Zeit muss ich
einfach sagen,
wirklich ihre Zuckersucht soweit zu überwinden, dass sie bereit
sind, schon
wieder Zucker aufzunehmen?


Ilga:


Der Körper kann in der Zeit gut zeigen, also in den 4 Wochen das
ist ein ganz
guter Schnitt, die körperlichen positiven Begleiterscheinungen
ohne Zucker zu
erkennen.


Julia:


Ok.


Ilga:


Also, das heißt der Schlaf kann besser werden z. B. Die Haut wird
besser. Man
hat ein bisschen was abgenommen. Man merkt plötzlich, dass der
Nebel im Kopf
verschwindet bei vielen Leuten. Also diese positiven
Erscheinungen, die können
in der 4. Woche gut auftreten. Viele Leute haben dann aber
allerdings noch
Angst, wieder zurück zu gehen zum Zucker und da ist es definitiv
ein Zeichen,
noch nicht zurück zu gehen. Ich halte eigentlich eine Zeit von 6
bis 8 Wochen
besser, sage das aber im Vorfeld gar nicht so gerne, weil jemand
der so
hardcore-zuckersüchtig ist, sich gar nicht so gerne auf 8 Wochen
einlassen will.


Julia:


Ja, es ist eh besser, ja das stimmt, ja.


Ilga:


Deswegen, es ist einfacher nach den 4 Wochen die Entscheidung zu
treffen, ok,
ich bleibe noch 4 Wochen dran, weil dann fällt es einem ganz
leicht.


Julia:


Genau. Aber vorher kann man es sich halt nicht vorstellen.


Ilga:


Genau. Das ist wirklich, es ist ein komplett anderes
Lebensgefühl, wenn man
vorher 30 Jahre lang auf Zucker war. Man kann sich das nicht
vorstellen, wie gut
es einem gehen kann und wie toll das Gefühl ist, im Supermarkt an
der Kasse zu
stehen und zu sagen, ‚Ich muss diesen Süßkram nicht kaufen. ’ Das
kann man
vorher keinem, das ist wie jemandem einen Orgasmus zu erklären.
Das geht auch
nicht. Weißt du?


Julia:


Ja.


Ilga:


Aber du kennst das ja wahrscheinlich. Warst du nicht auch so
früher?


Julia:


Bitte?


Ilga:


Warst du eigentlich auch ein Zucker-Junkie früher, oder?


Julia:


Also so richtig, also so Stärke und schon auch süß, aber jetzt
nicht so ganz.


Ilga:


Aber mehr Kohlenhydrate so.


Julia:


Aber Kohlenhydrate generell viel, ja.


Ilga:


Ja, das ist klar.


Julia:


Also das schon und das habe ich mir auch nie vorstellen können,
dass man da,
dass das anders geht. Aber wie du sagst, es ist in der
Retrospektive betrachtet
kann man sich einfach gar nicht vorstellen, dass man mal so war.
Also das ist
wirklich witzig, wie so ein, als würde man sich davon
distanzieren. Also ich
weiß es natürlich noch wie es war, aber ich meine es ist total
schwer zu
erklären.


Ilga:


Es ist ein anderes Leben.


Julia:


Ja, genau. Es ist wie ein anderes Leben.


Ilga:


Das frühere Leben sozusagen, ja.


Julia:


Und vor allem einfach wie viel andere Aspekte sich einfach
dadurch im Leben
verändert haben. Also für mich ganz stark vor allem die Psyche,
also die
Einstellung zum Leben. Und das klingt jetzt vielleicht blöd, aber
wirklich das
war so ganz ganz massiv, also vor allem für mich. Ich glaube es
waren für mich
die glutenhaltigen Getreide.


