Buchvorstellung: "Extrem Unbrauchbar" (Universität Wien) - Januar 2020

Buchvorstellung: "Extrem Unbrauchbar" (Universität Wien) - Januar 2020

1 Stunde 6 Minuten

Beschreibung

vor 4 Jahren

Buchvorstellung "Extrem Unbrauchbar"


Nach den Protesten gegen den G20- Gipfel in Hamburg gab der
damalige  deutsche Außenminister Sigmar Gabriel bekannt:
“Alle angeblichen  politischen Motive für diese Orgie an
Brutalität sind verlogen und  sollen nur das Deckmäntelchen
dafür sein, worum es den Tätern aus allen  Teilen Europas
ging: um Gewalt an sich. […] Die Täter unterscheiden sich
 überhaupt nicht von Neonazis und deren Brandanschlägen. Mit
angeblich  ‘linken Motiven’ hat das alles nichts zu tun.”


Gabriel verschweigt hier einerseits natürlich die
 Eskalationsstrategie der Polizei, die für eben jene
Aufnahmen gesorgt  hat, derer man sich im Nachhinein so
empört, andererseits ist der  Vergleich auffällig:
Unterscheiden sich die ‚Täter‘ durch überhaupt  nichts von
Neonazis? Einige angezündete Autos oder Papierkörbe werden
 hier mit angezündeten Geflüchtetenunterkünften, der
Mordserie des NSU  und der gewaltsamen Verfolgung von allen,
die in den Augen der Nazis als  nicht-deutsch gelten, auf
eine Stufe gestellt.


Die Verwirrung Gabriels ist keine zufällige, sondern folgt dem
 Paradigma der Extremismustheorie, einem bis zur
Unkenntlichkeit  entstellenden Verständnis von Gesellschaft,
nach dem die ‚gesunde‘ Mitte  von ihren Rändern – Rechts-
und Linksextremismus wie Islamismus –  bedroht wird. Dieses
Hufeisenmodell besagt, dass in der (vermeintlichen)
 Ablehnung der demokratischen Grundordnung sich die Extreme
näher sind  als sie es wahrhaben wollen, und ignoriert
darüber den ständigen  Schulterschluss
konservativ-bürgerlicher mit völkisch Rechten Kräften.  Die
Extremismustheorie ist extrem Unbrauchbar, sie verschleiert mehr
als  sie erhält.


Mit der Buchvorstellung möchten wir einen Einblick in die Kritik
der  Extremismustheorie geben und insbesondere auf die
Extremisierung von  Geschlechter- und Sexualitätsentwürfen
jenseits gesellschaftlicher  Normalitätsvorstellungen
eingehen.

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