io++080 - sturclub und kindergartenkinder: ungehörsame improvisation 2005.
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Beschreibung
vor 15 Jahren
und plötzlich waren alle pädagogischen konzepte über den haufen
geworfen, die musiker wurden vom enthusiasmus der kinder überrollt
und es entstand eine neue musik. das war schön. am samstag dem 14.
mai 2005 besuchten die vier klangforscher der stuttgarter band
sturclub den waldau-kindergarten in stuttgart-degerloch, um mit den
kindern gemeinsam spielerisch und ergebnisoffen ungewohnte wege des
musizierens zu betreten. david, uwe, werner und ralf wurden
begleitet von karin und christoph von der berliner künstlergruppe
bankleer, die die gesamte zweistündige aktion mit der kamera
dokumentierten. um zehn uhr am frühen morgen wurden im klavierraum
dutzende von klassisch-bekannten musikinstrumenten und mehrere
dutzend noch zu erkundende lärmerzeuger auf dem teppich arrangiert,
die musiker atmeten noch einmal tief durch und rekapitulierten ihre
musikpädagogischen und gruppendynamischen konzepte: und dann wurde
die wilde horde auf uns los gelassen. und obwohl nur wenig mehr als
ein dutzend kinder sich auf uns und die instrumente stürzten, so
schienen sie uns doch wie hunderte und es begann ein lärm wie von
tausenden. klasse. und was zunächst nur wie unstrukturierter krach
klang wurde ganz schnell zu einem tongebirge, das schicht für
schicht anwuchs und von allen kindern gemeinsam immer höher und
lauter aufgestapelt wurde. ein spontaner spass, der viele
möglichkeiten der kommunikation in sich barg und nach und nach
offenbarte: manche kinder waren lauter als die anderen und wurden
von den anderen gebremst, manche waren leiser und wurden von den
anderen unterstützt, manche spielten alleine und wurden wieder in
eine kleine gruppe zurück geholt. die musiker, künstler und die
kindergärtnerinnen spielten einfach nur mit, fröhlich grinsend,
ohne einzugreifen; nur manchmal musste kurz die handhabung eines
unbekannten instrumentes im spiel demonstriert werden, alles andere
regelten die kinder unter sich. eine halbe stunde hielt sich dieser
kollektive lärm auf sehr hohem niveau. es folgte eine etwas
ruhigere phase, in der wir geräusche ohne instrumente und nur mit
geschlossenem mund erzeugten, uns an verschiedenen
geschwindigkeiten und rhythmen versuchten und auch mal einen moment
lang nur auf den nächsten ton warteten. und jede struktur, die die
musiker erklärten und als konzept vorzugeben versuchten, wurde
tatsächlich ein bis zwei minuten von den kindern akzeptiert, kurz
durchgehalten und sofort wieder von selbst erfundenem lärm
konterpunktiert und verstört. klasse. dann gab es wunderbare dinge
zu essen und die musiker konnten sich endlich ein bisschen
ausruhen. doch schon bald ging es weiter: das klavier wurde von
aussen und innen erkundet, die klanglichen möglichkeiten von
aluminiumfolie wurden erforscht und die grundmauern des
kindergartens wurden auf stabilität gegen unglaublich laute
schallwellen getestet. um kurz nach zwölf war alles vorbei. eine
letzte zugabe bekamen die musiker noch von den kindern, dann
endlich durften auch die eltern sich kurz und zaghaft an den
instrumenten versuchen. schwamm drüber. die kids waren besser. zur
weiterführenden erbauung empfehlen wir "the great learning" von
cornelius cardew (deutsche grammophon 1969), "free jazz und kinder"
von peter brötzmann, fred van hove und han bennink (free music
production, berlin 1971) und natürlich sturclub. es folgt ein
langer und nur behutsam editierter ausschnitt dieses wunderbaren
vormittags. |>> sturclub und kindergartenkinder - lauter
zukunft
geworfen, die musiker wurden vom enthusiasmus der kinder überrollt
und es entstand eine neue musik. das war schön. am samstag dem 14.
mai 2005 besuchten die vier klangforscher der stuttgarter band
sturclub den waldau-kindergarten in stuttgart-degerloch, um mit den
kindern gemeinsam spielerisch und ergebnisoffen ungewohnte wege des
musizierens zu betreten. david, uwe, werner und ralf wurden
begleitet von karin und christoph von der berliner künstlergruppe
bankleer, die die gesamte zweistündige aktion mit der kamera
dokumentierten. um zehn uhr am frühen morgen wurden im klavierraum
dutzende von klassisch-bekannten musikinstrumenten und mehrere
dutzend noch zu erkundende lärmerzeuger auf dem teppich arrangiert,
die musiker atmeten noch einmal tief durch und rekapitulierten ihre
musikpädagogischen und gruppendynamischen konzepte: und dann wurde
die wilde horde auf uns los gelassen. und obwohl nur wenig mehr als
ein dutzend kinder sich auf uns und die instrumente stürzten, so
schienen sie uns doch wie hunderte und es begann ein lärm wie von
tausenden. klasse. und was zunächst nur wie unstrukturierter krach
klang wurde ganz schnell zu einem tongebirge, das schicht für
schicht anwuchs und von allen kindern gemeinsam immer höher und
lauter aufgestapelt wurde. ein spontaner spass, der viele
möglichkeiten der kommunikation in sich barg und nach und nach
offenbarte: manche kinder waren lauter als die anderen und wurden
von den anderen gebremst, manche waren leiser und wurden von den
anderen unterstützt, manche spielten alleine und wurden wieder in
eine kleine gruppe zurück geholt. die musiker, künstler und die
kindergärtnerinnen spielten einfach nur mit, fröhlich grinsend,
ohne einzugreifen; nur manchmal musste kurz die handhabung eines
unbekannten instrumentes im spiel demonstriert werden, alles andere
regelten die kinder unter sich. eine halbe stunde hielt sich dieser
kollektive lärm auf sehr hohem niveau. es folgte eine etwas
ruhigere phase, in der wir geräusche ohne instrumente und nur mit
geschlossenem mund erzeugten, uns an verschiedenen
geschwindigkeiten und rhythmen versuchten und auch mal einen moment
lang nur auf den nächsten ton warteten. und jede struktur, die die
musiker erklärten und als konzept vorzugeben versuchten, wurde
tatsächlich ein bis zwei minuten von den kindern akzeptiert, kurz
durchgehalten und sofort wieder von selbst erfundenem lärm
konterpunktiert und verstört. klasse. dann gab es wunderbare dinge
zu essen und die musiker konnten sich endlich ein bisschen
ausruhen. doch schon bald ging es weiter: das klavier wurde von
aussen und innen erkundet, die klanglichen möglichkeiten von
aluminiumfolie wurden erforscht und die grundmauern des
kindergartens wurden auf stabilität gegen unglaublich laute
schallwellen getestet. um kurz nach zwölf war alles vorbei. eine
letzte zugabe bekamen die musiker noch von den kindern, dann
endlich durften auch die eltern sich kurz und zaghaft an den
instrumenten versuchen. schwamm drüber. die kids waren besser. zur
weiterführenden erbauung empfehlen wir "the great learning" von
cornelius cardew (deutsche grammophon 1969), "free jazz und kinder"
von peter brötzmann, fred van hove und han bennink (free music
production, berlin 1971) und natürlich sturclub. es folgt ein
langer und nur behutsam editierter ausschnitt dieses wunderbaren
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