Ilga:


Ja, die stehen auch echt im großen Zusammenhang mit einer
Zuckersucht. Ich weiß
nicht, ob es da überhaupt mittlerweile schon Studien gibt. Ich
muss das nur
immer wieder beobachten, dass gerade die Getreide damit sehr
stark im
Zusammenhang hängen und auch immer wieder triggern und dass alles
eben ein
bisschen leichter wird, wenn man davon eine Weile auch die Finger
lässt. Auch
wenn es anstrengend ist, aber das ist z. B. eine Sache, die man
ganz gut
parallel machen kann, zuckerfrei und dann auch auf Gluten
verzichten.


Julia:


Ja, und da gibt’s ja auch gute Alternativen. Also wie du gesagt
hast, Quinoa
oder…


Ilga:


Mittlerweile ist das ja ein Himmelreich.


Julia:


…jetzt einfach auch andere Getreide. Ich meine auch, wenn man
jetzt Reis z. B.
nimmt oder Quinoa oder Hirse, das ist ja auch glutenfrei und eine
gute
Alternative auf jeden Fall.


Ilga:


Genau.
Kontaktmöglichkeiten zu Ilga

Julia:


Ja, wo findet man dich jetzt am besten im Internet?


Ilga:


Also man findet mich unter
www.endlichzuckerfrei.de und
www.zuckermonster.com. Also Zuckermonster
ist der Startpunkt gewesen, weil ich gesehen habe, mein Wissen
einfach mal
weiter zu geben, weil in meinem Umfeld wollte da nicht so richtig
jeder davon
wissen. Ich wollte das aber unbedingt weitergeben und ich habe
gedacht, das
können Leute gebrauchen, was ich da rausgefunden habe. Das ist
der Blog und
damit ist halt, also mit zuckermonster.com ist alles so in
Bewegung gesetzt
worden. Und da kommt man dann halt auch auf das Programm.


Julia:


...zum “Endlich zuckerfrei”?


Ilga:


Ja, genau.


Julia:


Gut, dann werden wir natürlich darauf verlinken in den shownotes,
dass die Leute
dich finden und hoffentlich jetzt so motiviert sind, auch endlich
den Schritt in
das zuckerfreie Leben gehen und vor allem so gut betreut, nimmt
das auch ein
bissel den Schrecken. Ja, ich meine man ist auch einfach,
irgendwo fehlt einem
halt auch dann die Linie bzw. man weiß ungefähr was man machen
möchte, aber es
hilft einfach, wenn man jemanden an der Seite hat, der die
Erfahrung hat, der
auch sagt, schau – vor allem, wenn man sich auch mit anderen
austauschen kann,
wenn man sieht, man ist nicht alleine und wenn man ein Problem
hat und da sofort
Feedback bekommt und Hilfestellung bekommt, dann ist das einfach
eine ganz tolle
Sache, …


Ilga:


Auf jeden Fall!


Julia:


...so ein Programm anzunehmen und es auch als Motivation zu
sehen, das jetzt
auch durchzuziehen und wenn es die anderen machen. Ich meine, das
sind ja auch
so viele Aspekte, dass man gleichzeitig startet und sieht, dass
es ja die
anderen ja auch schaffen.


Ilga:


Das zieht mit, also diese Gruppenkomponente ist schon krass, was
die so alles in
Bewegung setzen kann. Das ist so geballte Energie, die so
gemeinsam geht.


Julia:


Ja.


Ilga:


Und es passieren halt so viele Sachen im Körper, die einen dann
auch skeptisch
machen, bringt das überhaupt was, was ich mache? Es geht mir
gerade schlechter.


Julia:


Ja.


Ilga:


Und wenn dann jemand da ist, der sagt ok, das ist…Es sind
manchmal Wiederholer
in der Gruppe, und die sind eigentlich auch Gold wert, weil die
können dann
sagen, ‚Ja, ja, das hatte ich früher auch, aber das geht alles
vorbei. ’ Also
das ist ganz gut, da ein paar Leute zu haben, die einem dann die
Angst nehmen
können. Aber man richtet keinen Schaden an, wenn man auf Zucker
verzichtet. Es
fühlt sich nur eine Weile so an.


