io++010 - very old school podcasting: das tapezine BAND-IT erklärt 1982 die welt der kassettentäter
Podcast
Podcaster
Beschreibung
vor 17 Jahren
podcasting ist natürlich nicht im luftleeren raum entstanden,
sondern wurzelt in zivilisatorischen errungenschaften wie
beispielsweise den freien (früher mal: piraten-)radios, mix-tapes,
strassentheatereien mit bänkelgesang, zeitschriften mit
schallplattenbeilage und vielen anderen medien, die der schnellen
und meist gezielten verbreitung und vermittlung von
emanzipatorischen und multimedialen inhalten gewidmet waren oder
noch immer sind. in den frühen achtzigern des letzten jahrhunderts,
als jede und jeder in mindestens zwei bands spielte und mit je
wechselnden pseudonymen auch mindestens zwei solo-projekte betrieb,
und absolut und immer jeden ton auf kassetten mit handgeschriebenem
oder fotokopiertem cover und ohne aufwand instantly einem bald von
der fülle des materials komplett zugemüllten und überforderten
publikum zutragen musste und konnte und auch tatsächlich zugetragen
hat, übernahmen einige aktivisten der bundesdeutschen
kassettentäterszene die hehre aufgabe, sich den ganzen unfug, oder
doch bedeutende teile davon, durchzuhören, nach radikal-subjektiven
kriterien zu werten und zu wichten und die essenz
moderierenderweise auf einem neuen kassettenprodukt zu
veröffentlichen. der begriff "tapezine" (eine anglifizierte
mischung natürlich aus kassettentonband und magazin; siehe auch
ähnliche wortbedeutungsneubildungen wie "fanzine" oder eben auch
"podcast") wurde sinnvollerweise, trotz aller spielerischen
deutschtümelei (heimatklänge! deutsche welle!! neues deutschland!!!
- eigentlich alles ziemlich eklig; damals aber tatsächlich ein
subversives kampfmittel gegen die aufkeimende restaurierung
traditionell widerwärtiger werte) direkt mit dem dort schon länger
genutzten medium aus dem englischsprachigen freien teil der welt
übernommen. die metropolen der neuen deutschen musiken waren auf
diesen tapezines und ganz besonders beim hier heute und auch in
folge weiter zu betrachtenden BAND-IT deutlich unterrepräsentiert;
in düsseldorf, hamburg und berlin gab es damals ordentliche
schallplatten und sonst kaum was. an den rändern der metropolen
aber zerfaserte der einfluss der innenstadtfront-oligarchen;
suburbia, die provinzen der provinz und erste zaghaft von dummheit
befreite gebiete der restrepublik ignorierten das pallasförmige
produktionsmittelmonopol: TDK C-90, rank xerox und eine relativ
billige bundespost waren das harte brot des revoluzzers. der
BAND-IT nun also war eines dieser tapezines, eine zeitlang sogar
DAS bundesdeutsche tapezine. joe liebschwager und horst toe aus
kulmbach haben insgesamt wohl so um die 20 ausgaben des BAND-IT
verbreitet, später in schöner gediegener verpackung und an
sämtlichen provinzen der welt orientiert, anfangs noch von hand
vervielfältigt und mit selbstgestricktem xerox-chic für billiggeld
auf konzerten und über das kassettentäternetzwerk vertrieben. wir
hören heute mal die dritte ausgabe des BAND-IT, vermutlich vom
april oder mai 1982; weitere werden folgen. auf dem cover steht
übrigens keine nummer, die überaus verdienstvolle punk disco listet
diese ausgabe als nummer zwei: doch gleich am anfang des bandes
werden die hörer von nummer drei begrüsst; das nehmen wir jetzt mal
als gegeben hin. wir hören informationelles über und klangschnipsel
von skala, zimt, der moderne man, nichts, zarter schmelz, gashahn
auf, gorilla aktiv, e 601, leben und arbeiten, p16 d4, thomas
kleinert, gerd neumann und manchen anderen in diversen
tonqualitäten. weiterführende gedanklichkeiten und auch schon mal
ein bild werden wie üblich irgendwann in der internationalen
version zu finden sein. handgemachtes podcasting von 1982 also:
