Beschreibung

vor 16 Jahren
Ziel dieser Arbeit war es - ausgehend vom Stand der aktuellen
ägyptologischen Forschung - die wichtigsten der bisher bekannt
gewordenen Hypothesen zum Bau der Pyramiden und entsprechende
Bauvorschläge nach wissenschaftlichen Methoden zu analysieren und
daraufhin zu überprüfen, inwieweit die Pyramiden des AR danach
errichtet werden konnten. Darauf aufbauend wurde eine eigene, aus
den archäologischen Befunden ableitbare und in sich
widerspruchsfreie Hypothese für den Bau der Stufenpyramiden im AR
entwickelt. Verschiedenen bisher veröffentlichten Hypothesen zum
Pyramidenbau (Stadelmann, Arnold, Lehner, Goyon, Klemm und Klemm,
Lattermann, Houdin) liegt der Einsatz von senkrecht auf die
Pyramiden zuführenden oder um die Pyramide herum angeordneten
Rampen (Integralrampen) zugrunde. Andere Vorschläge beinhalten
steile, parallel zu den Stufen des Kernmauerwerks angeordnete
Rampen (Landt, Graefe). Weitere Bauvorschläge befassen sich mit dem
Einsatz von Seilwinden (z.B. Riedl, Pitlik, Keyssner). Bei den
meisten Hypothesen wird jedoch entgegen den archäologischen
Befunden von einer schichtweisen Verlegung des Kernmauerwerks
ausgegangen. Ungelöst bleiben fast immer auch die Fragen des
Aufsetzens des Pyramidions und der gefahrlosen Montage der
Außenverkleidung sowie deren Glättung. Berechnungen zu Bauzeiten
werden nur selten vorgelegt. Die im Rahmen dieser Arbeit
durchgeführten Untersuchungen und Überlegungen führen zu der
Schlussfolgerung, dass die bautechnischen Schwierigkeiten bei der
Knickpyramide die Baumeister zwangen, eine andere, gegen
Bodensenkungen und Erdstöße sichere Bauweise für den Bau der Roten
Pyramide zu entwickeln, die darüber hinaus auch der Forderung des
Königs nach einer schnellen Fertigstellung genügen konnte. Das
Ergebnis war die Errichtung des Pyramidenkerns in Stufenform, um
einerseits eine größere Stabilität des Baukörpers zu erzielen und
andererseits über auf allen vier Seiten des Bauwerks parallel zum
Kernmauerwerk angeordneten Rampen in möglichst kurzer Zeit viel
Material zu transportieren. Hinzu kam die Verwendung größerer
Steinformate. Beim anschließenden Bau der Cheopspyramide wurde
diese Bauweise unter Verwendung noch größerer Steinformate
übernommen, um dieses gewaltige Bauwerk in überschaubarer Zeit
erstellen zu können. Mit der hiermit vorgelegten Bauhypothese für
die Stufenpyramiden im AR wird eine Kombination zwischen den
archäologisch belegten Prinzipien der Rampe und der Walze in der
Verwendung als Seilwinde vorgeschlagen. Damit können parallel zu
den einzelnen Stufen des Kernmauerwerks und der äußeren Umbauung
(Arbeitsplattform) angeordnete Rampen mit wesentlich größerer
Neigung angenommen werden, als dies in bisher formulierten
Bauhypothesen für den Materialtransport mittels Zugmannschaften
möglich ist. Dadurch wird, wie am Beispiel der Pyramide des
Mykerinos gezeigt, eine Bauweise möglich, die ohne senkrecht auf
die Pyramide zulaufende bzw. umlaufende Rampen geringer Neigung
auskommt. Auch Vorschläge für komplizierte Techniken für den Bau
werden dadurch obsolet. Die Verwendung mehrerer Rampen mit einer
großen Steigung (26,5°; Steigung 2:1) auf den einzelnen Stufen des
Kernmauerwerks und der Umbauung sowie auf jeder Seite der Pyramide
führt zu einem hohen Materialfluss und ermöglicht so eine
zeitoptimierte Errichtung des Bauwerks. Im Anschluss an die
Errichtung des Kernmauerwerks und nach Rückbau der dafür benötigten
Baurampen erfolgte Schicht für Schicht der Bau des
Verkleidungsmauerwerks, der äußeren Verkleidungsschicht und der
Außenverkleidung. Dafür wurden entlang der Außenseiten der Pyramide
stufenförmige Arbeitsplattformen und Baurampen eingerichtet, die
nach Fertigstellung der Pyramide im Takt mit der Glättung der
Außenverkleidung von oben nach unten wieder abgebaut wurden. Durch
die Umbauung mit der Arbeitsplattform über die Fluchtlinie der
Außenverkleidung der Pyramide hinaus ergibt sich eine einfache
Methode zur Konstruktion der Pyramidenspitze und des Aufsetzens des
Pyramidions. Der Berechnung der Transportleistungen und den sich
daraus ergebenden Bauzeiten liegen jeweils die ungünstigsten
Annahmen wie Größe und Gewicht der Steinblöcke, große
Gleitreibungszahl der Oberflächen der Rampen, lange Taktzeiten etc.
zugrunde. Günstigere Werte würden zum Einsatz einer geringeren
Anzahl von Rampen bzw. kürzeren Bauzeiten führen. Verschiedentlich
sind auch bauliche Alternativlösungen (z.B. Oberfläche der Rampen)
angesprochen, die jedoch die Bauweise nicht grundsätzlich
beeinflussen. Eine Berechnung der Bauzeiten für die Pyramiden des
Mykerinos, des Snofru (Rote Pyramide) und des Cheops ergibt unter
realitätsnahen bautechnischen Annahmen folgende Werte: Pyramide des
Mykerinos: Planung und Vorbereitung 1 Jahr; Bau einschließlich
Glättung ca. 4,1 Jahre; insgesamt 5,1 Jahre Rote Pyramide: Planung
und Vorbereitung 2 Jahre; Bau einschließlich Glättung ca. 16,4
Jahre; insgesamt 18,4 Jahre Cheopspyramide: Planung und
Vorbereitung 2 Jahre; Bau einschließlich Glättung ca. 20,2 Jahre;
insgesamt 22,2 Jahre. Diese Bauzeiten passen zu der allgemein
angenommen Dauer der Herrschaft der Könige Snofru mit 35 Jahren,
Cheops mit 23 Jahren und Mykerinos mit 28 bzw. 6 Jahren. Die
vorgeschlagene Lösung für den Bau der Stufenpyramiden im AR
widerspricht weder den Beschreibungen des Herodot, wonach die
Pyramiden in Stufen errichtet und von oben nach unten fertig
gestellt wurden, noch der Schilderung des Diodor, nach denen die
Pyramiden durch terrassenförmige Erdaufschüttungen
(Nilschlammziegel) entlang der Außenseiten gebaut wurden. Sie zeigt
vielmehr, dass beide historische Schilderungen, die auf den ersten
Blick in offensichtlichem Widerspruch zueinander stehende
Baubeschreibungen wiedergeben, sich dennoch nicht widersprechen.
Die in dieser Arbeit auf der Grundlage der archäologischen Befunde
entwickelte Hypothese „Pyramidenbau mit Rampen und Seilwinden"
verbindet erstmals den Einsatz steiler, parallel zu den Stufen des
Kernmauerwerks angeordneter Rampen in Kombination mit der Walze in
Form der Seilwinde für den Materialtransport und den Bau einer
Arbeitsplattform für die gefahrlose Montage des Pyramidions und die
Glättung der Pyramidenverkleidung. Die Hypothese wird hiermit zur
Diskussion gestellt.

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