Julia:


Ja, man wird nicht an Zuckerdefizit sterben – das
Zuckerdefizitsyndrom!


Ilga:


Genau, aber es fühlt sich wirklich so an, als ob es ein Defizit,
also großen
Schaden anrichtet, obwohl das einfach nur, man selbst ist ohne
Zucker gerade so,
weil man so die ganze Zeit damit gefahren ist.


Julia:


Genau. Ich glaube auch, das ist ein bissel so dieses das
Teuflische einfach auch
an, generell an einer Sucht, ja und somit auch an der Zuckersucht
ist ja, weil
viele sagen, nein, man merkt ja, ob es einem guttut. Aber das ist
ja das
Gemeine. Es wird dir am Anfang nicht gut gehen und es wird dir
nicht gut tun am
Anfang, so wie halt ja wirklich jeder Drogensüchtige auf Entzug,
dem geht’s auch
nicht gut. Der hat Schmerzen am ganzen Körper und so. Da muss man
durch, ja.


Ilga:


Ja, das ist wirklich fies. Das ist ja auch dieses, man denkt, man
braucht
Schokolade, wenn man Hunger darauf hat, aber dass das eine Farce
ist, dass das
eigentlich irgendetwas in Verkleidung ist, was einem vorspielt,
dass es einen
glücklich macht, das kann man in dem Moment ja gar nicht
begreifen, wenn man
dieses kurze Glück sucht, aber das Glück auf lange Sicht kriegt
man nicht. Es
geht halt wirklich nur, in dem man da einmal kurz, wie ein
Pflaster abziehen.


Julia:


Genau, kurz und schmerzlos! Ja, Ilga, vielen Dank für deine Zeit.


Ilga:


Sehr gern!


Julia:


Was mir besonders gut gefallen hat war der Ausdruck, wie du
gesagt hast „zurück
zum selbstbestimmten Naschen“.


Ilga:


Ja, das ist nicht so freudlos, oder?


Julia:


Ja, also das finde ich so, das sagt’s einfach auf den Punkt:
selbstbestimmt
naschen und eben nicht nie wieder, nicht totaler Verzicht,
sondern dieses
Zurückfinden zur Selbstbestimmtheit. Das muss Ziel sein, und ich
denke, dass mit
den tollen Tipps und vielleicht auch, wenn man sich dein
Programm, wenn man das
Programm mitmacht, bin ich mir sicher, dass man da zurück findet
zur
Selbstbestimmtheit.


Ilga:


Ja, ich habe auch super viel Hilfe auf dem Blog schon. Also man
muss jetzt nicht
unbedingt sofort ins Programm, aber selbst da ein bisschen zu
lesen, das wird
einem auch schon ziemlich viel helfen.


Julia:


Genau. Ja, dann vielen Dank.


Ilga:


Entschuldigung! Das Programm startet dieses Jahr nur noch ein
Mal, am
19.10.2017. Also, dann ist Weihnachtszeit; dann ist es irrsinnig
damit
anzufangen. Aber wenn, dann im Oktober ist noch eine Chance,
sonst erst wieder
im Januar.


Julia:


Das passt ja dann, und dann natürlich im Januar wieder für den
guten Vorsatz,
oder?


Ilga:


Genau, das ist ein ganz guter Termin.


Julia:


Nein, aber man sollte es nicht hinausschieben, weil wie gesagt,
es gibt nicht
den perfekten Moment, und wenn man auf den perfekten Moment
wartet, wird man es
nie machen.


Ilga:


Ja!


Julia:


Und besser jetzt starten und schon loslegen, weil, ja, es sind
wieder drei
Monate, die man schon zuckerfrei leben kann.


Ilga:


Ja, genau.


Julia:


Ja gut, also, danke für deine Zeit!


Ilga:


Deine auch!


Julia:


Tschüß!


Ilga:


Ciao!
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