Impfpflicht: Wie eine geimpfte und eine ungeimpfte Pflegerin darüber denken
Die einrichtungsbezogene Impfpflicht könnte die Personalnot durch
Corona verstärken. Im Podcast "Debatte in Sachsen" diskutieren
Pflegerinnen darüber - eine ist ungeimpft.
32 Minuten
Podcast
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Seit Einführung einer einrichtungsbezogenen Impfpflicht drohen
ungeimpften Pflegekräften Bußgelder oder Arbeitsverbot. Die
Intensivschwester Marion Hennig* ist eine davon und fürchtet um
ihren Job. "Wenn das so weit käme, was ich nicht hoffe, müsste ich
bei Null anfangen", sagt sie im Podcast "Debatte in Sachsen", und
ergänzt: "Ich bin 50 Jahre alt, das wird sehr schwierig. Ich kann
doch gar nichts anderes als Pflege. Ich habe damit angefangen, als
ich 16 war, und seither bin ich Krankenschwester." Ihre Kollegin
Heike Kretschmer macht das "wütend, richtig wütend. Auch bei uns in
der Einrichtung würde es Mitarbeiter treffen, die supergute
Pflegekräfte sind. Und wenn die dann auch den Job aufgeben müssten
– die können wirklich nichts anders. Die wollen auch gar nichts
anders machen. Und wir müssten sie ziehen lassen", so die
Pflegedienstleiterin im Ostritzer Antoni-Stift, die geimpft ist,
anders als Marion Hennig. Angesichts der ohnehin schon erdrückenden
Personalknappheit durch Corona-bedingte Ausfälle wären Kündigungen
für Frau Kretschmers Einrichtung "eine wirkliche Katastrophe", wie
die 56-Jährige sagt. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht kann sie
daher "null Komma null verstehen". Marion Hennig kritisiert die
Impfpflicht nicht nur, weil sie persönlich den Impfstoffen
misstraue und ohnehin so gut wie nie krank gewesen sei. Vor allem
geht es der Intensivschwester darum, dass die Impfung keine
Infektionen verhindere und Patienten damit auch nicht vor
Infektionen durch Pflegekräfte bewahre. "Sie schützt nur uns selber
vor schweren Verläufen. Es ist also keine solidarische Impfung",
wovon die einrichtungsbezogene Impfpflicht jedoch ausgehe. Eine
Diskriminierung ungeimpfter Kolleginnen und Kollegen haben weder
Frau Kretschmer noch Frau Hennig in ihren Einrichtungen erlebt.
"Wenn jemand gesagt hat, er lässt sich nicht impfen, dann ist das
akzeptiert worden von den anderen", sagt die Ostritzer
Pflegedienstleiterin. Aus anderen Heimen habe sie aber von
Anfeindungen gehört. Auch im Krankenhaus von Frau Hennig "herrscht
ein gutes Miteinander, ich habe da keine Probleme, weil ich
ungeimpft bin", schildert sie. Aber wenn sie neue Leute
kennenlerne, "da passe ich schon auf und fühle erstmal vor, wie die
drauf sind. Ich habe es schon erlebt, dass dann, wenn ich sage,
dass ich ungeimpft bin, schon so ein Schubladendenken stattfindet".
* "Marion Hennig" ist ein Pseudonym. Unsere Gesprächspartnerin
möchte eventuelle arbeitsrechtliche Konsequenzen ihrer Aussagen
vermeiden.
ungeimpften Pflegekräften Bußgelder oder Arbeitsverbot. Die
Intensivschwester Marion Hennig* ist eine davon und fürchtet um
ihren Job. "Wenn das so weit käme, was ich nicht hoffe, müsste ich
bei Null anfangen", sagt sie im Podcast "Debatte in Sachsen", und
ergänzt: "Ich bin 50 Jahre alt, das wird sehr schwierig. Ich kann
doch gar nichts anderes als Pflege. Ich habe damit angefangen, als
ich 16 war, und seither bin ich Krankenschwester." Ihre Kollegin
Heike Kretschmer macht das "wütend, richtig wütend. Auch bei uns in
der Einrichtung würde es Mitarbeiter treffen, die supergute
Pflegekräfte sind. Und wenn die dann auch den Job aufgeben müssten
– die können wirklich nichts anders. Die wollen auch gar nichts
anders machen. Und wir müssten sie ziehen lassen", so die
Pflegedienstleiterin im Ostritzer Antoni-Stift, die geimpft ist,
anders als Marion Hennig. Angesichts der ohnehin schon erdrückenden
Personalknappheit durch Corona-bedingte Ausfälle wären Kündigungen
für Frau Kretschmers Einrichtung "eine wirkliche Katastrophe", wie
die 56-Jährige sagt. Die einrichtungsbezogene Impfpflicht kann sie
daher "null Komma null verstehen". Marion Hennig kritisiert die
Impfpflicht nicht nur, weil sie persönlich den Impfstoffen
misstraue und ohnehin so gut wie nie krank gewesen sei. Vor allem
geht es der Intensivschwester darum, dass die Impfung keine
Infektionen verhindere und Patienten damit auch nicht vor
Infektionen durch Pflegekräfte bewahre. "Sie schützt nur uns selber
vor schweren Verläufen. Es ist also keine solidarische Impfung",
wovon die einrichtungsbezogene Impfpflicht jedoch ausgehe. Eine
Diskriminierung ungeimpfter Kolleginnen und Kollegen haben weder
Frau Kretschmer noch Frau Hennig in ihren Einrichtungen erlebt.
"Wenn jemand gesagt hat, er lässt sich nicht impfen, dann ist das
akzeptiert worden von den anderen", sagt die Ostritzer
Pflegedienstleiterin. Aus anderen Heimen habe sie aber von
Anfeindungen gehört. Auch im Krankenhaus von Frau Hennig "herrscht
ein gutes Miteinander, ich habe da keine Probleme, weil ich
ungeimpft bin", schildert sie. Aber wenn sie neue Leute
kennenlerne, "da passe ich schon auf und fühle erstmal vor, wie die
drauf sind. Ich habe es schon erlebt, dass dann, wenn ich sage,
dass ich ungeimpft bin, schon so ein Schubladendenken stattfindet".
* "Marion Hennig" ist ein Pseudonym. Unsere Gesprächspartnerin
möchte eventuelle arbeitsrechtliche Konsequenzen ihrer Aussagen
vermeiden.
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