durchaus erhellend und bereichernd. |>> BAND-IT 3
sondern wurzelt in zivilisatorischen errungenschaften wie
beispielsweise den freien (früher mal: piraten-)radios, mix-tapes,
strassentheatereien mit bänkelgesang, zeitschriften mit
schallplattenbeilage und vielen anderen medien, die der schnellen
und meist gezielten verbreitung und vermittlung von
emanzipatorischen und multimedialen inhalten gewidmet waren oder
noch immer sind. in den frühen achtzigern des letzten jahrhunderts,
als jede und jeder in mindestens zwei bands spielte und mit je
wechselnden pseudonymen auch mindestens zwei solo-projekte betrieb,
und absolut und immer jeden ton auf kassetten mit handgeschriebenem
oder fotokopiertem cover und ohne aufwand instantly einem bald von
der fülle des materials komplett zugemüllten und überforderten
publikum zutragen musste und konnte und auch tatsächlich zugetragen
hat, übernahmen einige aktivisten der bundesdeutschen
kassettentäterszene die hehre aufgabe, sich den ganzen unfug, oder
doch bedeutende teile davon, durchzuhören, nach radikal-subjektiven
kriterien zu werten und zu wichten und die essenz
moderierenderweise auf einem neuen kassettenprodukt zu
veröffentlichen. der begriff "tapezine" (eine anglifizierte
mischung natürlich aus kassettentonband und magazin; siehe auch
ähnliche wortbedeutungsneubildungen wie "fanzine" oder eben auch
"podcast") wurde sinnvollerweise, trotz aller spielerischen
deutschtümelei (heimatklänge! deutsche welle!! neues deutschland!!!
- eigentlich alles ziemlich eklig; damals aber tatsächlich ein
subversives kampfmittel gegen die aufkeimende restaurierung
traditionell widerwärtiger werte) direkt mit dem dort schon länger
genutzten medium aus dem englischsprachigen freien teil der welt
übernommen. die metropolen der neuen deutschen musiken waren auf
diesen tapezines und ganz besonders beim hier heute und auch in
folge weiter zu betrachtenden BAND-IT deutlich unterrepräsentiert;
in düsseldorf, hamburg und berlin gab es damals ordentliche
schallplatten und sonst kaum was. an den rändern der metropolen
aber zerfaserte der einfluss der innenstadtfront-oligarchen;
suburbia, die provinzen der provinz und erste zaghaft von dummheit
befreite gebiete der restrepublik ignorierten das pallasförmige
produktionsmittelmonopol: TDK C-90, rank xerox und eine relativ
billige bundespost waren das harte brot des revoluzzers. der
BAND-IT nun also war eines dieser tapezines, eine zeitlang sogar
DAS bundesdeutsche tapezine. joe liebschwager und horst toe aus
kulmbach haben insgesamt wohl so um die 20 ausgaben des BAND-IT
verbreitet, später in schöner gediegener verpackung und an
sämtlichen provinzen der welt orientiert, anfangs noch von hand
vervielfältigt und mit selbstgestricktem xerox-chic für billiggeld
auf konzerten und über das kassettentäternetzwerk vertrieben. wir
hören heute mal die dritte ausgabe des BAND-IT, vermutlich vom
april oder mai 1982; weitere werden folgen. auf dem cover steht
übrigens keine nummer, die überaus verdienstvolle punk disco listet
diese ausgabe als nummer zwei: doch gleich am anfang des bandes
werden die hörer von nummer drei begrüsst; das nehmen wir jetzt mal
als gegeben hin. wir hören informationelles über und klangschnipsel
von skala, zimt, der moderne man, nichts, zarter schmelz, gashahn
auf, gorilla aktiv, e 601, leben und arbeiten, p16 d4, thomas
kleinert, gerd neumann und manchen anderen in diversen
tonqualitäten. weiterführende gedanklichkeiten und auch schon mal
ein bild werden wie üblich irgendwann in der internationalen
version zu finden sein. handgemachtes podcasting von 1982 also:
durchaus erhellend und bereichernd. |>> BAND-IT 3
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