Sophie Passlack - E33 - Saison 20/21
1 Stunde 5 Minuten
Podcast
Podcaster
Hamburg
Beschreibung
vor 3 Jahren
Loide! Ein Jahr Geisterspiele, so weit sind wir also gekommen. Und
obwohl der Grusel nach und nach Routine zu werden scheint, die
Gespenster als Maskottchen auf der Tribüne sitzen, Schreihälse und
Ölzeugwarte auf den andernfalls verwaisten Sitzschalen, ist es doch
immer noch zum Fürchten. Weil die gähnende Leere ein Abgrund ist,
in den wir schauen müssen. An jedem verdammten Samstag, zu jedem
vermeintlichen Topspiel, in jeder ellenlangen Minute. Und weil uns
auch sechs Tore, das ganze Spektakel, nicht über das
Offensichtliche hinwegtäuschen kann. Wir vermissen das Stadion,
aber vermissen vor allem uns selbst. Wir schauen auf die Plätze und
sehen uns nicht. Die Tribüne als blinder Spiegel. Ein Bild, das
nicht mehr wimmelt. Ein Bild, das an uns zerrt. Das Stadion nur
noch eine Arena, der Sprecher eine einsame Stimme, die kein Echo
erzeugt. Humba, humba, tätehä? Dann sitzen wir allein vor dem
Fernseher, Atmosphäre allenfalls aus der Konserve, der Meister
eventuell aus der Dose, und denken zurück. An die Nachmittage mit
Freunden, mit Müttern und Vätern. Halbvier, das war nie nur eine
Anstoßzeit, ein flüchtiger Blick auf die Uhr. Es war ein
Versprechen, eine Verabredung. Ja, wir werden da sein. Gemeinsam,
eng an eng, andere auch schon dicht an dicht. Und uns im Chor
versichern, immer wieder, dass wir nicht alleine gehen werden. Nie
wieder. Darum ging es vor allem. Das Spiel, das merken wir jetzt,
war immer nur Anlass, das Stadion immer nur eine Schüssel. Ohne uns
nur Beton. Wir kamen, um es zu schmücken. Trugen die Zuversicht als
Girlanden, setzten dem Ganzen die Krone auf. Und, seien wir
ehrlich, wir brauchten das auch. Für uns, als Ventil. Im Stadion,
sagt Fritz Eckenga, da entmenscht man sich. Da ist man nicht nur
Zuschauer, da stellt man sich selbst in den Wind. Die Faust
geballt, die Überzeugung tausendfach im Rücken. Im Stadion,
Südtribüne oder Nordkurve, da weiß man nun mal, wo man steht. Da
kann man die Richtung vorgeben, in der letzten Reihe dem Himmel
schon nah. Im Stadion, da kann man nochmal gemeinsam außer sich
sein. Zusammen dümmer als sonst, größer als die anderen. Immer
schlauer als die da unten. Und immer lauter als die da oben.
Sowieso. Das alles fehlt. Was bleibt, sind die Erinnerungen. Sie
müssen die Lücken jetzt füllen. Ein Jahr Gespenster. Und natürlich
hoffen wir alle, dass der Spuk bald vorbei ist.
obwohl der Grusel nach und nach Routine zu werden scheint, die
Gespenster als Maskottchen auf der Tribüne sitzen, Schreihälse und
Ölzeugwarte auf den andernfalls verwaisten Sitzschalen, ist es doch
immer noch zum Fürchten. Weil die gähnende Leere ein Abgrund ist,
in den wir schauen müssen. An jedem verdammten Samstag, zu jedem
vermeintlichen Topspiel, in jeder ellenlangen Minute. Und weil uns
auch sechs Tore, das ganze Spektakel, nicht über das
Offensichtliche hinwegtäuschen kann. Wir vermissen das Stadion,
aber vermissen vor allem uns selbst. Wir schauen auf die Plätze und
sehen uns nicht. Die Tribüne als blinder Spiegel. Ein Bild, das
nicht mehr wimmelt. Ein Bild, das an uns zerrt. Das Stadion nur
noch eine Arena, der Sprecher eine einsame Stimme, die kein Echo
erzeugt. Humba, humba, tätehä? Dann sitzen wir allein vor dem
Fernseher, Atmosphäre allenfalls aus der Konserve, der Meister
eventuell aus der Dose, und denken zurück. An die Nachmittage mit
Freunden, mit Müttern und Vätern. Halbvier, das war nie nur eine
Anstoßzeit, ein flüchtiger Blick auf die Uhr. Es war ein
Versprechen, eine Verabredung. Ja, wir werden da sein. Gemeinsam,
eng an eng, andere auch schon dicht an dicht. Und uns im Chor
versichern, immer wieder, dass wir nicht alleine gehen werden. Nie
wieder. Darum ging es vor allem. Das Spiel, das merken wir jetzt,
war immer nur Anlass, das Stadion immer nur eine Schüssel. Ohne uns
nur Beton. Wir kamen, um es zu schmücken. Trugen die Zuversicht als
Girlanden, setzten dem Ganzen die Krone auf. Und, seien wir
ehrlich, wir brauchten das auch. Für uns, als Ventil. Im Stadion,
sagt Fritz Eckenga, da entmenscht man sich. Da ist man nicht nur
Zuschauer, da stellt man sich selbst in den Wind. Die Faust
geballt, die Überzeugung tausendfach im Rücken. Im Stadion,
Südtribüne oder Nordkurve, da weiß man nun mal, wo man steht. Da
kann man die Richtung vorgeben, in der letzten Reihe dem Himmel
schon nah. Im Stadion, da kann man nochmal gemeinsam außer sich
sein. Zusammen dümmer als sonst, größer als die anderen. Immer
schlauer als die da unten. Und immer lauter als die da oben.
Sowieso. Das alles fehlt. Was bleibt, sind die Erinnerungen. Sie
müssen die Lücken jetzt füllen. Ein Jahr Gespenster. Und natürlich
hoffen wir alle, dass der Spuk bald vorbei ist.
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