Versorgungsforschung durch flächendeckende klinische Krebsregister am Beispiel des malignen Ovarialtumors

Versorgungsforschung durch flächendeckende klinische Krebsregister am Beispiel des malignen Ovarialtumors

Beschreibung

vor 15 Jahren
Hintergrund Während die klinische Forschung die Wirksamkeit neuer
medizinischer Maßnahmen unter Studienbedingungen prüft, beschäftigt
sich die Versorgungsforschung mit der Evaluation der
Routineversorgung. Ziel der Versorgungsforschung ist es, die
Kranken- und Gesund¬heitsversorgung als ein System zu entwickeln,
das durch das Leitbild der „lernenden Ver¬sorgung“ gekennzeichnet
ist und Optimierungsprozesse fördert. Insbesondere wegen der
Häufigkeit von Krebserkrankungen und der intersektoral und
interdisziplinär getragenen Versorgung ist die Onkologie ein
prädestiniertes Anwendungsfeld für Versorgungsfor¬schung. Trotz
vielfältiger Aktivitäten ist die Versorgung Krebskranker in
Deutschland bisher aber noch wenig transparent. Indem
flächendeckende klinische Krebsregister in einem definierten
Einzugsgebiet über die reine Bestimmung von Inzidenz und Mortalität
hinausgehend, sektorübergreifend prognoserelevante Befund- und
Behandlungsdaten aus allen Krankheitsphasen inkl. des jeweilig
verantwortlichen Versorgungsträgers erheben, bieten sie die
Voraussetzung für eine qualitativ hochwertige Versorgungsforschung
in der Onkologie. Vorliegende Arbeit zum malignen Ovarialtumor, dem
zweithäufigsten gynäko¬logischen Tumor mit einem relativen
5-Jahres-Überleben von 34 - 50%, soll belegen, dass mit wenigen
routinemäßig erhobenen Daten eines flächendeckenden klinischen
Krebs¬registers wie dem Tumorregister München (TRM) Transparenz in
der onkologischen Ver¬sorgung erreicht sowie die
Versorgungsqualität bewertet und unterstützt werden kann. Methodik
Das TRM ist ein flächendeckendes klinisches Krebsregister und
mittlerweile zuständig für die bevölkerungsbezogene
Krebsregistrierung in einem Einzugsgebiet von 4,4 Millionen
Einwohnern (ganz Oberbayern und die Stadt und der Landkreis
Landshut). Um den individuellen Versorgungsprozess abzubilden,
trägt es einige wenige elementare klinische Daten aus 73
Krankenhäusern mit ca. 350 Abteilungen, einigen hundert Praxen, 19
patho¬logischen und 12 strahlentherapeutischen Einrichtungen sowie
23 Gesundheits- und 536 Einwohnermeldeämtern zusammen, prüft die
Daten auf Plausibilität und Vollständigkeit und kompiliert aus den
partiell redundanten Meldungen einen logisch konsistenten
Krank¬heitsverlauf. Die Analyse des resultierenden validen
Datenkörpers reicht von deskriptiven bis hin zu multivariaten
Analysen (logistische Regression, Cox-Regression) verschiedener
Qualitätsindikatoren. Via passwortgeschütztem Internetzugang werden
die interpretierten Ergebnisse anhand einzelner themenspezifischer
Aufbereitungen aggregiert für das gesamte Einzugsgebiet sowie für
jede Klinik an die Leistungserbringer zurückgekoppelt. Ergebnisse
Die Dokumentations- und Datenqualität im TRM ist gut, wenn auch
noch nicht optimal. Das aus der Literatur bekannte
klinisch-epidemiologische Krankheitsbild des malignen Ovarialtumors
wird mit den Daten des TRM reproduziert. Die Versorgung der
Patientinnen mit einem malignen Ovarialtumor im TRM-Einzugsgebiet
ist insgesamt gut, konnte über die Zeit verbessert werden und kann
sich dem internationalen Vergleich stellen. Es existieren vom
Versorgungsträger abhängige Befund- und Behandlungsvariabilitäten,
die zu Unterschieden im Outcome führen. Eine Assoziation zwischen
jährlicher Behandlungszahl einer Klinik und dem Überleben konnte
nicht nachgewiesen werden. Durch die Rückkopplung der Ergebnisse an
die Leistungserbringer können diese ihre eigene Arbeit bewerten und
gegebenenfalls Verbesserungsmaßnahmen einleiten. Schlussfolgerungen
Flächendeckende klinische Krebsregister können für Transparenz in
der onkologischen Versorgung sorgen und ein Angebot zur Bewertung
und Unterstützung der Versorgungs¬qualität bereitstellen. Sie
können damit zur Verbesserung der onkologischen Versorgung
beitragen. Flächendeckende klinische Krebsregister könnten sich
also zu „Ombuds¬einrichtungen für die Bevölkerung“ und einem
„effizienten Instrument für die Versorgungsforschung in der
Onkologie“ entwickeln.

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